Helen Kevric war in den vergangenen Wochen verletzt. Dennoch wurde sie nun für die Turn-EM nominiert. Wie ist das möglich? Und: Welche Rolle spielt Elisabeth Seitz bei den Planungen?
Zuletzt hatte ja eine gewisse Verwirrung geherrscht. Mal hieß es, unter anderem vom Bundestrainer, Helen Kevric sei wegen einer Fußverletzung keinesfalls einsatzbereit für die EM der Turnerinnen vom 2. bis zum 5. Mai im italienischen Rimini. Nach ein paar Besprechungen zwischen Trainern, Ärzten und der Athletin turnte sie dann aber am vergangenen Wochenende für den MTV Stuttgart beim Bundesligawettkampf in Ketsch – der zugleich als Qualifikation für die Europameisterschaft diente. Und siehe da: Am Montag nominierte sie der Bundestrainer Gerben Wiersma dann doch für die EM.
„Wenn ich denken würde, dass der EM-Einsatz langfristig negative Folgen haben könnte, hätte ich anders entschieden“, sagte der Niederländer. Man habe sich aber dazu entschlossen, Helen Kevric die Möglichkeit zu geben, ihren ersten internationalen Wettkampf bei den Seniorinnen zu turnen – auch mit Blick auf die im Juni anstehende Olympia-Qualifikation.
Ein „vorsichtiger“ Plan wurde daher aufgestellt für das Talent vom MTV Stuttgart, das sich kurz vor dem geplanten Einsatz beim DTB-Pokal Mitte März in Stuttgart hatte verletzt abmelden müssen. Bei der EM turnt sie lediglich am Stufenbarren – und beim Vorbereitungswettkampf in Jesolo wird sie sogar komplett fehlen. Anders als Elisabeth Seitz.
Die Stufenbarren-Europameisterin von 2022 turnt zwar nicht bei der EM – nach ihrem Achillessehnenriss im vergangenen September feierte sie in Ketsch zwar ihr Comeback, dennoch kommt die Europameisterschaft zu früh für die Stuttgarterin. In Jesolo geht sie aber ans Gerät. Während Seitz dann zurück nach Stuttgart reist, geht es für Helen Kevric im fliegenden Wechsel zum Nationalteam.
Auch Marlene Gotthardt ist bei der EM dabei
Die erst 16-jährige Helen Kevric, hoch dekoriert als Juniorin, gilt als chancenreich im Rennen um den letzten zu vergebenden deutschen Startplatz für die Olympischen Spiele in Paris. Ohne eine internationale Erfahrung in ihrem ersten Jahr bei den Seniorinnen wäre es für sie aber wohl schwer geworden, das Ticket zu ergattern. Die EM-Teilnahme könnte für so etwas wie Chancengleichheit vor den Quali-Wettkämpfen im Juni sorgen. Dann will auch Elisabeth Seitz topfit sein und um den Paris-Startplatz kämpfen.
Bisher sind lediglich Pauline Schäfer-Betz und Sarah Voss persönlich qualifiziert. Das Mannschaftsticket hatte die Riege des Deutschen Turnerbundes bei der WM 2023 in Antwerpen knapp verpasst. Ein Quotenplatz plus die Rolle der Ersatzturnerin kann noch besetzt werden.
Neben Helen Kevric ist eine weitere Stuttgarterin für die EM nominiert: Marlene Gotthardt, die jüngst schon beim DTB-Pokal überzeugt hatte. Zudem im Team: Karina Schönmaier (TuS Chemnitz-Altendorf), Janoah Müller (TSG Haßloch) und Silja Stöhr (Turngemeinde Heddesheim 1891). Ersatzturnerin ist Lisa Wötzel (TuS Chemnitz-Altendorf).