Der Trossinger Eberhard Rees wurde Wernher von Brauns Nachfolger bei der NASA. Foto: Privat

Eberhard Rees macht als Nachfolger von Wernher von Braun als NASA-Direktor Karriere.

Trossingen - Als am 20. Juli 1969 die Mondfähre Eagle auf dem Mond gelandet war, standen zwar die Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, aber für die Fachwelt waren auch jene Männer um den deutschen Raumfahrtpionier Wernher von Braun von Bedeutung. Unter ihnen ein Trossinger: Eberhard Rees.

Schon ein halbes Jahr nach jenem denkwürdigen Mondflug im Rahmen des amerikanischen Apollo-Programms wurde Eberhard Rees Nachfolger von Wernher von Braun als NASA-Direktor. Begonnen hat das alles vor 70 Jahren in Peenemünde auf der Ostsee-Insel Usedom. Eberhard Rees, 1908 in Trossingen als Sohn eines Lehrers zur Welt gekommen, studierte zunächst Maschinenbau in Stuttgart und Dresden und war dann als Diplomingenieur in einem Leipziger Stahlwerk tätig, wohin ihn sein ehemaliger Professor vermittelt hatte. Der war es dann auch, der die Verbindung nach Peenemünde herstellte, wo Wernher von Braun eine von der Wehrmacht geführte Raketenversuchsanstalt leitete. Rees stieg dort schnell in leitende Funktionen auf. Als stellvertretender Betriebsdirektor kümmerte er sich um Verfahrenstechnik und Sicherheit.

Auge auf deutschen Raketenversuche geworfen

Die deutsche Luftwaffe hatte bald die Lufthoheit über Europa verloren. Mehr und mehr litten deutsche Städte unter den Bombenangriffen der Alliierten. Da lag es für die Goebbels-Propagandisten nahe, den Begriff Vergeltung zu verwenden für die unbemannten Flugkörper, die auf England gerichtet waren. Nach der V1, die im Grunde ein Düsenflugzeug war, kam die V2 zum Einsatz, die erste echte Mittelstreckenrakete, die im Großraum London viel Schaden anrichtete.

Für die Raketenforscher hieß das Fluggerät jedoch die A4, und die Truppe um Wernher von Braun und Eberhard Rees dachte durchaus an die Raumfahrt, obwohl der Krieg ihnen andere Zwänge auferlegte. Die Raketenproduktion in Peenemünde, dann ab 1944 in Bergwerksstollen im Harz, endete schon ein Vierteljahr vor Kriegsende mit dem Zusammenbruch der deutschen Frontlinien. Da hatten Amerikaner und Russen längst ein Auge auf die deutschen Raketenversuche geworfen. Die Amerikaner waren schneller und sicherten sich die entscheidenden Wissenschaftler und ihr Fluggerät. So kam Eberhard Rees 1945 auf Umwegen zunächst nach Texas, 1949 dann nach Huntsville im Bundesstaat Alabama, um dort im Team von Braun die Raketentechnik weiter zu entwickeln. Das war unter den geänderten Vorzeichen des Kalten Krieges zwar wiederum ein militärisch bestimmtes Umfeld. Aber es ging im Gegensatz zum zeitgleich laufenden amerikanischen Atombombenprogramm nicht mehr darum, tödliche Lasten zu befördern, sondern um die Eroberung des Weltraums durch den Menschen.

Zahnärztin zur Ehefrau

Auf Usedom hatte Eberhard Rees neben der Begegnung mit Wernher von Braun eine ganz andere Begegnung, die sein Leben nicht minder veränderte: Er bekam Zahnweh und wurde im Ostseebad Zinnowitz von einer jungen Zahnärztin behandelt, Gerlinde Segebrecht. Da hat es offenbar auf beiden Seiten gefunkt. Die beiden wurden ein Paar, konnten aber erst nach langer Trennung durch die Wirren der Nachkriegszeit 1947 in Landshut heiraten. Im Jahre 1984 starb Gerlinde Rees in Huntsville nach schwerer Krankheit. Zwei Jahre später heiratet Eberhard Rees noch einmal – die Witwe eines guten Freundes aus der Peenemünder Zeit. Im Alter von fast 90 Jahren starb Rees 1998 in Florida. Er war bis Ende 1972 für zahlreiche Raumfahrtexperimente und Mondflüge der NASA verantwortlich. Trossingen hat seinem berühmten Sohn einen Gedenkstein gesetzt.