Auch wenn sie für die Besucher ein großer Erfolg war: Für die Stadt war die zurückliegende Kulturnacht rein zahlenmäßig eine Enttäuschung. Das sind die Gründe.
Als Veranstaltungshöhepunkt des Jahres lockt die Lange Kulturnacht Jahr für Jahr am ersten Juli-Wochenende mehrere Tausend Menschen in die Schwenninger Innenstadt. Wenn, wie bei der jüngsten Ausgabe, dazu noch sommerliches Wetter herrscht, kommen stets an die 20 000 Besucher.
Doch das Kulturamt der Stadt Villingen-Schwenningen steht beim Bilanzziehen jedes Jahr vor dem selben Problem: Es werden stets deutlich weniger Eintrittsbändel verkauft als Besucher letztendlich gezählt werden.
Besucher ohne Ticket
So macht die Verwaltung in ihrer Vorlage zur Bilanz der 18. Kulturnacht, die in der anstehenden Gemeinderatssitzung präsentiert wird, deutlich, dass diesmal nur 9200 Bändel – rund 7500 regulär und 1700 ermäßigt – verkauft wurden. Hinzu kommen rund 2000 ausgegebene Freibändel.
Das sind fast die Hälfte weniger als die 20 000 Besucher, die – geschätzt – tatsächlich vor Ort waren. In den nicht abgesperrten Bereichen seien zahlreiche Besucher ohne Bändel beobachtet worden, so das Kulturamt als Begründung.
Schon allein diese Zahlen lassen vermuten: Gewinnbringend kann die Kulturnacht auch in diesem Jahr nicht gewesen sein – im Gegenteil. Ein konkreter Blick auf die Zahlen: Die Gesamteinnahmen des Großevents setzen sich sowohl aus dem Bändel-Verkauf (109 130 Euro) sowie aus den Sponsoring-Beiträgen (32 500 Euro) und weiteren Beträgen zusammen und ergeben eine Summe von rund 143 400 Euro.
Unrealistische Planung
Um den erforderlichen Budgetansatz, also die Einnahmeerwartung, zu erreichen, wären allerdings Einnahmen von 186 000 erforderlich gewesen, teilt das Kulturamt mit. Dieser Ansatz habe mit 71 000 Euro mehr fast 40 Prozent über dem der Vorjahre 2022 und 2023 gelegen. Trotz Preiserhöhung der regulären Bändel um zwei Euro im vergangenen Jahr sei das Ziel deutlich verfehlt worden. „Rückblickend erwies sich diese Planung als unrealistisch und nicht erfüllbar“, gesteht das Kulturamt ein.
Und macht gleichzeitig deutlich: Der angesetzte Betrag von 160 000 Euro im Haushalt 2024/25 sei gegenüber dem Vorjahr nicht erhöht worden – obwohl sich die Gesamtkosten gegenüber 2024 um 18 Prozent höher seien und sich diesmal auf satte 271 700 Euro belaufen. „Der viel zu niedrig angesetzte Betrag ist der wesentliche Grund für die Schieflage.“
Insgesamt ergebe sich ein Defizit von rund 128 300 Euro. Zum Vergleich: Obwohl in diesem Jahr wieder deutlich mehr Besucher als bei der verregneten 17. Ausgabe im vergangenen Jahr waren, wurde das Defizit von 2024 (114 400 Euro) nochmals getoppt.
Thema Sicherheit
Doch diese Schieflage kommt nicht ungefähr, wenn man auf die Entwicklung der Veranstaltungskosten seit 2018 blickt. Das Kulturamt setzt den Fokus vor allem auf die gestiegenen Anforderungen im Bereich Veranstaltungssicherheit und Technik – also Posten, die durch gesetzliche und marktbedingte Entwicklungen nur begrenzt beeinflussbar seien.
Allen voran seien die Kosten für Einsatzkräfte um fast das Doppelte (von 24 000 auf 42 000 Euro) gestiegen – weil auch mehr Einsatzkräfte rund um Bühnenüberwachung, Ordnungsdienst, Kassenabsicherung oder DRK-Einsatzbereitschaft erforderlich seien.
Thema Technik
Für die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen – etwa Absperrgitter, Container oder Funktechnik – hätten sich die Kosten sogar von 10 000 auf 30 000 Euro verdreifacht. Auch die Technikkosten seien aufgrund von höheren Materialpreisen oder erweiterten Anforderungen im Bereich Ton- und Lichttechnik erheblich gestiegen.
Während auch die Künstlergagen höhere Ausgaben mit sich zogen, seien die Werbekosten hingegen ganz leicht zurückgegangen.
Die Maßnahmen
Und wie soll es nun weitergehen – auch mit Blick auf die nächsten Ausgaben der beliebten Kulturnacht? Das Kulturamt möchte das Defizit zum einen durch Mehreinnahmen aus dem Ticketverkauf im Bereich Theater und Konzerte ausgleichen. Zum anderen sollen die Planansätze für die Haushaltsjahre 2026/27 „auf ein realistisches Niveau zurückgeführt werden“, so die Verwaltung – vor allem unter Berücksichtigung der aktuellen Marktlage im Bereich Sicherheit und Technik.