Ein Industriegelände bei Tuningen. Dort sollte die Haftanstalt für 500 Gefangene gebaut werden. Foto: Seeger

Tuningen und Tulip müssen sich einig sein. Jürgen Roth: "Hohe Wahlbeteiligung für Dorffrieden immens wichtig".

Tuningen - Auch am Tag nach dem Bürgerentscheid in Tuningen, bei dem sich die Mehrheit gegen die Ansiedlung einer neuen Justizvollzugsanstalt ausgesprochen hat, bekräftigt Bürgermeister Jürgen Roth, dass er für das Liapor-Gelände keinen Plan B griffbereit habe. Obwohl die Firma Tulip die bergbauliche Genehmigung bis mindesten 2020 inne hat, hat sie dennoch mit dem Verkauf an das Land zur Errichtung eines Gefängnisses ein klares Signal gegeben, dass sie das Gelände veräußern will. Doch mit einer schnellen Lösung rechnet Roth nicht.

"Tulip muss liefern, das heißt einen Käufer oder einen interessanten Verkaufspreis zu dem Tuningen das Gelände kaufen könnte. Finden wir keine Einigung, geht es wieder zurück auf Los", erklärt Roth den möglichen langen Prozess. Zumal die Entscheidung nicht allein bei Tuningen läge, da die Stadt Villingen-Schwenningen bei einer möglichen Erweiterung des Flächennutzungsplans ein Mitspracherecht habe, so Roth weiter. Neuen Wald auf der Industriebrache zu pflanzen, hält das Gemeindeoberhaupt für die falsche Strategie.

Zum Ausgang des Bürgerentscheids teilt Jürgen Roth nochmals mit, dass die Gemeinde einen guten Prozess hinter sich habe, der nichts unversucht gelassen habe, um die Bürger zum Thema zu informieren. "Damit habe ich ein gutes Gefühl, auf die Wahlbeteiligung bin ich stolz. Ich kann nachvollziehen, dass sich die Gegner bestätigt fühlen und die Befürworter enttäuscht sind", gibt Roth im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zu verstehen.

Zwar hat sich das Thema Gefängnis für Tuningen erledigt, doch werden die Bürger die Entwicklung auch weiterhin mit Spannung verfolgen dürfen. Mit Weigheim ist nach wie vor ein für das Land interessanter Standort im Spiel, der den Tuningern dann doch das Gefängnis unmittelbar vor die eigene Haustür setzen könnte.

"Da die Gegner dies für reine Fantasie halten, werden sich sicherlich einige erklären müssen, falls Weigheim doch kommen sollte", zeigt sich der Bürgermeister ernst. "Die AGG hat das Meinungsbild sicherlich geprägt. Dies war auch das Ziel. Das ist legitim und dafür habe ich Respekt", so Roth weiter.

Auf die Frage, ob der Bürgermeister das Ergebnis beeinflussen hätte können, wenn er früher seine Position bekannt gegeben hätte, antwortet er: "In diesem speziellen Fall wollte ich nicht wie der Herzog voran reiten, jeder sollte sich selbst eine Meinung bilden." Wenngleich das Ergebnis nicht nach der Vorstellung Roths ausgefallen ist, sieht er den Bürgerentscheid als Erfolg. "Ich bedanke mich sehr herzlich für die Wahlbeteiligung. Sie ist für den Dorffrieden immens wichtig gewesen." Das Thema werde, so ist Roth sicher, den Ort noch etwa zwei bis drei Wochen aktiv beschäftigen. Er hoffe auch auf die WM, bei der Gegner und Befürworter beim Public Viewing wieder nebeneinander sitzen werden und normal miteinander umgehen werden. Die Wunden werden heilen, ist sich Roth gewiss.