Foto: Eibner

Nach monatelangem Stillstand gibt es für den deutschen Amateur- und Breitensport in der Pandemie also erste Möglichkeiten für Lockerungen. Nicht nur 08-Coach Marcel Yahyaijan geht aber davon aus, dass die Saison 2020/21 annulliert wird.

Villingen-Schwenningen - Thorsten Kratzner, der Sprecher des Südbadischen Fußballverbandes (SBFV), betonte, dass noch keine Entscheidungen gefallen sind. Die Beschlüsse der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin wären ein gutes Zeichen. "Sie ermöglichen uns wieder den Fußballsport, allerdings nur als Training unter Corona-Bedingungen. Es ist wichtig für die Vereine und den Fußball, dass vor allem der Nachwuchs wieder an den Ball kommt. Dementsprechend freuen uns über die angekündigten Möglichkeiten zur Rückkehr auf den Platz. Wir müssen nun aber die konkrete Umsetzung der Beschlüsse in Baden-Württemberg abwarten, um weitere Maßnahmen und Vorbereitungen treffen zu können."

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Wann Wettbewerbssport wieder möglich ist, sei trotz der angekündigten Lockerungen weiter offen. "Insofern müssen wir hier weiter abwarten und die Entwicklungen beobachten. Die Unsicherheit bleibt leider weiter der Begleiter in der Pandemie", sagte Kratzner unserer Zeitung.

WFV

Auch Heiner Baumeister, der Abteilungsleiter Kommunikation des für die Oberliga zuständigen Württembergischen Fußballverbandes (WFV), wartet erst einmal ab, bevor er sich über die Folgen für den Spielbetrieb äußern möchte. "Wenn wir die genauen Regelungen der Corona-Verordnung Sport für Baden-Württemberg vorliegen haben, können wir dazu eine Einschätzung geben", weiß der WFV-Sprecher natürlich auch, dass die Bundesländer in der Vergangenheit dafür bekannt waren, die Beschlüsse von Bund-Länder-Treffen unterschiedlich zu beurteilen

Bezirk Schwarzwald

Kuno Kayan, der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Schwarzwald, bezeichnet die Beschlüsse der Politik als einen "richtigen und wichtigen ersten Schritt" in Richtung Normalität für den Breitensport. Eine gewisse Skepsis herrscht aber auch bei ihm vor: "Im Moment ändert sich für uns ja erst einmal noch nichts. Als Ziel ist definiert, dass wir spätestens am 9. Mai mit der Fortsetzung der Saison beginnen können. Ob wir dieses Ziel erreichen können, ist aber nach den neuesten Beschlüssen noch immer nicht abzusehen." Kayan sieht zwar ein "Licht am Horizont", weiß aber auch, dass "an die Fortsetzung des Spielbetriebs nur zu denken ist, wenn alle Mannschaften trainieren können. Wenn die Inzidenzzahlen von Landkreis zu Landkreis zu sehr schwanken, wird das nicht möglich sein. Wir erhoffen uns von der Politik weitere Regelungen, mit denen wir diesem Szenario aus dem Weg gehen können." Kuno Kayan hofft darauf, dass die Präsidenten der Verbände in ihrem Dialog mit dem Kultusministerium zu entsprechenden Ergebnissen kommen.

FC 08 Villingen

Der Trainer des FC Villingen ist am Donnerstag zwiegespalten. Klar, der Stufenplan von Kanzlerin Angela Merkel und der Ministerpräsidenten der Länder würde gerade für die Kids endlich wieder Chancen eröffnen, Sport im Verein mit ihren Teamkollegen zu betreiben. "Doch für den Spielbetrieb sieht es meiner Meinung nach nicht gut aus", verweist der Coach des Fußball-Oberligisten auf den sehr komplexen Stufenplan. "Da dieser auf den Inzidenzen und Zeitspannen aufgebaut ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie da ein regulärer Spielbetrieb stattfinden soll", rechnet der 28-Jährige damit, dass die Runde 2020/21 annulliert wird. "Wir müssen aber jetzt erst einmal abwarten, wie unsere Verbände die jüngsten Beschlüsse bewerten", hofft Marcel Yahyaijan, dass er am Montag zumindest ein erstes Gruppentraining im Friedengrund absolvieren kann. "Allerdings weiß ich auch nicht, ob zum Beispiel Spieler, die aus dem Landkreis Rottweil kommen, dann bei uns mittrainieren dürfen", hat der 08-Trainer die Inzidenz im Nachbarkreis im Blick. Diese liegt derzeit bei mehr als 100. Lockerungen sind also dort verschoben. "Es gibt also viele Fragen", hofft Yahyaijan, dass SBFV und WFV schnell mehr Licht ins Dunkel bringen.

FC Löffingen

Jörg Klausmann, der Coach des Landesligisten FC Löffingen, rechnet ebenfalls nicht mit der Fortsetzung der Saison 2020/21. Zwar würden die neuen Maßnahmen wichtige Möglichkeiten für vor allem die ganz jungen Sportler bringen, "doch in Sachen Spielbetrieb gibt es sehr viele Fragezeichen". Für den Trainer des Tabellensechsten ist es aufgrund der unterschiedlichen Inzidenzzahlen der Landkreise unrealistisch, dass die Saison regulär abgeschlossen werden könnte. "Wir im Schwarzwald-Baar-Kreis haben zum Beispiel derzeit eine Inzidenz von unter 50, die Konstanzer von mehr als 80. Löffingen gehört zum Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Dort ist die Inzidenz derzeit auch unter 50. Ich dürfte, so habe ich es verstanden, also ab dem kommenden Montag mit zehn Personen kontaktfrei trainieren, die Konstanzer Teams nicht. Das hat nichts mit Fairness zu tun", hofft Klausmann einfach, dass in den kommenden Wochen noch möglichst viele Trainingseinheiten stattfinden können, früher oder später auch mit Vollkontakt. "Und dazu – falls möglich – Testspiele. Und dann machen wir im Sommer eine normale Vorbereitung auf eine hoffentlich normale Saison 2021/22", blickt er voraus.

Basketballverband BW

Joachim Spägele, der Präsident des Basketballverbandes von Baden-Württemberg (BBW), gibt zu, dass seine Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs immer mehr schwindet: "Wir bräuchten vier Wochen Vorlaufzeit – daran hat sich nichts geändert. Ich denke, bis Ostern dürfen wir keine weiteren Lockerungen erwarten. Und auch danach ist es im Moment nur schwer vorstellbar." Einen Beschluss habe man noch nicht gefasst, schließlich warte man auch noch auf die definitiven Maßnahmen des Bundeslandes. "Das ist momentan alles viel Konjunktiv. Mit jeder Woche, die vergeht, wird ein Spielbetrieb unwahrscheinlicher", stellt Spägele ernüchternd fest.

Für den Verbandspräsidenten ist klar, dass die Maßnahmen in Richtung Sommer umso wichtiger sein werden: "Im Moment sind wir noch darauf angewiesen, dass Hallensport genehmigt wird. Im Sommer hoffen wir aber auf viele 3 x 3-Basketball-Events und Turniere. Je mehr wir unsere Aktivitäten nach draußen verlagern können, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir spielen dürfen."