Der Firmensitz des Balinger Unternehmens Bizerba. Foto: Bizerba

Bizerba hat für 2020 seinen Umsatz um vier Prozent auf 792 Millionen Euro gesteigert. 2019 betrug er noch 701 Millionen. Die Mitarbeiterzahl wurde erhöht. Der Anbieter von Wäge-, Schneid- und Etikettiertechnik investiert kräftig. Kurzarbeit wegen Corona gab und gibt es nicht.

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Balingen - Zufrieden mit der Geschäftsentwicklung in Pandemie-Zeiten zeigt sich CEO Andreas Kraut. Er bescheinigt den Bizerba-Mitarbeitern am Hauptsitz Balingen, in Meßkirch und an den anderen Standorten ein hohes Maß an Engagement, Leistungs- und Veränderungswillen.

Von den 729 Millionen Euro Umsatz kommt laut Angela Kraut je ein Viertel aus dem Bereich Einzelhandel und Lebensmittel sowie Industrielösungen. 22 Prozent werden in "Business Services" erlöst, 18 Prozent bei Etikettiersystemen und zehn Prozent aus Finanzdienstleistungen. 25 Prozent des Umsatzes werden in Deutschland erwirtschaftet, 49 Prozent im restlichen Europa, 23 Prozent in den USA und drei Prozent in den übrigen Ländern. Die Umsatzrendite beträgt nach Firmenangaben drei Prozent.

Zuwachs vor allem im Ausland

Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 4171 im Jahr 2019 auf 4302 im vergangenen Jahr. Der Hauptteil des Zuwachses entfällt auf die Firmenstandorte im Ausland. Auf gleichen Niveau wie im Jahr 2019 liegt die Zahl der Auszubildenden und Studierenden an der Dualen Hochschule mit insgesamt 115.

Die Investitionen in Sachanlagen und Leasingvermögen bezifferte Kraut mit 20,6 Millionen Euro, davon 13 Millionen in Deutschland. Vier Millionen Euro entfallen auf das neue Logistikzentrum in Balingen, das Ende 2021 fertiggestellt sein soll. In Meßkirch ist eine Modernisierung der Firmengebäude und der IT geplant.

"Bizerba ist trotz Corona in guter Verfassung", so Andreas Kraut bei der Online-Pressekonferenz. Die Nahrungsmittelbranche, zu der das Unternehmen zähle, habe Zuwächse erzielt. Kurzarbeitergeld sei nicht beantragt worden, wenn es auch durch die Pandemie große Umstellungen gegeben habe. So arbeitet laut Kraut rund die Hälfte der im Büro tätigen Mitarbeiter im Homeoffice; "das funktioniert recht gut". Ansonsten habe man versetztes Arbeiten und Schichtmodelle eingeführt. Es habe keine größeren Ausfälle gegeben.

Beim Branchentreff Euroshop 2020 hatte Bizerba kurz vor dem ersten Lockdown Produktneuheiten präsentiert, bevor wegen Corona die weiteren Messen abgesagt wurden. Kraut erwähnte etwa "Smart Shelf", ein System mit in Verkaufsregale integrierter Wägetechnik, die etwa angeschlossenen Öfen mitteilen, dass frische Backware gefragt ist. Ein anderes Beispiel: "Self Checkout". Der leere Einkaufswagen wird gewogen, der Kunde entnimmt die Ware aus dem Regal und scannt sie ein. Dann wird wieder gewogen und bezahlt – auch per App. "Scan & Go" soll nach Angaben von Kraut auch in einem der beiden Balinger Edeka-Märkte installiert werden.

Bizerba hat mit Knappheit an Rohstoffen und Computerchips zu kämpfen

Neues gibt es auch bei Etiketten. Kraut verwies auf "Linerless"-Aufkleber mit individuellen Rollen-Längen, eine Ladenwaage, die nicht als Gerät, sondern im Service-Paket zu haben ist, und schnelle Etikettiermaschinen. Mit dem Ansatz "MyBizerba" will das Unternehmen ganzheitliche Lösungen aus Hardware, Software und Services anbieten.

Der "Remote-Support", bei dem beim Kunden Geräte aus der Ferne gewartet werden, wurde in der Corona-Zeit ausgeweitet, soll danach aber beibehalten werden.

Bizerba setzt nach Angaben von Kraut verstärkt auf Digitalisierung. Dazu gehören die Umstellung aller Geschäftsabläufe auf das SAP-System S/4 HANA und die Einführung der "MyBiz"-App, mit der alle Mitarbeiter ständig erreichbar sind. Bizerba soll nach dem Willen Kraut verstärkt zum Software-Anbieter werden.

Neben dem Balinger Logistikzentrum mit Paletten- und Kleinteilelager, in dem 45 Mitarbeiter beschäftigt sein werden, plant Bizerba einen neuen Produktionsstandort in Valjevo in Serbien und investiert dort 30 Millionen Euro. Osteuropa sei ein stark wachsender Markt, so Kraut.

Der Brexit hat nach Angaben des Firmenchefs zur Folge, dass in Großbritannien eine Etikettenfertigung aufgebaut wird.

Auch Bizerba hat wie andere Unternehmen mit einer Knappheit an Rohstoffen und Computerchips zu kämpfen. Die Beschaffung bereite "sehr viel Mühe", so der Firmenchef.

Corona-Tests gehören in Balingen und Meßkirch schon zum Alltag bei Bizerba. Kraut könnte sich vorstellen, die Mitarbeiter auch gegen Covid-19 impfen zu lassen – entweder in der Firma oder zu bestimmten reservierten Zeiten im Impfzentrum.