Tübingens OB Boris Palmer fühlt sich bestätigt: Eine Analyse der Bundestagswahl hat ergeben, dass Tübingen deutschlandweit die Stadt mit dem schlechtesten Ergebnis für die AfD ist. Seit Jahren thematisiert er Probleme mit gewalttätigen Flüchtlingen.
6,5 Prozent der Zweitstimmen erhielt die AfD in Tübingen bei der Bundestagswahl am 23. Februar. Laut einer Wahlanalyse des Nachrichtenportals Ippen Media hatte Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer Recht mit seiner Vermutung, dass Tübingen die Stadt mit dem niedrigsten AfD-Ergebnis in Deutschland ist.
Palmer, der vor der Bundestagswahl in sozialen Netzwerken wie Facebook über die Positionen der Afd aufklärte und in der Vergangenheit Migrationsthemen offen ansprach, sieht das Wahlergebnis der Rechtspopulisten in Tübingen unter anderem als seinen Erfolg.
In einem Post auf Facebook schreibt Palmer: „Nun ist offiziell bestätigt, dass die AfD in Tübingen das beste Ergebnis aller Städte in Deutschland hatte. In keiner anderen Stadt haben weniger Menschen der AfD ihre Stimme gegeben. Da stellt sich doch die Frage, was all die Leute dazu sagen, die mir seit zehn Jahren vorwerfen, ich würde rechte Narrative bedienen, den Populisten eine Bühne bieten oder sei selbst ein Rassist. Könnte es vielleicht sein, dass es sich auszahlt, dass ich schon seit zehn Jahren Probleme mit Gewalt im öffentlichen Raum durch Flüchtlinge offensiv thematisiere und ihr entgegen trete genauso wie Tübingen eine hervorragende Integrationsarbeit leistet und eine optimale Unterbringung gewährleistet hat? Ist es den Leuten, die AfD wählen könnten, möglicherweise einfach nur wichtig, dass man ihre Anliegen ernst nimmt und Probleme löst? Lohnt es sich vielleicht, über inhaltliche Forderungen zu streiten, statt Brandmauern zu bauen?“
Zustimmung und Kritik
Mit seiner Einschätzung erntet Palmer viel Zustimmung, es kommen aber auch kritische Reaktionen in den Reaktionen auf seine Facebook-Post. Facebook-Nutzer Uwe K. lobt den Tübinger OB: „Offen und ehrlich sagen was ist. Und wenn es gesellschaftsschädigend ist, dann auch versuchen, gegenzusteuern. Lieber Boris Palmer, Sie machen einen guten Job. Gut für Tübingen und gut für die ganze Republik.“ Positiv sieht auch Evi P. die Äußerungen Palmers: „Sag ich schon seit Jahren! Die AfD wäre nie so stark geworden, wenn die Altparteien eine echte Wende unterstützt hätten und dem Wählerwillen entgegengekommen wären. Stattdessen werden die Wähler ignoriert!“
Auch Userin Sylvia G. würdigt Palmers Politik: „Das Ziel sollten immer die Anliegen der Bürger sein. Bei sehr vielen Themen bist du sehr authentisch und das wird gewürdigt, was eine AfD, zum Beispiel beim Thema Migration, überflüssig macht. Allerdings ist eine AfD auch nur eine konservativ-liberale Partei und sonst nichts, und wenn du eine gute Kombination aus Umweltschutz und bürgerlichen Themen anbietest, ist der langjährige Erfolg nicht anders zu erklären. Hätte ich mir von den großen Parteien auch gewünscht, also mehr vernünftige und pragmatische Politik. Aber die Zeiten sind erstmal vorbei. Also mach weiter so.“
Vergleich mit anderen Uni-Städten
Andere Nutzer sehen den Grund für das Abschneiden der AfD in Tübingen nicht unbedingt bei Palmer. Lukas S. schreibt: „In Tübingen ist das Ergebnis ähnlich unterdurchschnittlich wie in anderen Universitätsstädten wie etwa Freiburg oder Heidelberg. Nur ist in Tübingen das Verhältnis von Uni-Angehörigen zu regulärer Stadtbevölkerung besonders krass, daher das Ergebnis. Das hat überhaupt nichts mit der Person Boris Palmer zu tun.“
Manch anderer ist aber auch in Tübingen über das AfD-Ergebnis erschrocken. Detlef L. schreibt: „Das Ergebnis der AfD in Tübingen ist erschreckend hoch. Zumindest, wenn man die Fakten betrachtet: Die AfD hat in Tübingen gar keinen Wahlkampf gemacht und hat hier keinerlei Struktur. Kein Plakat. Kein Stand. Nicht einen Flyer verteilt. Nicht eine Rede gehalten. Und trotzdem mehr als 6 Prozent. Das ist erschreckend.“