Renate Jentzsch (links) und Karin Haf organisierten die neue Ausstellung im Tuninger Heimatmuseum, bei der sich alles um Patchworkarbeiten in jeglicher Form dreht. Foto: Bieberstein Foto: Schwarzwälder-Bote

Patchworkgruppe: Ausstellung wird heute eröffnet /­ Quilt im traditionellen Sinn ist eine Decke aus drei Lagen

Von Erich Bieberstein

Auf den Tag genau vor 22 Jahren gründete sich die Patchworkgruppe in den Räumen der Volkshochschule Schwenningen, die Vielfalt der Möglichkeiten wird jetzt im Tuninger Heimatmuseum ausgestellt.

Tuningen. Heute Abend um 19 Uhr wird die Ausstellung in Form einer Vernissage eröffnet. Erstmals gibt es die Ausstellung auch auf zwei Stockwerken im gesamten Museum, und so haben die Besucher gleichzeitig auch die Gelegenheit, die Erkundung der Tuninger Geschichte mit der Ausstellung der Patchworkartikel zu verbinden.

"Ein Quilt im traditionellen Sinn ist eine Decke und besteht aus drei Lagen, wie ein Sandwich", erklären Renate Jentzsch und Karin Haf. Das Top, die obere "Schokoladenseite" kann Patchwork sein – also aus einzelnen Stoffstücken "zusammengepuzzelt" –, Muster haben oder aus einem einzigen, ganzen Stoff bestehen. In die Mitte kommt das Innenfutter, eine wärmende Zwischenlage aus Vlies, und schließlich die letzte Stofflage als Unterseite. Diese drei Lagen werden durch Steppstiche miteinander verbunden. Diese Steppstiche geben dem Quilt die charakteristische plastische Dimension, die ein schöner Kontrastpunkt zum Farbenspiel der Oberseite darstellt. Die Vielfalt ihrer textilen kunsthandwerklichen Arbeit präsentieren die 16 Damen der Quilt-Fans Schwarzwald-Baar, darunter auch die 99-jährige Anna Maier aus Schwenningen als ältestes Mitglied der Gruppe, nicht nur in der Scheune des Heimatmuseums, sondern auch im ersten Obergeschoss. Dort schmücken sie die historisch möblierten Zimmer und kommen so besonders zu Geltung.

In der Küche zieren Topflappen, Wäscheklammersäcke und Tischsets die Einrichtung, im Wohnzimmer sind es Wandbehänge, ein Lesesack oder dekoratives Beiwerk und im Schlafzimmer prächtige Tages- und Bettdecken. Unter dem Motto der Ausstellung "Was zum Kuckuck ist Heimat" wird das reizvolle Spiel mit verschiedenen geometrischen Formen und Farben in der Museumsscheune offeriert. Als erstes rückt dort der 1,60 mal 1,80 Meter große Wandbehang in den Mittelpunkt. Innerhalb von zwei Jahren wurden 340 gemeinschaftliche Arbeitsstunden in dieses Prunkstück investiert. Auf 42 Einzelmotiven, darunter das Schwenninger Moos, der Romäusturm in Villingen, ein Akkordeon aus Trossingen oder die Soldatentanne und das Gemeindewappen aus Tuningen, spiegeln darauf das Empfinden von Heimat der jeweiligen Gruppenmitglieder wider. Imponierend auch das Ergebnis des "Wundertüten-Projekts", bei der zufällig zusammengestellte Stoffstücke unter der Vorgabe "Mach was Schönes draus" zu verschiedenen Themen wie "Elefantasie", "Blumenmarkt" oder "Oktoberfest" verarbeitet wurden. Kunstvolle Wandbehänge wie die "Waldfee", ein "Tiroler Kreuz" oder "Die Farben Afrikas" gehören ebenso zu den Ausstellungsstücken wie Kuscheldecken, Kissen, Beutel, Schmuckdosen, lustige Tiere, bunte Bali-Fahnen oder sogar ein modischer Blazer samt passender Handtasche. Der Fantasie und Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt.