Die JVA Heimsheim, die auf den kleinen Bildern zu sehen ist, hat die Stadt Heimsheim zu keinem kriminellen Ort gemacht. Heute gehört das Gefängnis zur Gemeinde, wie jeder andere Institution. Fotos: Thissen/JVA Heimsheim; Montage: Hackenjos Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliger Bürgermeister von Heimsheim: "Wir haben nur positive Erfahrungen mit unserer JVA"

Von Madlen Falke Tuningen. Als 1978 klar wurde, dass das Land in Heimsheim ein neues Gefängnis errichten will, waren die rationalen und emotionalen Bedenken sehr groß. Doch der damalige Bürgermeister kann berichten, dass keine der Befürchtungen eingetreten ist. "Heute gehört die Anstalt genau so zu Heimsheim wie andere Einrichtungen auch", ist der ehemalige Bürgermeister Manfred Pfisterer, der damals selbst gegen den Bau war, überzeugt. Heute gebe es weder eine Drogenszene aufgrund des Gefängnisses, noch ein Sicherheitsproblem.

Tuningen sieht er, im Vergleich zur damaligen Situation in der schwäbischen Stadt, in einer echten Luxus-Situation. In Tuningen habe nun der Bürger die Wahl. In Heimsheim habe der damalige Justizminister in der Bürgerversammlung signalisiert, dass die Justizvollzugsanstalt (JVA) trotzdem komme, auch wenn die Heimsheimer sie nicht wollten. So war auch schon der Kaufvorvertrag mit dem Eigentümer der damals ebenfalls vorhandenen Industriebrache, einem Betonwerk, unterschrieben gewesen.

Die Argumente in Heimsheim damals decken sich annähernd mit denen der Tuninger heute. Mit einem Unterschied allerdings, dass der Heimsheimer Bürgermeister und der Gemeinderat geschlossen gegen den Bau des Gefängnisses waren.

"Wir befürchteten hohe Belastungen für die Gemeinde und eine enorme Rufschädigung durch das Gefängnis", blickt Pfisterer zurück. Die Rufschädigung allerdings war deshalb eine ganz andere Debatte, da sie zu Zeiten des RAF-Terrors in der Diskussion stand, als beinahe täglich immer schlimmere Meldungen über das Gefängnis Stuttgart-Stammheim verbreitet wurden.

"Heute hat sich keine dieser Befürchtungen bewahrheitet. Im Gegenteil. Gewisse Zuschusswege schienen leichter möglich, als es ohne das Gefängnis der Fall gewesen wäre. Auch in der Ablehnung der zwei Petitionsverfahren, die in Rekordzeit abgewickelt wurden, signalisierte man uns, dass uns das Land nach Kräften fördern werde. Alle Versprechungen wurden gehalten", ist Pfisterer zufrieden.

Das positive Verhältnis zu ihrer JVA sei auch deshalb möglich gewesen, weil Tore für die Bürger geöffnet und Einblicke gewährt wurden, weil sich auch die Verantwortlichen in das Gemeindeleben eingebracht hätten.

Auch Arbeitsplätze sind für einige Bürger entstanden. So ist etwa die Sekretärin des Anstaltsleiters Hubert Fluhr von Beginn an eine Heimsheimerin. Wenn Verwaltung und Bürger schon damals gewusst hätten, welch’ positive Aspekte aus dem Thema Ansiedlung einer JVA gewonnen würden, ist sich der damalige Gegner Manfred Pfisterer sicher, wären wohl viele dem Thema weniger negativ gegenüber gestanden.