Für Andreas Katz beginnt in Kürze der Langlauf-Weltcup. Höhepunkt wird die WM in Oberstdorf sein. Zudem will er sich für die Olympischen Spiele qualifizieren. Foto: Eibner

Wintersport: Andreas Katz bereitet sich auf den Weltcup-Start Ende November vor. Zwischen Corona und Training.

Andreas Katz aus Baiersbronn steckt in den intensiven Vorbereitungen für den Langlauf Weltcup. Start ist für den 32-Jährigen im finnischen Ruka. Doch auch wie in allen Sportarten derzeit bleibt eine Unbekannte: Corona.

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Die Grundlage für ihre Fitness müssen Wintersportler bekanntermaßen in den Sommermonaten schaffen - was nicht immer ganz leicht ist und auch in Zeiten von Corona einiges Umdenken verlangte. Für Langläufer wie Andreas Katz ist das individuelle Training jedoch auch ohne Schnee sehr gut möglich. Allerdings hatte das Jahr für den 32-Jährigen nicht nur mit Einschränkungen durch die Pandemie begonnen, sondern auch mit einer Gürtelrosen-Erkrankung, aber danach "lief es gut und alle Trainingsumfänge" konnte er realisieren, erzählt Katz im Gespräch mit unserer Zeitung. In Ruhpolding, wo der Sportler mit dem Spitznamen "Rennkatze" lebt, hatte er auf der Rollerstrecke über fünf Kilometer trainiert. "Als Langläufer hat man es gut, man kann alles allein machen", sagt Katz. Lediglich das Krafttraining habe durch Corona nicht optimal stattfinden können.

"Da stirbt man nicht nur einen Tod"

Das Team der Skilangläufer bereitet sich nach einem Trainingslager im August im österreichischen nun in Davos (Schweiz) vor, wo die Sportler zehn Tage verbringen, bevor es nach Finnland geht. In der Schweiz wird auf einer Kunstschneerunde trainiert, da es wenige Orte gibt, wo ähnliche Trainingsbedingungen herrschen, sind auch die italienische und die französische Mannschaft dort. Im hohen Norden von Finnland, wo auch die Biathleten trainieren, wird sich weiter auf den Start des Weltcups am 27. November vorbereitet. "Mit Sonnenlicht ist dort oben um diese Zeit nicht mehr viel", erzählt Katz. Kurz vor Beginn des Weltcups reisen die Athleten an den Auftaktort des Events - nach Ruka. Dort startet der Weltcup mit dem klassischen Sprint. "Das ist eine Minitour und das muss man auch laufen, obwohl Sprint gar nicht meins ist. Da heißt es einfach nur teilnehmen", sagt Katz, der sich auf Distanzläufe spezialisiert hat.

Die anspruchsvollste Variante sind dabei die 50 Kilometer, die bei der WM in Oberstdorf am 7. März der große Abschluss sein wird. "Das ist eine richtige Hausnummer. Da braucht man danach nicht mehr viel. Auf dieser Strecke kann natürlich alles passieren, wenn man zwei Stunden unterwegs ist. Da stirbt man nicht nur einen Tod, aber manchmal kommt eben auch die zweite Luft", schildert Katz dieses Ereignis.

Für die ersten Wochen des Weltcups heißt es nun "reinkommen" in die Wettkampfbedingungen und auch in Bezug auf die hohe Belastung. Für den Start seien die Erwartungen relativ niedrig, auf die Wochen danach komme es dann aber an. Vor allem wenn die Heim-WM in Oberstdorf im Februar startet - ein ganz besonderes Ereignis für den 32-Jährigen. Ein Wermutstropfen: Aufgrund von Corona sind nach derzeitigem Stand lediglich 2500 Zuschauer zugelassen. "Ich kann mit aber sehr gut vorstellen, dass es da noch kurzfristige Änderungen geben wird - je nach Lage der Infektionszahlen. Es wäre aber gerade bei einer Heimweltmeisterschaft schon schade, wenn die Stadien leer wären", so Katz. Für den Auftakt in Finnland wird es keine Zuschauer geben.

"Corona kostet mehr Geld"

Klar ist für den Baiersbronner natürlich schon, dass die Norweger wieder als haushohe Favoriten gelten werden. Danach kommen für Katz die Russen. "Bei der WM ist Ziel, dass wir um Platz drei mitlaufen. Das wird schwierig, denn es gibt viele andere Nationen, die auch ums Podest zu kämpfen werden."

Spannend wird es in den nächsten Wochen für die Sportler auch aufgrund der vielen Reisen und der Coronatests, die es ständig vorzulegen gilt. "Das ist ein riesiger Aufwand. In Österreich wurden wir viermal getestet. Jetzt wieder in der Schweiz, bevor wir nach Finnland fliegen wird getestet und wenn wir dort ankommen auch wieder. Das ist eine extreme Organisation gefragt, um auch immer die erforderlichen Zeitfenster zu treffen", schildert der 32-Jährige die Lage.

Auch die Tour de Ski, die Anfang Januar in Italien und in der Schweiz ansteht, kann sich der Sportler unter den derzeitigen Pandemie-Bedingungen nur schwer vorstellen. "Der Radsport hat es vorgemacht und bei uns wird das wohl ähnlich laufen", sagt Katz in Bezug auf das "Blasensystem", das die Tour de France bestimmte. Auch für die Rennen im Dezember in Norwegen ist jetzt schon klar, dass die Sportler vollständig isoliert werden. "Das ist wieder ein logistisches Problem, jemanden hochzuschicken, der für die Teams einkauft, weil innerhalb des Wettbewerbs ja niemand raus darf." Das alles führe zudem zu extremen Kosten. "Und der Verband muss das ja irgendwo einsparen", so Katz, der befürchtet, dass diese Einsparungen dann im Nachwuchsbereich passieren könnten. Auch er selber merke die finanziellen Auswirkungen durch die Pandemie. "Corona kostet mehr Geld", sagt Katz, der auch weiterhin Unterstützer für die Wintersaison sucht.

Erinnerung an jubelnde Zuschauer

Bei dem riesigen Pensum an Rennen, die bis im März auf der Tagesordnung stehen, können die Sportler nicht an allen Disziplinen teilnehmen. Dazu kommt noch, dass aufgrund der Olympischen Winterspiele, die 2022 in Peking stattfinden werden, die Sportler im März für die drei letzten Rennen auch nach China reisen werden. "Es ist gut, die Strecken mal zu sehen. Wichtig ist das besonders für Skitechniker, denn die Bedingungen werden dort wieder ganz andere sein. Jeder Schnee ist schließlich anders." Für Katz ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele wieder das große Zielt. 2018 war der in Pyeongchang dabei und sicherte sich unter anderem den 14. Platz auf 50 Kilometer klassisch im Massenstart. "Dafür gilt es aber nun unter die ersten 15 oder einmal unter die Top acht zu kommen", sagt Katz über die Herausforderung, die ansteht. Peking sei insgesamt für Wintersportler jedoch nicht der "reizvollste" Ort für eine solche Großveranstaltung, meint der Sportler und ergänzt: "weil halt nicht so eine Stimmung aufkommt wie in Skandinavien beispielsweise." Katz schwärmt vom legendären 50er in Oslo als 100.000 Zuschauer den Sportlern zujubelten. "Langlauf ist in Norwegen Sport Nummer eins, wie bei uns eben Fußball."