Die Corona-Krise paralysiert den Kulturbetrieb bereits zum zweiten Mal. Foto: Pixabay

Für 2021 ist einiges geplant. Corona-Krise hat Kulturbetrieb "über Monate paralysiert".

Vom Kulturbetrieb "im Schatten der Coronakrise" berichtete Kreiskulturamtsleiter Bernhard Rüth im Sozial-, Kultur- und Schulausschuss. Trotzdem läuft einiges im Hintergrund, und viele Projekte stehen in den Startlöchern für die Zeit nach der Krise.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Kreis Rottweil - Stellt man Erträge und Aufwendungen gegenüber, so beträgt der Nettoressourcenbedarf rund 1,6 Millionen Euro – geringfügig weniger als im Vorjahr. Darin inbegriffen sind etwa die Bereiche Denkmalpflege, Kreisarchiv, Musik, Theater und Tourismus.

Kulturbetrieb ist paralysiert

Die Corona-Krise habe den Kulturbetrieb "über Monate paralysiert", erklärte Bernhard Rüth. Acht Veranstaltungen in Zuständigkeit des Kreiskulturamtes mussten abgesagt oder verschoben werden. Für das Kreisarchiv mit Schriftgut im Umfang von 1500 Regalmetern habe sich durch den Auszug der Kreissparkasse eine langfristige, räumliche Perspektive in der Stadionstraße 5 ergeben. Aktuell stehe man vor der Herausforderung, die Funktionstüchtigkeit der Schriftgutverwaltung im Übergang zur digitalen Aktenführung dauerhaft sicherzustellen.

2020 habe man die Verzeichnungsarbeiten im Ortsteilarchiv Leinstetten und im Gemeindearchiv zum Abschluss gebracht. Das Findbuch Lauterbach stehe kurz vor der Fertigstellung. Die Arbeiten in Deißlingen seien bereits weit fortgeschritten, so Rüth. Auch in den Sulzer Ortsteilen wird Archivmaterial geordnet.

Eine Möglichkeit der Langzeitarchivierung von digitalen Unterlagen bestehe mit dem "Digitalen Magazin". 13 Gemeinden hätten bereits Interesse daran bekundet, sieben davon Gebrauch gemacht.

1250. Jubiläum von Rottweil

Noch bis 2022 ist eines der Projekte des Kreiskulturamtes die Vorbereitung des 1250. Jubiläum von Rottweil. Eine kulturhistorische Ausstellung soll im Dominikanermuseum stattfinden. Derweil wurden die Interviews zur Forschungsarbeit Mundart im Kreisgebiet im Sommer vorgenommen, berichtete Bernhard Rüth. Die Auswertung sei derzeit im Gange.

Die Kreis-Kunstsammlung des Landkreises umfasst derzeit rund 720 Werke im Wert von 3,4 Millionen Euro. Aktuell stehe man in Verhandlungen bezüglich einer Privatsammlung zur Kunst der Nachkriegszeit mit mehr als 1000 Einzelwerken, die dem Landkreis geschenkt werden soll. Nun wird geprüft, ob der Kreis dafür Kapazität hat.

Das "Rückgrat" der Kunstsammlung im Kreis bilden laut Rüth die Dauerleihgaben des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW). Zur Jahreswende 2020/21 soll die Ausstellung "Kunst im Kreis – Kompositionen und Konzepte" mit Neuerwerbungen des Kreises gezeigt werden.

Zudem soll am 15. Mai 2021 in der Reihe "denk mal kunst" eine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers Siegfried Haas in der Kunstsammlung Lorenzkapelle stattfinden. Des Weiteren steht eine Dokumentation zur Lichtinstallation am Schwarzen Tor anlässlich 50 Jahren Forum Kunst Rottweil an.

In der Kunststiftung Paul Kälberer soll 2021 eine Ausstellung stattfinden, die Paul Kälberer und seiner Wahlheimat Glatt gewidmet ist. Die Galerie Wilhelm Kimmich in Lauterbach wird derzeit saniert. Eine Wiedereröffnung ist mit dem Thema "Wilhelm Kimmich im Fokus der Gegenwartskunst" im Sommer 2021 geplant.

Besucherzahlen sind zurückgegangen

Im Kultur- und Museumszentrum Glatt wurden 2019 rund 17.000 Besucher registriert. Diese Zahl sei von Januar bis Oktober 2020 Corona-bedingt um fast 65 Prozent zurückgegangen, so Rüth. Die Dauerausstellung in der Galerie wird bis 2021 neu gestaltet. Für die Einbringung audiovisueller Medien fallen für den Kreis 30.000 Euro an.

Ein beträchtlicher Mittelbedarf in 2022/23 sei bezüglich der Außensanierung des Wasserschlosses Glatt zu erwarten, kündigte Rüth an. Er betonte, dass Museen Bildungseinrichtungen seien. Wer sie dem Freizeitsektor zuordne – dieser Hinweis ging an die Politik – der verkenne ihre Bildungsfunktion.

Nachdem das Konzert mit dem Tenor Matthias Klink auf dem Testturm in Rottweil – ebenso wie das Ersatzkonzert im November – Corona-bedingt ausfallen musste, plane man für 2021 erneut ein Konzert mit einem Opern-Star auf dem Testturm.

Im Juli 2021 sollen außerdem die siebten Opernfestspiele in Glatt stattfinden. Geplant ist "La Bohème". 35.000 Euro seien dafür in den Haushaltsplanentwurf eingestellt.

Insgesamt 140.000 Euro investiert der Landkreis 2021 in die Förderung von Musikschulen. Zudem erhalten die Jugendkunstschule Kreisel (24.000 Euro) und das Zimmertheater Rottweil (14.000 Euro) Unterstützung.

Kreisrat Georg Schumacher (CDU) wollte in Bezug auf die Ausschüttung der OEW (zehn Millionen Euro) wissen, wie viel der Landkreis Rottweil erhalte.

"Bei uns verbleiben 647.000 Euro, von denen wir aber dem 70 Jahre alten Vertrag entsprechend 90 Prozent an die OEW-Gemeinden abführen müssen", erklärte Landrat Wolf-Rüdiger Michel. Der Rest werde in die Nicht-OEW-Gemeinden Sulz und Dornhan gesteckt, was angesichts der Wasserschloss-Sanierung ohnehin Sinn mache, meinte Rüth. Landrat Michel stellte in Aussicht, dass die Ausschüttung künftig auf 40 bis 50 Millionen Euro erhöht werden könnte.