Wähler in New York beim Urnengang. Foto: AP

Wie schon beim Brexit lagen die meisten Meinungsforscher daneben – Was läuft eigentlich schief in der Umfrageforschung?

Washington - Trump gewinnt, wenn auch nicht nach der Zahl der absoluten Stimmen. Clinton verliert, obwohl sie in fast allen Umfragen vorne gelegen hatte – überwiegend mit etwa zwei bis drei, teils aber auch mit bis zu sechs Prozent. Was also läuft eigentlich schief in der Umfrageforschung? Eine Frage, die jüngst auch nach dem Brexit-Votum der Briten zu stellen war.

Antworten liefert ein Blick auf die wenigen Umfragen, die Trump immer schon vorne gesehen hatten. Die wohl wichtigste von ihnen ist die Umfrage der Tageszeitung „Los Angeles Times“ in Kooperation mit Wissenschaftlern der University of Southern California (USC).

David Lauter von der LA Times beschreibt nach Trumps Triumph einige Besonderheiten der Studie, die anonym über das Internet durchgeführt wird. So seien die 3000 Teilnehmer beispielsweise gefragt worden, ob sie sich wohl dabei fühlen, über ihre Wahlpräferenz zu sprechen.

Das Resultat: Trump-Anhängern fiel es in der Familie und bei Bekannten etwas leichter als Clinton-Anhängern, Sympathie für ihren Favoriten/ihre Favoritin zu zeigen. Aber: Trump-Anhänger fühlten sich deutlich weniger gut bei der Vorstellung, sich am Umfrage-Telefon zum Bewerber der Republikaner zu bekennen. Und: Unter den Trumpisten traf dieses Unwohlsein besonders für Frauen zu. Kein Wunder angesichts der wiederholt abfälligen Äußerungen von Trump über das weibliche Geschlecht.

Wähler, die sich offiziell lieber nicht als Trump-Fans outen – „Shy Trump Voters“ nennt man sie in den USA. In der Umfrageforschung ist dieses Verhalten seit langem bekannt. Dass LA Times und USC den Effekt anscheinend besser in die Gewichtung ihrer Umfrage-Rohdaten einpreisten, könnte das entscheidende Erfolgsgeheimnis der Studie sein.

Übrigens wurde die Zeitung laut David Lauter dafür, dass sie Trump seit Juli, wenn auch mit kurzen Unterbrechungen, in Front gesehen hatte, immer wieder angefeindet. Natürlich von Lesern, die den Demokraten nahestehen. Der Vorwurf: Man mache Trump salonfähig. Das Blatt ließ sich nicht beirren. Der Wahlausgang gab ihm Recht.