Der Industriebrache am Haidenwald haucht die Firma Lämmle Recycling GmbH wieder neues Leben ein. Nach der Genehmigung aller behördlichen Auflagen ist dort die Entstehung von bis zu 50 neuen Arbeitsplätzen geplant. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ansiedlungswunsch und Konzept einstimmig unterstützt / Auch Tonabbau möglich

Einer Wiedernutzung des ehemaligen Liapor-Geländes in unmittelbarer Nähe zur Autobahn steht aus Sicht der Gemeinde nichts entgegen. Bürgermeister Ralf Pahlow nennt die jetzigen Beschlüsse "richtungsweisend".

Tuningen. Der Gemeinderat ebnete mit seinen Beschlüssen der Firma Lämmle Recycling den Weg zur Einleitung der weiteren Verfahrensschritte.

Erneuter Eingriff in die Natur?

Dabei unterstützte er einstimmig den Ansiedlungswunsch und das Standortentwicklungskonzept im Hinblick auf die Ansiedlung eines Recyclingbetriebes und im Hinblick auf die Verfüllung des Tonabbaugebietes als Deponie der Deponieklasse 0. Dadurch wird die Ablagerung von Inertstoffen, wie etwa unbelastetem Bauschutt oder Boden, zulässig.

Zudem votierten die Räte mit knapper Mehrheit für eine Verlängerung der Ton-Abbaugenehmigung, die bei der LBU-Fraktion auf Skepsis stieß. Deren Sprecher Emil Maier lobte die offene Kommunikation und den präsentierten Ablaufplan der Antragsteller. Bedenken äußerte er indes gegen einen erneuten Eingriff in die Natur, die mit dem Abbau weiterer prognostizierter 800 000 bis 1,1 Millionen Tonnen Ton verbunden sind.

Maier plädierte dafür, vorsichtig zu agieren und über eine Abbaugenehmigung mittelfristig zu entscheiden. Der Abbau von Ton solle zum jetzigen Zeitpunkt keine übergeordnete Rolle spielen, erläuterte Geschäftsführer Stefan Lämmle.

Der Fraktionssprecher der Freien Liste Eckhard Britsch lobte ein nach seiner Meinung rundherum positives Vorhaben eines innovativen Antragstellers, der bereits mehrfach in der Region mit positiven Vorhaben überzeugte. "Es ist positiv, dass mit dem brachliegenden Gelände wieder etwas geht", blickte er positiv in die Zukunft.

Bürgermeister Ralf Pahlow begrüßte die frühzeitige Beteiligung der Bevölkerung durch die Antragsteller, die über einen langen Zeitraum einen hohen Aufwand an Planung investieren, um ihre Vorhaben erfolgreich umzusetzen.

Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung zudem den Kostenübernahmevertrag mit der Firma Lämmle auszuhandeln und in Abstimmung ein leistungsfähiges Planungsbüro für die Erarbeitung des Bebauungsplanes und die Änderung des Flächennutzungsplanes auszuwählen. "Die Gemeinde behält die Planungshoheit, der Vorhabensträger übernimmt die Kosten", ergänzte Pahlow, der bezüglich der Planungskosten für einem Radweg mit Beteiligung der Gemeinde bereits erste Gespräche führe.

Dialog mit Bürgern soll gehalten werden

Da Geschäftsführer Stefan Lämmle für das gesamte Verfahren inklusive Planfeststellung, Bürgeranhörung, Umweltverträglichkeitsprüfung oder Genehmigungsverfahren ungefähr bis Ende 2023 kalkuliert, erfolgte bereits die Gründung einer Firma mit Sitz in Tuningen. Auch begleiten aus behördlicher Sicht die Fachstellen im Landratsamt eng das geplante Vorhaben.

Lämmle sicherte zu, den Dialog mit den Bürgern im weiteren Verfahrensverlauf beizubehalten. Auch begrüßte er diesbezüglich die sehr gute Kommunikation mit den Behörden.

Ratsmitglied Hans Mauch äußerte Bedenken hinsichtlich einer möglichen Lärmbelästigung durch einen Stein- und Materialbrecher. Auf Grund des Lärmpegels der benachbarten Autobahn und der geplanten Bearbeitung von vier bis fünf Chargen an maximal vier Tagen pro Jahr sollte der Lärm eine untergeordnete Rolle spielen. Zudem wird in einem Gutachten überprüft, ob derartige Belastungen die gesetzlichen Vorgaben einhalten.

"Die Beschlüsse des Gemeinderates zu den Vorhaben der Firma Lämmle sind richtungsweisend für die zukünftige Entwicklung von Tuningen", ergänzte Pahlow.

Am 31. Dezember 2012 schloss die Firma Liapor nach 45 Jahren ihr Blähtonwerk im Tuninger Haldenwald. Damals war die Produktion um mehr als ein Drittel auf unter 200 000 Kubikmeter gesunken. Blähton als Baustoff hatte an Bedeutung verloren. In den Besitz der Lämmle Recycling ging das 16 Hektar umfassende Gelände bereits vor fünf Jahren über. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig in den Standort Tuningen zu investieren und kalkuliert mittelfristig am Standort mit bis zu 50 neuen Arbeitsplätzen.