Der Technikstandort in Rottweil soll bestehen bleiben. Hier werden unter anderem landwirtschaftliche Geräte verliehen. 2016 hatte bereits der Spaichinger BayWa-Standort geschlossen. Foto: Hege Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Weiterer BayWa-Standort schließt? / Agrarstandort Tuningen soll bestehen bleiben

Der BayWa Bau-, Zoo- und Gartenmarkt in Rottweil wird zum Ende des Jahres geschlossen – nach der Schließung des Standorts in Spaichingen ist es schon das zweite BayWa-Geschäft in der Region, das zumacht. Damals zog BayWa mit dem Angebot von Spaichingen nach Tuningen.

Tuningen. Spaichingen/Rottweil. Die Rottweiler Leistungen werden nicht verlagert, weitere Angebotskürzungen im Agrarbereich sind nicht ausgeschlossen, so das Unternehmen. Warum die Standorte schließen mussten, was mit den Angestellten passiert und wie BayWa die Zukunft in der Region plant: Es gibt einen Unterschied zwischen den BayWa Bau- und Gartenmärkten und den Agrarstandorten der BayWa AG: Die Bau- und Gartenmärkte von BayWa, wie jener in Rottweil, wurden 2012 aus der AG ausgegliedert. Die operative Führung der Märkte liegt bei der Hellweg GmbH in Dortmund. Während also Hellwegs Baumarkt schließt, bleiben Düngerverkauf und das technische Zentrum, gleich neben dem Baumarkt in der Schramberger Straße in Rottweil, erst mal erhalten. Auch der ehemalige Standort Spaichingen, der in Tuningen und Oberndorf gehören zur BayWa AG.

Ungewisse Zukunft in Rottweil

Hellweg betreibt noch 14 BayWa-Baumärkte in Baden-Württemberg mit 350 Mitarbeitern; neben Rottweil schließt in diesem Jahr ein weiterer Laden in Aidlingen in der Nähe von Böblingen. Als Gründe für die Schließung beider Standorte nennt das Unternehmen die Wettbewerbsentwicklung und das veränderte Käuferverhalten.

"Die Kunden tendieren eindeutig zu großflächigen Märkten mit entsprechender Sortimentstiefe", so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Laut Medienberichten werde der Laden unter anderem geschlossen, weil die nötige Dachsanierung dem Unternehmen zu teuer gewesen sei. Das bestreitet Catherina Tamler, Unternehmenssprecherin von Hellweg, Dortmund: "Wir sind nur Mieter der Ladenfläche, ich weiß nicht, wie solche Gerüchte entstehen."

Der Kreisbauernverband ist derweil froh über den Erhalt des BayWa Dünger- und Technikstandorts in Rottweil. Doch aus München kommen nun auch dazu Bedenken. Antje Krieger von der BayWa AG: "Ob das Düngerlager in Rottweil langfristig Bestand haben wird, hängt auch sehr stark davon ab, was mit dem Gesamtgrundstück passiert." Personalwechsel zwischen der Baumarktkette und den Agrarstandorten sind laut Hellweg und BayWa nicht üblich. Im Falle des Baumarkts habe es für die Mitarbeiter "teilweise Versetzung, teilweise Abfindung" gegeben.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Markus Klemt hat den Großteil der 17 Mitarbeiter in Rottweil vertreten: "Die zehn Verdi-Mitglieder unter den Angestellten wollten alle eine Abfindung."

Das Unternehmen habe zwar den langjährigen Mitarbeitern eine Versetzung nach Balingen angeboten, das sei für die scheidenden Mitarbeiter jedoch keine Alternative gewesen. "In Balingen hätte es wiederum Personaleinschnitte gegeben. Die Neuen aus Rottweil hätten mit einer Marke auf der Stirn angefangen", erklärt Klemt das Problem. Mit den ausgehandelten Ausgleichen sei er zufrieden. Klemt ist froh, dass sich die Rottweiler Angestellten bei ihm meldeten: "2016 in Spaichingen kam kein Mitarbeiter auf mich zu."

Spaichingen als Zeichen für einen Trend?

Von der damaligen Schließung in Spaichingen waren laut Krieger zwei Vollzeit-, zwei Teilzeitkräfte und zwei Aushilfen betroffen. Keiner der Mitarbeiter wurde an einer anderen Stelle weiterbeschäftigt.

Der BayWa-Standort in Spaichingen wurde 2016 geschlossen, ein neuer in Tuningen öffnete. Das Unternehmen führte damals unter anderem den Grund der schwereren Auflagen seitens der Stadt Spaichingen unter anderem zur Löschwasserrückhaltung für die Schließung an. Die Spaichinger Stadtverwaltung bestritt 2016, dass neue Auflagen erlassen wurden. Heute wehrt sich Antje Krieger gegen den Vorwurf, BayWa ziehe sich aus der Region zurück.

Sie beschreibt eben dieses Vorgehen 2016 als Rochade. Die Bausubstanz in Spaichingen sei veraltet gewesen, die Technik der Getreideerfassung nicht mehr zeitgemäß, gleichzeitig wollte der damalige Landhandel Kohler in Tuningen schließen. "Insofern ergab sich für uns eine gute Gelegenheit, den sehr investitionsbedürftigen Standort Spaichingen zu schließen", sagt Krieger.

Die BayWa wolle auch in Zukunft mit stationären Standorten in der Fläche vertreten sein. Gleichzeitig, sagt Krieger, muss sich das Unternehmen mit Alternativen beschäftigen. Zum einen geht es dabei um die Entwicklung entlang der Veränderungen im Agrarbereich, zum anderen die Nutzung von digitalen und technischen Innovationen.

"Wir wollen unsere Leistungen in Kompetenzzentren bündeln", sagt Krieger. Es gelte, an einigen Standorten gesetzliche Auflagen zu erfüllen, was mit der Zeit schwierig werde. Die Agrarstandorte Tuningen und Oberndorf werden nach "jetzigem Stand am Netz bleiben". Markus Klemt von Verdi hört so etwas nicht gerne: "Die Aussagen zu Kompetenzbündelung sind immer ein Indiz für wirtschaftliche Probleme." Die Vergangenheit habe gezeigt, dass daraufhin oft Läden schließen müssen.