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VHS fehlt erstmals ein professioneller Lehrer / Leiterin fürchtet Teilnehmer-Abwanderung

Sanfte, aber exakte Übungen, deren Erfolg sich schnell einstellt – Anfang Oktober sollen die neuen und bereits ausgebuchten Pilates-Kurse der Volkshochschule in Tuningen starten. Doch bislang fehlt Leiterin Barbara Groh noch eine Lehrkraft.

Tuningen. Volkshochschul-Leiterin Barbara Groh sieht sich vor einer ausweglosen und völlig unbekannten Situation: Sie hat zwei vollkommen ausgebuchte Pilates-Kurse, findet aber niemanden, der sie übernimmt. "Seit 30 Jahren bin ich bei der Volkshochschule, seit neun Jahren bieten wir zwei Pilateskurse an, und zum ersten Mal kann ich keinen Lehrer dafür auftreiben", sagt sie fassungslos.

Die vorherige Dozentin, Brigitte Hicke, habe aus privaten Gründen aufhören müssen und nun suche man händeringend nach einem Nachfolger. Sie habe überall nachgefragt, auch in Trossingen und Tuttlingen, habe ehemalige Dozenten kontaktiert und deren Bekannte, doch niemand habe Zeit. "Wir haben keine Idee mehr, eine Katastrophe", meint sie ratlos. Dabei habe man die Kurse extra hintereinander gelegt, damit jemand mit weiter Anfahrt gleich beide machen könne.

Ein Yoga-Lehrer wurde auch gesucht

Wenn man bis Oktober niemanden bekäme, befürchtet sie, sei es wahrscheinlich, dass die 20 Sportler in andere Pilates-Kurse abwandern. "Eigentlich ist es hier ideal. Die Teilnehmer müssen sich nur eine Pilatesmatte unter den Arm klemmen und losmarschieren, anstatt nach Villingen-Schwenningen zu fahren", sagt Groh. Oftmals habe man neue Kurse, aber keine Anmeldungen, aber dass es einmal keinen Lehrer gebe, das sei ihr noch nie untergekommen.

Auch die Stelle des Yoga-Lehrers war vakant, manche der früheren Teilnehmer seien sogar schon abgewandert zu anderen Kursen. Zum Glück habe man die Stelle nun besetzen können, wenn auch kurzfristig in Anbetracht der Tatsache, dass der Kurs in der kommenden Woche startet. Groh hat den neuen Lehrer Franz Eisenbeil gleich nach der Zusage noch gefragt, ob er nicht zufällig auch Pilates-Lehrer sei. Bislang hat sie darauf noch keine Antwort erhalten.

Das große Problem bei den Pilates-Kursen ist nämlich nicht der Mangel an Bewerbungen, sondern die richtige Ausbildung. "Ich kann nur jemanden nehmen, der lizensiert ist. Das ist der Qualitätsanspruch der Volkshochschule", erklärt Groh bedauernd. Außerdem wolle man, dass die Teilnehmer die Kurse bei der Krankenkasse einreichen können.

Groh probiert alle Angebote selbst aus

So hätten zwar diverse Gymnastik-, Bauch-Beine-Po- oder Vereinsübungsleiter angefragt, doch Groh möchte nur jemanden, der speziell für Pilates ausgebildet ist. "Die frühere Kursleiterin hat ihren Job jahrelang gemacht, war professionell und hat bei Verletzungen der Teilnehmer auch vor bestimmten Übungen gewarnt", betont Groh die Wichtigkeit einer guten Ausbildung.

Für Groh gehört Pilates untrennbar zum VHS-Programm. Sie selbst probiert alles aus, was angeboten wird, so auch vor neun Jahren den Pilates-Kurs. "Da bin ich sofort hängen geblieben", sagt sie ganz begeistert. Es sei intensiv, und man strenge sich an, ohne es zu merken. Zudem habe sie nach wenigen Kursen schon den Gürtel am Bauch ein Loch enger schnallen können. "Außerdem muss man sich nicht nass schwitzen. Das mögen besonders die Frauen daran", vermutet sie.

Die Bewegungen seien sanft, exakt, aber ruhig und man könne abschalten. Es gehe um Muskeln, von denen sie nicht einmal gewusst habe, dass sie existieren. "Wenn Pilates einmal ausfällt, fehlt es mir sofort", sagt die VHS-Leiterin. Sollte sie in nächster Zeit tatsächlich keinen Lehrer für den Pilates-Kurs finden, dann wird es den sportbegeisterten Teilnehmern, die sich schon angemeldet haben, wohl genauso ergehen.