Das Tübinger Max-Planck-Institut zieht die Notbremse und will künftig auf Versuche mit Affen verzichten. Damit soll nach dem Skandal um erschütternde Experimente an Primaten ein Schlussstrich gezogen werden. (Symbolfoto) Foto: dpa

Tübinger Forscher will künftig nur mit Nagetieren arbeiten. OB Palmer bedauert Entscheidung: "Schwerer Rückschlag für Forschung".

Tübingen - Das Tübinger Max-Planck-Institut zieht die Notbremse und will künftig auf Versuche mit Affen verzichten. Damit soll nach dem Skandal um erschütternde Experimente an Primaten ein Schlussstrich gezogen werden.

Die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger reagierte mit "Erleichterung" auf die Ankündigung des Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen. Dessen Direktor, der Neurowissenschaftler Nikos Logothetis, will seine Primatenforschung abschließen und dann nur noch mit Nagetieren arbeiten. Er zieht damit die Konsequenzen aus der Kritik und den Drohungen von Tierschutzaktivisten in den vergangenen Monaten.

Ausgelöst wurde der Skandal durch einen Fernsehbericht im vergangenen September. Darin waren Bilder gezeigt worden, die ein Tierschützer mit versteckter Kamera gemacht haben soll. Die Aufnahmen zeigen Affen mit Implantaten am Kopf, eines der Tiere hat einen blutverschmierten Kopf, einem anderen läuft Spucke oder Erbrochenes aus dem Mund.

Jäger hofft außerdem, dass das Tübinger Modell Schule macht. Wenn ein so renommierter Forscher die Experimente an Rhesusaffen künftig für entbehrlich halte, stelle sich die Frage, ob vergleichbare Versuche nicht auch an anderen Instituten abgesetzt werden könnten.

Bis zum Ende der Primatenversuche werden nach Einschätzung des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (Grüne) allerdings noch zwei, drei Jahre ins Land gehen. Palmer bedauerte die Entscheidung des Wissenschaftlers: "Die Experimente, die Logothetis durchführt, sind absolute Weltspitze." Er betrachte die Entscheidung, die Affenversuche einzustellen, als "schweren Rückschlag für die Forschung".