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Brauchtumsabend und DJ-Party: Zahlreiche Hästräger beim Ringtreffen des Närrischen Freundschaftsrings Neckar-Gäu.

Horb/Tübingen-Hirschau - Was der Narrennachwuchs kann, das können die Großen der 26 Zünfte, die sich zum Närrischen Freundschaftsring Neckar Gäu zusammengeschlossen haben, natürlich auch. Nur noch bunter, wilder und mit drei Schippen Konfetti mehr obendrauf.

Rund 3500 Narren trafen sich am Sonntagnachmittag zum 27. Ringumzug in Hirschau. Sie alle zeigten, was sie in ihren Heimatorten für Fasnetstraditionen pflegen. Auch dieser Umzug wurde von der Hirschauer Zunft angeführt, deren "Kurorchester" den heimischen Narrenmarsch rauf und runter spielte. Danach folgten die Gastzünfte, die in neu ausgeloster Reihenfolge durch die Hauptstraße des Fleckens zogen. Während die Narren unter lautem Rufen, Singen und zu schräger Musik durch den Ort marschierten, machten die Augen der sicher mehr als tausend Zuschauer, die dicht gedrängt dem Spektakel folgten, ebenfalls eine Art Spaziergang.

Einen Spaziergang durch die ganze Gegend, aus der die Narren des Freundschaftsrings kommen. Aus den Kreisen Tübingen, Calw, Freudenstadt und Zollernalb waren sie angereist, um gemeinsam das 50-jährige Bestehen ihrer Hirschauer Freunde zu feiern. Man sah die Horber Stadtfarben Rot-Weiß genauso wie die bunten "Zigeuner" aus Talheim, die prächtigen Blätzles-Buba und Stricker aus Klein-Paris (Ergenzingen), und auch die Schellendralle und Bären aus der Narrenhochburg Eutingen waren zu Gast.
Alle Zünfte sind in voller Besetzung angetreten – da gibt’s auch mal Staus

Alle Zünfte waren in voller Besetzung angetreten, und hier und da kam es zum närrischen Stau, insbesondere vor dem Präsidiumswagen, wo wie am Vortag der Vize-Präsident des Rings, Klaus Ranft, das Geschehen fachmännisch und mit viel Liebe zum Brauchtumsdetail kommentierte. Ranft war es auch, der hie und da mal einen kleinen Reim übers Mikro jagte. "Den OB Palmer will hier keener – die erste Bürgermeisterin ist sowieso viel scheener", wurde die Weigerung von Palmer, sich solch einem Umzug anzuschauen, persifliert. Zu den vielen Hexenpyramiden, die vor dem Präsidium gebaut wurden, fiel ihm der Kalauer ein: "Bist du zum Sex zu müde, bau halt eine Pyramide."

Im Stau blieb auch oft Zeit für so manche derben Späße. Kleinkinder-Erschrecken und Mützenklauen scheint ein Hobby vieler Hexen zu sein, während die rauen Gesellen, die man in fast jeder Zunft hinter irgend einer Maske findet, sich ihren Spaß machten und meist junge Mädchen, die sich leichtsinnigerweise zu nahe am Straßenrand postierten, in schnell drehende Strohkübel, in mit Konfetti gefüllte Badezuber oder ins mitgeführte Bett steckten und ihnen viel närrisch Gutes angedeihen ließen.
Sehr beliebt: Gut sitzende Frisuren durchwuscheln

Sehr beliebt allerseits war auch das Durchwuscheln von einigermaßen gut sitzenden Frisuren und das Hauen der Zuschauer mit Saublodern und Schaugummihämmern.

Es war also richtig was los bei diesem mehr als zweistündigen Spektakel, und dort, wo die Narren noch nicht waren, wurden die Besucher mit solch lustigen Liedtexten wie "Gruppensex im Altersheim" oder "Die Weiber und der Suff – die regen mich uff" musikalisch unterhalten. Da steppte der Strohbär und der Schantle lachte.
Empfinger Hofballett überzeugt am Vorabend mit akrobatischem Tanz

Brauchtum wurde jedoch an den drei tollen Tage im Tübinger Vorort großgeschrieben. Schon am Vorabend traf man sich zum großen Brauchtumsabend in der "Narrhalla" des Dorfes. Neben der Vorstellung aller 26 Ring-Zünfte überzeugte das Empfinger Hofballett mit einem akrobatischen Showtanz, und das Männerballett "Die Schälripple" strapazierte die Lachmuskeln aller Besuch.