Am 31. Juli muss der TSV Ebingen seine Halle aufgeben – doch die Suche nach einem neuen Domizil läuft.
Von einem „großen Verlust“ und einem „herben Rückschlag für die STB-Turnschule“ des TSV Ebingen hat Vorsitzender Hartmut Rall bei der Hauptversammlung gesprochen: Gemeint war das Ende der eigenen Turnhalle mit stehenden Geräten – zum 31. Juli muss der TSV aus der früheren Fabrik ausziehen, und dass er sie noch bis dahin mieten kann, ist laut Rall zum Großteil der Stadt zu verdanken, die zu den Mietkosten beiträgt. „Hätten wir die Halle länger gemietet, hätten wir Insolvenz anmelden müssen“, räumte Rall ein.
Der Traum vom eigenen Sportzentrum ist vorerst geplatzt
Der Traum vom Ausbau der Halle zu einem Sport- und Bewegungszentrum, das Schulen, Kitas und Privatpersonen – etwa für Kindergeburtstage – gegen Eintritt hätten nutzen können, so dass der TSV sich die Miete für die Halle dauerhaft hätte leisten können, sei daran gescheitert, dass der TSV den Kredit zum Ausbau nicht absichern konnte, so Rall: „Die Stadt hat keine Bürgschaft übernommen.“
Obwohl Oberbürgermeister Roland Tralmer „bis heute überzeugt“ ist, „dass es ein zukunftsfähiges Projekt gewesen wäre“, wie er sagte. „Aber die Stadt hat kein Geld. Weder durften noch konnten wir eine Bürgschaft in dieser Höhe übernehmen.“
Allerdings habe der Gemeinderat „mit großer Mehrheit beschlossen, den TSV weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen“. Denn der TSV als drittältester Sportverein Albstadts sei von der Altersstruktur her gesund und gut aufgestellt, spiele eine „maßgebliche Rolle“ in der Stadt und sei wichtig für sie. „Was Sie geleistet haben, und vor allem der Vorstand, ist nicht selbstverständlich.“
Deren – zu geringe – Hallenkapazitäten habe die TSV-Halle entlastet, betonte Rall, und nun müssten die Turnerinnen ab 1. August wieder in Hallen der Stadt unterkommen – auf Rückmeldung auf die entsprechenden Anträge warte man noch. Auf der Haben-Seite verbuchte Rall einen deutlichen Anstieg der Mitgliederzahl auf 1200, die neue Basketballabteilung, deren Ü16-Team auf Anhieb Rang drei in seiner Liga erreicht habe, und den Anstieg der Qualität durch faire Bezahlung der Übungsleiter und die Entscheidung, deren Trainerausbildung zu bezahlen. Mit Christina Ebel sei außerdem eine Mitarbeiterin für die Geschäftsstelle gefunden.
Als kommissarischer Finanzreferent musste Rall allerdings Wasser in den Wein gießen: 59 089 Euro habe der Betrieb der Halle den TSV gekostet, wofür immerhin 10 420 Euro an Spenen eingegangen seien. Die Unterdeckung 2024 belaufe sich auf 33 088 Euro, das liquide Vereinsvermögen auf 16 521 Euro, das Anlagevermögen auf 48 472 Euro – die Anschaffungen 2024 noch nicht eingerechnet. Damit ergebe sich ein Vereinsvermögen von 64 993 Euro.
Der Vertrag für das Fitnesscenter neben der Geschäftsstelle laufe noch bis Juni 2026. „Ob wir es weiter betreiben, hängt davon ab, ob wir bis dahin eine neue Halle haben werden“, betonte Rall. Denn die Suche gehe weiter. „Wir geben nicht so leicht auf und werden weiter mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Turnschule gute Trainingsbedingungen behält.“
Jürgen Koch, Präsident des Turngaus Zollern-Schalksburg, bestärkte den TSV: Die Zahl der Turner nehme nach Corona wieder zu, „bei den Mädchen liegen wir schon 20 Prozent über Vor-Corona-Niveau, und deshalb wird es heuer zwei Gaukinderturnfeste geben.“
Höchste Ehren für Helmut Wacker und Hartmut Rall
Als Erster im TSV Ebingen
erhält Helmut „Watch“ Wacker die TSV-Ehrennadel in Gold, die es sonst nur für 20 Jahre Vorstandsarbeit gibt, schon nach 16 Jahren als Referent Verwaltung – bis er 2024 das Amt abgegeben hatte, habe er es mit „unglaublicher Hingabe“ geführt, sei „gute Seele und zentraler Ansprechpartner“ für alle gewesen, betonte Vorsitzender Hartmut Rall. „Legendär“ sei seine Beschaffung von Covid19-Impfterminen samt Fahrdienst für ältere TSV-Mitglieder gewesen. Heiko Käppel, Referent Freizeit, ergänzte, Wacker sei ein „Vorbild für uns alle“, hinterfrage kritisch die Arbeit des Vorstands und Vereinsrats, gebe wertvolle Anregungen und habe „lange, akribisch, sorgfältig und gewissenhaft“ die Arbeit in der Geschäftsstelle erledigt. Dafür verlieh er Wacker einen „Wacker-Stein“.
Hartmut Rall
die Vereinsehrennadel in Gold anzuheften, oblag Till Albrecht: Rall sei erst aktiver Turner, dann 15 Jahre lang erfolgreicher Trainer gewesen und seit 2006 im Vereinsrat, erst als Beisitzer und Schriftführer, seit 2008 – es waren turbulente Zeiten – als Vorsitzender, als der er das Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser gesteuert habe. Auch als die Schlossbergturnhalle dem TSV „von jetzt auf nachher verloren“ ging, habe Rall „einfach nie aufgegeben – das macht Dich herausragend“. Albrecht bezeichnete Rall als „unaufgeregt, rational, mit dem Blick nach vorn: Es ist wirklich ein gutes Gefühl, so jemanden an seiner Seite zu wissen.“
Ehrungen für lange Treue:
Für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden Jürgen Binder, Gerhard Geiger, Julia Geiger, Renate Glück, Nikolaus Hartmann, Marianne Hess, Salomon Bojan und Susanne Wissmann, für 40 Jahre Sina Beck, Armin Bienia, Susanne Bienia, Karin Conzelmann, Helga Mey und Heike Mey. Für 30 Jahre Übungsleitertätigkeit wurden Stephanie Ambros und Martina Ringle ausgezeichnet, für stolze 60 Jahre Brigitta Maag. Die TSV-Ehrennadel in Silber für besondere Verdienste ging an Dagmar Beck und Evelyn Karsten, die Bronze-Ehrennadel des Deutschen Turnerbunds an Markus Wissmann und die Silberne Ehrennadel des Württembergischen Landessportbundes an Heiko Käppel.
In den Vorstand
wählten die Mitglieder Mario Reif als Referent Verwaltung, Heiko Käppel als Referent Freizeit, Raphael Ptack zum Referent Finanzen und Tabea Hauer als Referentin Öffentlichkeit, Tilman Albrecht zum Schriftführer sowie Tanja Gessler und Frank Bitzer zu Beisitzern. Pascal Landenberger und Diana Mayer bleiben Kassenprüfer. Die bisherigen Beisitzer Holger Bienia und Katharina Ptack stellten sich nicht mehr zur Wahl.