Der Krisen zum Trotz: Die Volksbank in Lahr sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt. Foto: dpa

Das Wachstum der Volksbank Lahr geht weiter: Nachdem sie 2021 erstmals die Drei-Milliarden-Euro-Marke geknackt hatte, ist die Bilanzsumme auch im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Nebenbei hat das Geldinstitut ein Geschäftsmodell entwickelt, für das sich auch die Konkurrenz interessiert.

Auf die Krise folgt die Krise – auch für die Lahrer Volksbank, die sich nach Corona mit den Folgen des Ukraine-Kriegs konfrontiert sieht. Trotz explodierender Energiepreise und einer historisch hohen Inflation zog Vorstandschef Peter Rottenecker bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch ein positives 2022er-Fazit: „Es war ein schwieriges Jahr, aber gleichzeitig erfolgreiches Geschäftsjahr.“

Bilanzsumme steigt weiter: Den Wachstumskurs belegte Rottenecker insbesondere mit einer erneuten Steigerung der Bilanzsumme: Hier ging es um 5,4 Prozent hoch von 3,1 auf 3,3 Milliarden Euro. Weiter nach oben zeigt die Richtung auch beim betreuten Kundenvolumen mit einem Anstieg, von 5,7 auf 5,9 Milliarden Euro (plus 2,7 Prozent).

Zins-Rückkehr hat Folgen: Nach Jahren auf Null-Niveau liegt der Leitzins mittlerweile bei drei Prozent. Rotteneckers Vorstandskollege Reiner Richter rechnet mit weiteren Steigerungen im Jahresverlauf auf dann etwa 3,75 Prozent. „Damit macht Bausparen wieder Sinn.“ Allein 2022 wurden in diesem Bereich 1638 Verträge mit einem Gesamtvolumen von gut 90 Millionen Euro abgeschlossen. Dass Häuslebauer wegen der Zinsrückkehr Probleme bekommen, glaubt Richter nicht: „Da haben wir mit unseren Kunden vorausschauend auf die nächsten zehn bis 15 Jahren geplant.“ Gleichzeitig rechnet der Vertriebsvorstand mit einer Delle im Immobiliensektor – auch weil sich mittlerweile wieder andere Anlagenformen lohnen.

Keine Fusionen, keine Filialschließungen: Zwei klassische Fragen beschieden Rottenecker und Richter negativ – was positive Nachrichten bedeutet: Weder sei in nächster Zeit ein Zusammenschluss mit einer anderen Bank geplant, noch sollen Geschäftsstellen verschwinden. „Fusionen machen aktuell keinen Sinn, auch den Volksbanken um uns herum geht es gut“, erklärte Rottenecker. Zu den Filialen meinte Richter: „Alle im Bestand sind wirtschaftlich zu betreiben.“

Nachts kein Geld mehr: Innerhalb weniger Monate wurden zwei Geldautomaten der Volksbank – in Mietersheim und Grafenhausen – gesprengt. Als Konsequenz werden Gebäude, in denen sich Automaten befinden, künftig zwischen 23 und 6 Uhr abgeschlossen. „Das minimiert das Risiko und der Bedarf ist in dieser Zeit ohnehin nicht hoch“, sagte Rottenecker Grundsätzlich griffen die Menschen beim Einkaufen immer weniger auf Bargeld zurück, das belegten rückläufige Zahlen bei den Abhebungen an den Geldautomaten, so Richter: „2022 nahmen die Transaktionen um etwa fünf Prozent ab.“ Noch stärker nähmen die Filial-Besuche ab – um bis zu 20 Prozent im vergangenen Jahr.

Online-Banking ist sicher: Immer mehr Menschen wickeln ihre Bank-Geschäfte im Internet ab – und können dabei ein sicheres Gefühl haben, so Rottenecker: „Bislang hat uns noch kein Cyber-Angriff getroffen.“ Obschon das Rechenzentrum, an das die Volksbank angeschlossen ist, praktisch täglich Ziel von Hackern sei. „Unser Netzwerk ist gut abgeschottet“, sagte der Vorstandschef und klopfte auf Holz.

Viel beachtete Innovationen: Die Marke „BlackVRst“ laufe „richtig gut“, bilanzierte Rottenecker. Das Label, mit dem vor allem junge Menschen an die Volksbank gebunden werden sollen, habe sich innerhalb weniger Monate zum „größten und bekanntesten“ Volksbanken-Account in ganz Deutschland entwickelt. Mehr als 160 000 Menschen folgen in den sozialen Medien. Das bleibt der Konkurrenz nicht verborgen. „Wir haben die Idee sogar schon an Sparkassen verkauft“, berichtete Rottenecker. Ein Erfolg, der schön, aber auch notwendig sei: „Wenn wir uns nur aufs Kern-Bankengeschäft verließen, hätten wir in fünf Jahren Schwierigkeiten, uns am Markt zu behaupten.“ So gründete die Volksbank vor Kurzem eine weitere GmbH – eine digitale Plattform, auf der Unternehmen ihren Mitarbeitern Lerninhalte zur Verfügung stellen können. Unter anderem Herrenknecht und Julabo nutzten „Bflip“ bereits.

AGB-Urteil macht Arbeit

Laut einem Gerichtsurteil müssen alle Banken ihre AGB von den Kunden unterschreiben lassen. Das bereitet auch der Lahrer Volksbank viel Arbeit. „Wir sind da sehr hinterher, eine Kündigung gab es bislang noch nicht“, so der Vorstandsvorsitzende Peter Rottenecker.