Ein Bagger wurde beim Brand auf der Tuninger Mülldeponie zerstört. Brandstiftung kommt als Ursache nicht in Frage. Foto: Streck

Halbe Million Euro Schaden, der auf der Mülldeponie Tuningen durch einen Brand entstanden ist.

Tuningen -  Auf eine halbe Million Euro schätzt die Polizei den Schaden, der auf der Mülldeponie Tuningen durch einen Brand entstanden ist.

Anlass zu Ermittlungen der Kriminalpolizei wird jedoch nicht gesehen. Als Ursache wird Selbstentzündung des Mülls vermutet. Spätestens Anfang nächster Woche soll der Deponiebetrieb einigermaßen geordnet weitergehen."Es trifft uns hart, das ist eine weitere Hiobsbotschaft", erklärte der stellvertretende Landrat Joachim Gwinner, der mit Tuningens Bürgermeister Jürgen Roth die Lage auf der Mülldeponie gestern Morgen in Augenschein nahm. Der Landkreis hatte in den Jahren 2004 und 2005 die Umschlaghalle gebaut, die jetzt in Brand geraten ist. Der Restmüll wurde dort zwischengelagert, um anschließend zur Pyrolyse nach Göppingen gebracht zu werden.

Vorerst kein neuer Müll angeliefert

Gestern Nachmittag gab die Polizei den von den Löscharbeiten durchnässten Müll frei zum Weitertransport nach Göppingen. Vorerst wird kein weiterer Müll von den Abfuhrunternehmen angeliefert. Dirk Hausmann, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes des Kreises, sagte, dass ein Brandsachverständiger am Freitagvormittag letzte Gewissheit zur Brandursache enthüllen und die Halle für die eingeschränkte Weiternutzung hoffentlich frei geben werde.

"Es ist kein hochwertiges Bauwerk", erklärte der stellvertretende Landrat, "sondern im Prinzip eine Wellblechanlage mit Stahlsockeln." Aber der Brand hat die Sockel verzogen, der Müll musste aus der Halle hinausgebracht werden und wurde auf das asphaltierte Gelände verteilt.

Unterdessen untersuchten Brandgutachter gestern, was die Ursache des Feuers gewesen ist und wann die Halle wieder voll benutzt werden kann. Gwinner schätzt, dass sie nicht neu gebaut, sondern repariert werden muss. "Die kleinere Box in der Halle ist beschädigt, die größere kann weiter genutzt werden", meinte Dirk Hausmann. Der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes glaubt, dass spätestens Anfang nächster Woche "eingeschränkter Regelbetrieb" auf der Deponie wieder möglich ist.

In der Zwischenzeit versucht der Landkreis, Regelungen mit den Abfuhrunternehmen zu treffen. Gwinner hofft, dass die Firma Remondis Süd GmbH in Schwenningen und das Recyclingunternehmen Kaspar in St. Georgen den Restmüll eine Zeitlang auf ihrem jeweiligen Betriebsgelände lagern können. In Bezug auf die Selbstanlieferer hat der Kreis ein Abkommen mit dem Landkreis Tuttlingen, sie können vorübergehend ihren Müll beim Tuttlinger Teil der Deponie abgeben. "Unsere Zusammenarbeit mit dem Kreis Tuttlingen ist sehr eng und vertrauensvoll", lobte Hausmann.

Ursache könnten Batterien oder glühende Asche sein

Zusammenarbeit mit Kreis Tuttlingen eng und vertrauensvoll

Was den Schaden angeht, so ist der Landkreis bei der Badischen Gemeindeversicherung versichert. Ungefähr die Hälfte der 500 000 Euro Schaden entfällt auf die Umschlaghalle und die andere Hälfte auf den Bagger, der beim Brand zerstört wurde. Die Polizei geht nach Auskunft von Pressesprecher Luzian Huber nicht von einem Fremdverschulden aus. "Das Ermitteln ist in solchen Bereichen aufgrund der verschiedenen Materialien relativ schwierig, so dass wir darauf verzichten", erklärte Huber. Die Polizei sei für Straftaten zuständig. Wenn es Hinweise gebe, dass dort beispielsweise Jugendliche gezündelt hätten, wäre das ein Grund zum Ermitteln. Aber das sei nicht der Fall. Und ein Brandsachverständiger könne feststellen, ob ein "Brandbeschleuniger" wie Benzin im Müll im Spiel gewesen ist.

Ursache könnten Batterien oder glühende Asche sein

Joachim Gwinner vermutet als Brandursache, dass "sich in der letzten Anlieferung etwas entwickelt" hat. Zum Beispiel Batterien oder glühende Asche im Restmüll könnten Auslöser gewesen sein. "Es ist nicht so, dass uns das völlig aus der Bahn wirft", stellt Gwinner klar, "oder dass die Müllkatastrophe im Kreis ausbricht. Es ist ein gewaltiger Schaden, aber provisorischer Weiterbetrieb der Halle wird möglich sein."

Am 11. Oktober ist die nächste Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt und Technik im Landratsamt, der Brand wird mit Sicherheit ein Thema der Sitzung sein.

Die Tuninger Deponie sorgte bisher nicht gerade für Freude bei den Kreisräten. Von einem "Desaster" war im Kreistag schon im März in Bezug auf die 2,1 Millionen Euro Mehrkosten die Rede, die die Sanierung einer Hangrutschung kosten wird. Wer diese Hangrutschung verursacht hat, soll in einem Gutachten geklärt werden, dass allerdings erst angefertigt werden kann, wenn die Hangrutschung weggeräumt ist.

Weil auch die Nordböschung aufgeweicht war, mussten elf Hektar Deponiegelände abgedichtet werden. Auf der stillgelegten Tuninger Hausmülldeponie wurde ein neues gesteuertes Pressbohrverfahren für die Sanierung des Sickerwassersammlers mit Landeszuschüssen erprobt. Allerdings blieb der neue Bohrer stecken.