Unter seiner Regie stiegen Turnerinnen der TSG Balingen trotz widriger Bedingungen von der Kreisliga bis in die 3. Liga auf: Rudi Bareth. Foto: Hrivatakis

Turnen: Mit dem Aufstieg in 3. Liga zieht derCheftrainer der Balinger Regionalliga-Turnerinnenden einen Schlussstrich. 

Aufhören, wenn’s am schönsten ist – das nehmen sich alle erfolgreichen Sportler und Trainer vor. Rudi Bareth wird das gelingen. Am Sonntag feiert der Cheftrainer der Balinger Regionalliga-Turnerinnen den Aufstieg in die 3. Liga. Dann ist Schluss.

"Aus sportlicher Sicht kann ich es mir nicht schöner vorstellen als mit dem Aufstieg in die 3. Liga, selbst wenn es am Sonntag nicht mit der Meisterschaft klappen sollte. Allein schon in der 3. Liga turnen zu dürfen, ist für die Mädchen fantastisch", sagt Bareth.

Der Aufstieg in die 3. Liga, das ist der krönende Abschluss der Laufbahn von Rudi Bareth als Turntrainer, die eher unverhofft begann. "Ich hatte zwar in der Schule und im Studium mit dem Turnen zu tun, war früher aber Fußballer und habe, als ich nach Balingen gekommen bin, für den TSV Endingen. Ausschlaggebend war, dass meine Töchter Bettina und Claudia bei der TSG mit dem Turnen begonnen haben. Das war 1993. Mit ihnen habe ich mich dann hoch gearbeitet", sagt Bareth.

Ein Schlüsselmoment war dafür verantwortlich, dass er sich derart in die Materie vertiefte. "Ich war noch ein Trainer-Greenhorn, als ich mit meiner Tochter Claudia zum ersten Mal bei einem Deutschen Turnfest in München war und sie den Titel bei der C-Jugend gewonnen hat. In der Olympiahalle gab es keine elektronische Anzeige. Als ich dann auf der Ergebnisliste gesehen habe, dass der Name meiner Tochter an Nummer eins steht, war das für mich ein Gänsehautmoment, der mich angetrieben hat", sagt Bareth.

Seit 15 Jahren arbeitet er nun als Cheftrainer, früher, als die besten Turnerinnen der verschiedenen Vereine in der Region für den TSV Ebingen an die Geräte gingen, war er im Coaching-Staff des TSV, seit 2010 schreibt er die Erfolgs-Geschichte der Turnerinnen der TSG Balingen mit – Durchmarsch von der Kreisliga bis in die Oberliga, zwei Oberliga-Meistertitel, 2015 nach erfolgreicher Relegation der Aufstieg in die Regionalliga. "Da hat sich ein Highlight an das andere gereiht, dazu zählt auch, dass Janine Kern sieben Mal in Folge den Landestitel geholt hat", sagt Bareth. Doch nicht nur seine Top-Turnerinnen lagen und liegen ihm am Herzen. "Man darf den Fokus nicht darauf beschränken. Ich habe viele Jahre mit dem Nachwuchs gearbeitet, das ist mir genau so wichtig." Und so rücken immer wieder Talente in die Mannschaften – die TSG Balingen II turnt in der Oberliga – nach.

Dass nach dem Regionalliga-Wettkampf am Sonntag in Gäufelden Schluss ist, steht für Bareth schon seit Anfang des Jahres fest. "Das ist ein Gedankenprozess gewesen. Ich bin jetzt 68 Jahre alt, und wenn man etwas so lange und fast schon exzessiv betreiben hat, nimmt es auch einen Teil des eigenen Denkens ein. Dass ich aufhöre, für mich eine Befreiung, sowohl zeitlich als auch mental." Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt, der ihn zu diesem Schritt bewog "Dass sich an unserer Trainingssituation nichts ändert. Ich sehe bei den Verantwortlichen der auch gar keinen Willen, dass etwas gehen könnte. Wir sind am Ende der Fahnenstange angekommen. In der Schmidenhalle können wir nicht einmal den Sprung trainieren, weil sie nicht groß genug ist. Der Auf- und Abbau der Geräte kostet immens viel Zeit, und um in den Genuss einer Schnitzelgrube zu kommen, müssen wir nach Tübingen fahren", sagt Bareth.

Übrigens: Zwar will sich Rudi Bareth künftig aus jeglicher Verantwortung herausnehmen, der TSG aber weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen – denn ob es so ganz ohne Turnhalle geht, ist dann doch fraglich.