Der Dichter Max Schneckenburger Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Zum 200. Geburtstag des Dichters Max Schneckenburger / Theaterstücke würdigen seine Gedichte

Maximilian Schneckenburger war Kaufmann und Dichter. Als 21-jähriger ehemaliger Schüler der Lateinschulen in Tuttlingen und Herrenberg schrieb er während der Rheinkrise das Gedicht, das später durch das Lied die "Wacht am Rhein" bekannt wurde. Am Sonntag jährt sich sein Geburtstag zum 200. Mal.

Tuningen/Talheim. Er wurde am 17. Februar 1819 in Talheim geboren. Sein Vater Tobias Schneckenburger stammte von Tuningen, seine Mutter Regina Margaretha war die Tochter des sehr geachteten Kaufmanns und Seidenfabrikanten Matthias Haug von Talheim, der das sogenannte Schneckenburgerhaus in Talheim baute. Max Schneckenburger war das vierte Kind aus dieser Ehe. Sein Geburtshaus war das vorstehend genannte Haus seines Großvaters, in dem heute das örtliche Museum untergebracht ist.

Der 15 Jahre ältere Bruder von Max war Universitätsprofessor in Bern, der zweite Bruder führte als Kaufmann eine Zeit lang eine Baumwollfabrik in der Schweiz, der dritte war Arzt in Ebingen und die jüngere Schwester verheiratete sich in Meßkirch. Max Schneckenburger lernte in Bern Kaufmann, war hoch begabt, sehr fleißig, beteiligte sich bereits mit 19 Jahren an einer Eisengießerei in Burgdorf bei Bern und wurde bald deren Geschäftsführer.

Tödliche Krankheit

Im Oktober 1842 heiratete er in Talheim seine Jugendfreundin Luise, die Tochter des Talheimer Pfarrers Weikersreuter. Sie wohnten in Burgdorf und bekamen drei Söhne. Am 3. Mai 1849 verstarb Max Schneckenburger im Alter von erst 30 Jahren an einer Erkältungskrankheit.

Der Vater des Dichters hatte mehrere Geschwister. Der um vier Jahre ältere Bruder Johann Jakob Schneckenburger studierte in Tübingen Medizin und war nach seiner Hochzeit in Trossingen Arzt. Von 1833 bis 1835 war er Abgeordneter des Oberamtes Tuttlingen im württembergischen Landtag. Die jüngere Schwester Maria heiratete in Tuningen Marx Kaiser. Aus dieser Ehe besteht heute noch eine große Nachkommenschaft. Vermutlich wissen die meisten von ihnen nichts von ihrer weitläufigen Verwandtschaft zum einstmals bekannten Dichter von Talheim.

Die "Soldatentanne"

Sehr lange bedeckte das Naturdenkmal bei Tuningen das Grab eines desertierten österreichischen Soldaten, der von seiner vermeintlich Geliebten verraten wurde. Dort, unweit der Straße nach Talheim, wo heute das Netto-Zentrallager steht und die Autobahn vorbeiführt, wurde der österreichische Soldat hingerichtet und begraben. Dies geschah zur Zeit der Napoleonischen Kriege (1792 – 1815), als 1806 in Tuningen österreichisches Militär einquartiert war und die Tuninger Bevölkerung zwischen 1796 und 1810 durch Einquartierungen, Plünderungen, Abgaben, Beschlagnahmungen und Gewalttätigkeiten verarmte. Auf dem Soldatengrab wuchs ein Bäumchen, das 130 Jahre lang an das damalige Drama erinnerte. Die "Soldatentanne" war in amtlichen Landkarten als Naturdenkmal eingetragen und stand noch nach dem zweiten Weltkrieg. Sie wurde jedoch 1936 durch Blitzschlag schwer beschädigt und musste um 1949 gefällt werden.

Der Dichter Max Schneckenburger aus Talheim schilderte das damalige Geschehen um den hingerichteten Deserteur in seinem Gedicht "Die Soldatentanne bei Tuningen". Erstmals verfasste Johann Glökler aus Tuningen die Szene nach dem Gedicht als Theaterstück. Die Uraufführung fand durch den Jünglingsverein (CVJM) Tuningen am 19. September 1926 als Freiluftveranstaltung an der Talheimer Straße statt.

Zwischen 1926 und 1962 wurde in Tuningen die "Die Soldatentanne" mehrfach in unterschiedlichen Varianten als Theaterstück aufgeführt.

Politische Reaktion

Doch weitaus bekannter wurde Maximilian Schneckenburger durch sein politisches Gedicht mit dem ursprünglichen Titel "Die Rheinwacht". Als 21-jähriger ehemaliger Schüler der Lateinschulen in Tuttlingen und Herrenberg schrieb er während der Rheinkrise im Jahr 1840 das Gedicht, das später durch das Lied die "Wacht am Rhein" bekannt wurde. Es entstand als Reaktion auf die politischen Verhältnisse jener Zeit.

Der langjährige Talheimer Pfarrer Hochstetter (1908 – 1948) schrieb in seinem Büchlein "Talheim in der Baar": "So kriegerisch dieses Lied auch klingt: es atmet keinen Angriffsgeist, keine Ruhmessucht, sondern einzig die Liebe zum Vaterland, zu dessen Schutz es aufruft." Eine abgeänderte Version des Gedichtes war Vorlage für den Text am Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein. Das viel besuchte Denkmal sollte an die Einigung Deutschlands 1871 erinnern. Nach mehreren Textänderungen vertonte im März 1854 Carl Wilhelm das Gedicht. Am 11. Juni 1854 wurde das Lied durch einen Männerchor, anlässlich der Silberhochzeit von Prinz Wilhelm, des späteren Kaisers Wilhelm I., aufgeführt.

Besonders im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 erfuhr es große Beliebtheit. Es wurde zum Soldaten- und Volkslied, ja sogar zu einer inoffiziellen Nationalhymne. Pfarrer Hochstetter schrieb in seinem Büchlein: "zu Beginn des zweiten Weltkriegs hörte man das Lied nicht mehr. Heute ist es so gut wie vergessen. Aber für uns Talheimer ist es eine Ehrenpflicht, des Verfassers zu gedenken, der einst hier geboren worden ist, der seine Jugend hier verlebte, der nur in der Heimaterde begraben sein wollte und dessen Sarg man einst Jahre nach seinem Tod in die Heimat gebracht hatte."

Mit beeindruckenden Worten schilderte Pfarrer Hochstetter, wie im Jahre 1886 der Trauerzug unter dem Klang der Kirchenglocken den Sarg von Max Schneckenburger am Ortseingang abholte und zum Friedhof geleitete, wo nach einer Ansprache des Pfarrers der Sarg in die Gruft versenkt wurde. Die und das Denkmal darüber findet man gleich hinter dem Eingang des Friedhofes bei der Kirche in Talheim.