Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (links) mit seinem engen Freund Metin Külünk Foto: dpa

Dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ und unserer Zeitung vorliegende Abhörprotokolle belegen: Ein AKP-Abgeordneter finanziert Maschinenpistolen für die rockerähnliche Gruppe Osmanen Germania. Sein Ziel: Kurden in Deutschland bekämpfen.

Stuttgart - Ein enger Vertrauter des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan finanziert in Deutschland Waffenkäufe der rockerähnlichen Gruppierung Osmanen Germania Boxclub. Das belegen gemeinsame Recherchen unserer Zeitung und des ZDF-Politikmagazins Frontal21, die sich auf Abhör- und Observationsprotokolle sowie Ergebnisberichte deutscher Sicherheitsbehörden, die beiden Medien vorliegen, stützen. Darin dokumentieren Ermittler, dass Metin Külünk, enger Freund Erdogans und Abgeordneter der türkischen Regierungspartei AKP, mehrfach Geld an Führungsmitglieder der Osmanen übergab oder übergeben ließ. Davon wurden auf Wunsch Külünks auch vollautomatische Schusswaffen wie Maschinenpistolen gekauft.

Zudem organisierte Külünk in enger Absprache mit Erdogan und dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Deutschland Proteste gegen die Armenien-Resolution, die die Abgeordneten des Bundestages am 2. Juni 2016 verabschiedeten. In einem Telefonat am 1. Juni 2016 um 22.21 Uhr behielt sich der türkische Staatschef ausdrücklich vor, über die Fortsetzung geplanter Proteste in Berlin persönlich zu entscheiden und sich zeitnah mit neuen Anweisungen bei Külünk zu melden. Angehörige der Osmanen beteiligten sich in Berlin an den Protesten gegen die umstrittene Entscheidung des Bundestages.

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Über den früheren Mannheimer UETD-Vorsitzenden Yilmaz Ilkay Arin forderte Külünk die Osmanen auf, den ZDF-Moderator Jan Böhmermann für dessen Schmähgedicht auf Erdogan zu bestrafen. Böhmermann konnte gewarnt werden, wurde unter Polizeischutz gestellt und verließ Deutschland für mehrere Wochen.

Weder Arin noch Külünk reagierten auf Anfragen

Arin ermunterte in anderen Telefonaten in Deutschland lebende Türken auf, sich zu bewaffnen. Er könne „saubere“ Waffen vermitteln, er verfüge zudem über ein Munitionslager.

Weder Arin noch Külünk reagierten auf die Anfragen unserer Zeitung und des ZDF. Der Anwalt des früheren Osmanen-Chefs Mehmet Bagci sagte, es sei ihm nicht möglich, innerhalb von sechs Tagen seinen derzeit wegen anderer Tatvorwürfe in U-Haft befindlichen Mandaten zu kontaktieren und den Fragenkatalog zu besprechen.

Ziel möglicher Angriffe für den Osmanen Germania BC sind nach Erkenntnissen der Ermittler in Deutschland lebende Kurden sowie Kritiker des türkischen Staatspräsidenten. In Telefonaten forderte Külünk seine Landsleute auf, Kurden „mit Stöcken auf den Kopf zu schlagen“, dies zu filmen und die Videos dem türkischen Staat zur Verfügung zu stellen. Die Videos sollten dann „zur Abschreckung“ möglicher Kritiker Erdogans verwendet werden.

Mehr sehen Sie am Dienstagabend, 12. Dezember, im ZDF-Magazin „Frontal 21“ um 21 Uhr.