Diese Figuren für das Dach – es sind Max und Moritz, die im Kamin angeln – hatte Jürgen Roth schon lange im Auge. Es ist sein unterwartetes Abschiedsgeschenk der Tuninger Vereine. Fotos: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeister: Abschiedsfeier in der Festhalle / Viele Weggefährten dabei / Ab 1. Januar in VS

Etwas Humor, einiges an Wehmut und die erwartungsvolle Haltung auf etwas Neues: Aus dieser Mischung bestand die Verabschiedung am gestrigen Donnerstagabend von Jürgen Roth als Bürgermeister in Tuningen. Zum 1. Januar wird er sein Amt als Oberbürgermeister in Villingen-Schwenningen antreten.

Tuningen. Die Rednerliste war lang, und es hielten sich doch alle kurz. Sie begann mit einem Rückblick von Bürgermeisterstellverteter Emil Maier auf über 15 Jahre Jürgen Roth als Tuninger Bürgermeister, der mit einer Bildpräsentation dokumentiert wurde, über Anton Knapp, der als Stellvertreter von Landrat Sven Hinterseh sprach, bis hin zu Werner Esslinger, der stellvertretend für alle Vereinsvorsitzenden der Gemeinde Tuningen auf die vergangenen Jahre zurückblickte. Eines wurde bei den Reden immer klar: Auf das Wort von Jürgen Roth konnte man sich verlassen, er war kompetent auf Sachdiskussionen vorbereitet und hatte immer wieder neue Ideen, die Gemeinde Tuningen voranzubringen, aber auch in seiner Eigenschaft als Kreistagsmitglied den Schwarzwald-Baar-Kreis – wobei dieses Amt von dem Wechsel des Chefpostens von der Gemeinde in das Oberzentrum Villingen-Schwenningen nicht berührt ist.

Nach zwei Musikstücken des Musikvereins ging es im Rückblick zur Sache. Zunächst übernahm das sein Stellvertreter Hans Münch. Er nannte einige Zahlen, wie beispielsweise 45 Millionen Euro Investitionssumme in den vergangenen 15 Jahren, die Einführung von Glasfaserkabel in Tuningen, die Weiterentwicklung des Gewerbegebiets wie auch der Straßen- und Kanalbau, wobei er hier zur allgemeinen Erheiterung anmerkte, dass dieses Thema ihn ja auch in Villingen-Schwenningen begleiten werde. Emil Maier unterfütterte den zweiten Teil des Rückblicks mit einer Power-Point-Bilder-Show. Am 20. Juli 2003 war die Bürgermeisterwahl, und am 9. Oktober des gleichen Jahres nahm Roth an der ersten Gemeinderatssitzung teil. 2004 kaufte die Gemeinde das leerstehende Auslieferungslager eines Getränkeproduzenten und konnte dort den Bauhof unterbringen. Am 24. September 2005 war ein weiterer Meilenstein die erste Gewerbeschau der Gemeinde, und 2006 wurde man in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen. Es folgten zahlreiche Spatenstiche, Richtfeste und die Ortsumgestaltung Auf dem Platz. Am 3. Juli 2011 die Wiederwahl, der Bürgerentscheid zur JVA-Anstalt die zweite Beteiligung an dem LSP und schlussendlich die Abbruchgenehmigung zum Marielehaus. Dort soll jetzt ein Ärztezentrum entstehen.

Anton Knapp, der SPD angehörig, verabschiedete die "schwarze Seele" Roth mit einem Augenzwinkern. Aus seiner Zusammenarbeit im Kreistag wusste er zu berichten, dass der scheidende Bürgermeister immer bestens auf Themen vorbereitet war und er Tuningen voranbrachte, hier aber auch auf ein gutes Fundament aufbauen konnte, welches sein Vorgänger Walter Klumpp hinterließ. Für Knapp hieß die Bilanz: "Jürgen Roth war ein innovativer Bürgermeister", der die strategisch günstige Lage an der A 81 für den Ort zum Vorteil nutzte.

Werner Esslinger erinnerte an ein Wahlversprechen, damals 2003, als Roth erstmals gewählt wurde. Seine Bilanz nach 15 Jahren: Jürgen Roth hatte für die Anliegen der Vereine immer ein offenes Ohr. Er hat die ehrenamtliche Tätigkeit unterstützt, und viele Vereinshäuser sowie -räume wurden renoviert und ausgebaut. Es gab eine gegenseitige Verlässlichkeit.

Dass man den Bürgermeister nicht so einfach ziehen lassen wollte, das zeigte sich in zwei Liedern, die die Tuninger Stimmen mitgebracht hatten – jeweils auf Roth umgeschrieben. "Viele Jahre waren wir ein starkes Team, darum lassen wir ihn ungern zieh’n" hieß es in einem und in dem anderen, auf "Muss I denn zum Städele hinaus" gedichtet, wurde er gewarnt vor dem streitenden Stadtrat in Villingen-Schwenningen und daran erinnert, was für gute Leute mit Saft und Kraft es in Tuningen gibt.

Und Jürgen Roth selbst? Er bedankte sich am Schluss bei "seinen" Tuningern, bei seinen Mitarbeitern, bei seinem Gemeinderat, die ihn unterstützten und seine Projekte verteidigten und mahnte auch. Dass viele, die etwas zu sagen hätten, ruhig geworden seien, nicht nur in Tuningen, auch in der ganzen Republik. Er forderte diese Menschen auf, ihre Stimmen zu erheben und das Feld nicht denen zu überlassen, die mit viel Getöse, aber wenig Inhalt daherkämen.