Der "German Giant" hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Foto: Goodwin

Eine unglaubliche Reise hat im Alexandra Palace ihr Ende gefunden. Nachdem Gabriel Clemens Darts-Deutschland mit seinen Leistungen verzückt hat, hofft der Freudenstädter Robert Marijanovic nun auf einen Boom.

Unter dem Beifall der zahlreichen deutschen Fans im sogenannten "Ally Pally" packt Gabriel Clemens seine drei Pfeile ein und verlässt die Bühne des größten Darts-Wettbewerbs des Jahres. Trotz der 2:6-Niederlage im Halbfinale der Weltmeisterschaft gegen den englischen Weltranglistenvierten Michael Smith hat der "German Giant", wie der 39-jährige Saarländer in der Szene genannt wird, für ein wahres Darts-Märchen gesorgt. Nicht nur der furiose 5:1-Sieg im Viertelfinale gegen den Weltranglistenersten Gerwyn Price hat Darts-Deutschland in Ekstase versetzt, sondern die Leistungen haben vor allem viele zum Träumen angeregt. Nach Jahren der Tristesse ist Deutschland endlich auf der Darts-Weltkarte aufgetaucht. Nach zwei Wochen "Gaga-Wahnsinn" in London ist ein deutscher Weltmeister auf einmal gar nicht mehr so unwahrscheinlich.

Marijanovic liegt falsch

"Das hat gezeigt, dass Deutschland Darts kann. Ich hoffe, dass jetzt noch mehr junge deutsche Spieler den Sprung schaffen", sagt der Freudenstädter Robert Marijanovic. Als Sport1-Experte hat er die Auftritte seines Freundes hautnah verfolgt und ihm dabei auch schon im Vorhinein des Turniers einiges zugetraut. "Einer der deutschen Spieler könnte relativ weit kommen. Für mich hat Clemens die besten Chancen. Ich würde mir das Viertelfinale wünschen", sagte der 42-Jährige zu den Chancen. Aus heutiger Sicht lässt sich mit einem kleinen Augenzwinkern sagen: Marijanovic hat mit seinem Tipp mächtig ins Klo gegriffen, denn das Halbfinale hatte er seinem Freund anscheinend nicht zugetraut. Die Wenigsten haben wahrscheinlich aber auch an solch eine Leistungsexplosion bei dieser WM geglaubt.

Dass "Gaga", so der Spitzname des 39-jährigen Saarländers, gar den Sprung ins Finale verpasst hat, macht der Freudenstädter vor allem am Ausgang des sechsten Satzes fest. Zu diesem Zeitpunkt lag Smith in Sätzen mit 3:2 in Front. Im entscheidenden Leg des sechsten Satzes standen beide Spieler auf einem Finish, wodurch Clemens den Ausgleich vor Augen hatte. Über das Bulls-Eye machte der 32-jährige Engländer dann aber den Sack zu und zog mit 4:2-Sätzen davon. Ein echter Nackenschlag für Clemens, von dem er sich so richtig nicht mehr erholen sollte.

Freudenstädter verwundert über deutschen Verband

"Das war für mich der Wendepunkt im Spiel. Die Zahlen haben in dem Spiel von Clemens dennoch gestimmt. Bei mir überwiegt definitiv die Freude über das Erreichte", erklärt Marijanovic auf Nachfrage. Nach den Leistungen der deutschen Nummer Eins hofft der Freudenstädter nun auf einen Darts-Boom hierzulande, auch wenn er mit der Außendarstellung und der Marketing-Kraft während der Weltmeisterschaft nicht wirklich zufrieden ist. "Es hat mich gewundert, dass vom nationalen Verband DDV in den Tagen wenig kam. Dazu gehört auch aufzuzeigen, wo man als junger Spieler einsteigen kann." Laut des 42-Jährigen sei es nun schließlich wichtig, alle Interessierten mit ins Boot zu holen, um die Darts-Welle nicht wieder abebben zu lassen.

Instagram-Kanal explodiert

Der größte Profiteur der Leistungen ist auf jeden Fall Clemens selbst. So klettert er durch den Halbfinaleinzug in der Weltrangliste nicht nur von Platz 25 auf 19 und hat berechtigte Chancen auf einen Platz in der Premier League. Auch die Instagram-Zahlen des Saarländers sind in den vergangenen Wochen durch die Decke gegangen. Vor der WM tummelten sich "lediglich" 66 000 Follower auf der Seite des "German Giant". Ein Halbfinale später sind es 222 000. Fazit: Der Saarländer hat seinem Kampfnamen alle Ehre gemacht.