Die Herrenknecht-Einfachschild-Tunnelbohrmaschine wird für den südlichen Zugangsstollenzum Einsatz kommen. Foto: Marti

Der Gotthard-Straßentunnel muss altersbedingt saniert werden. Damit der Verkehr zwischen Göschenen und Airolo weiter fließen kann, wird eine zweite, parallele Röhre gebaut – die Tunnelbohrmaschine für die Maßnahme kommt aus Allmannsweier.

Rund 16 000 Fahrzeuge passieren pro Tag den Gotthard-Straßentunnel. Das sind pro Jahr sechs Millionen Autos und Lastwagen. Seit 45 Jahren ist er ein Schlüsselbauwerk des europäischen Nord-Süd-Verkehrs durch die Alpen. Auf 16,9 Kilometern Länge verläuft er zwischen Göschenen im Schweizer Kanton Uri und Airolo im Kanton Tessin. Die altersbedingt notwendige Instandsetzung geht das Schweizer Bundesamt für Straßen (ASTRA) nach langfristiger Planung an.

 

Damit während der Sanierung und der notwendigen Sperrung des Tunnels der Verkehr wie bisher fließen kann, beauftragte das ASTRA den Bau einer zweiten, parallelen Röhre, heißt es in einer Pressemitteilung der Herrenknecht AG. Nach dem Abschluss aller Arbeiten an beiden Röhren wird, so heißt es weiter, für den Verkehr in südliche und in nördliche Richtung je ein Tunnel mit einem Fahrstreifen (plus Pannenstreifen) zur Verfügung stehen – ein deutlicher Sicherheitsgewinn gegenüber dem bisherigen Betrieb mit Gegenverkehr in einer Röhre.

Die mit dem Tunnelvortrieb beauftragten Unternehmen orderten je eine Tunnelbohrmaschine (TBM) für den nördlichen und für den südlichen Bauabschnitt der Hauptröhre. Die Vertreter des Bauunternehmens Marti Tunnel AG zusammen mit den verantwortlichen Herrenknecht-Ingenieuren schlossen am 30. Juli die technische Abnahme der Maschine für das südliche Baulos erfolgreich ab: Der Durchmesser der Maschine vom Typ Einfachschild-TBM beträgt 12 310 Millimeter. Der Bohrkopf wird von 16 elektrischen Motoren angetrieben, die insgesamt über eine Leistung von 5600 Kilowatt beziehungsweise rund 7600 PS verfügen, so das Unternehmen und stellt zum Vergleich: Ein aktuelles Auto der „Formel 1“ hat rund 1000 PS.

Maschine ist Spezialistin für Hartgestein der Alpen

Als Einfachschild-TBM sei die Maschine eine Spezialistin für den Vortrieb durch das Hartgestein der Alpen. Auf dem 7755 Meter langen südlichen Bohrabschnitt ist vorwiegend mit Granit, Gneis und Schiefer zu rechnen. Der technischen Abnahme folge nun die Demontage der Maschine und der Transport der Komponenten auf die Baustelle in Airolo. Dort werde die Maschine wieder montiert, damit die Mineure der Marti Tunnel AG den Vortrieb der Hauptröhre von Süden her planmäßig ab März 2025 in Angriff nehmen können.

Gemäß geologischen Voruntersuchungen erwarten die Tunnelbauer auf der geplanten Bohrtrasse für die Hauptröhre im Norden und im Süden je eine geologische Störzone. Aufgrund der Fels-Charakteristik fiel die Entscheidung, vor dem Start der maschinellen Hauptröhrenvortriebe die beiden Störzonenabschnitte im konventionellen Sprengvortrieb auszubrechen. Um die Störzonen im Berg zu erreichen, wurden Zugangsstollen durch den Fels getrieben. Dabei konnte auch maschinelle Vortriebstechnik eingesetzt werden.

„Die Marti Tunnel AG hat den Vortrieb des südlichen Zugangsstollens mit einer Herrenknecht-Einfachschild-TBM bereits im August 2023 erfolgreich abgeschlossen“, heißt es in der Mitteilung. Die Maschinen für die Hauptröhre werden später durch die beiden bereits ausgebrochenen Störzonen durchgezogen. Für die beiden nördlichen Baulose hat Herrenknecht eine Gripper-TBM sowie eine Einfachschild-TBM an eine Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen Implenia Schweiz AG und Frutiger AG geliefert. Der Vortrieb des nördlichen Zugangsstollens wurde im April 2023 abgeschlossen. Die Abnahme der Einfachschild-TBM für den südlichen Abschnitt der Hauptröhre fand am 8. Juli in Schwanau statt.

Vier Herrenknecht-Maschinen waren bereits im Einsatz

Bereits von 2003 bis 2011 fuhren die ausführenden Baukonsortien am Gotthard mit vier Herrenknecht-Maschinen insgesamt 85 Kilometer Tunnel für den bisher längsten Eisenbahntunnel der Welt auf. Die Lieferung für den Gotthard-Basistunnel gehört zu den herausragenden Meilensteinen der Herrenknecht-Unternehmensgeschichte. Das bestätigt auch Matthias Schwärzel, zuständiger Leiter der Projektleitung. Er ist stolz, jetzt mit Herrenknecht-Technologie an den Gotthard zurückzukehren: „Tunnelbau in den Alpen und besonders am Schweizer St. Gotthard hat für uns immer eine emotionale Komponente. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Mineuren auf der Baustelle.“