Asylbewerber singen in der Musikhochschule in Trossingen gemeinsam mit Musikstudenten. Foto: Kästle

Trossingen singt mit Flüchtlingen: Studenten bringen Asylbewerbern mit Musik die deutsche Sprache näher.

Trossingen - Mit Hilfe von Musik und Rhythmus bringen Studenten der Trossinger Musikhochschule Flüchtlingen die deutsche Sprache bei – und nebenbei auch etwas Abwechslung in den Alltag.

Zakouh, Mohammad und Feras schauen mit konzentrierter Miene auf ein Blatt Papier. Langsam und ein wenig unbeholfen versuchen sie, die komplizierten deutschen Wörter richtig auszusprechen. "Ich bräuchte noch Mehl für einen Kuchen", liest Feras Silbe für Silbe und stöhnt dann: "Schwierig."

Willkommene Abwechslung im Alltag

Einmal in der Woche kommen die drei Syrer und rund 30 weitere Flüchtlinge in die Musikhochschule Trossingen (Kreis Tuttlingen), um mit Studenten Deutsch zu lernen. An diesem Abend geht es um Wörter wie Mehl, Kuchen, Eier. Den Erfolg kann die Gruppe im Anschluss an den Unterricht testen: Die Asylbewerber aus Syrien, Afghanistan oder Kamerun singen lauthals "Backe, backe Kuchen".

Die Idee hinter dem Projekt: Sprache durch Musik und Rhythmus zu vermitteln. "Musik ist eine internationale Sprache, die jeder sofort versteht", sagt Andreas Brand vom Organisationsteam des Projekts. Die Studenten singen mit den Flüchtlingen einfache, zum Teil selbst komponierte Lieder oder bringen ihnen einen rhythmischen Sprechgesang bei. "So bleiben die Vokabeln leichter im Gedächtnis", sagt Brand. Außerdem verbinden sie deutsche Begriffe mit einem Geräusch und einem Bild, so dass man sie sich leichter merken kann.

Das Material für den Unterricht haben die Studenten selbst erarbeitet. "Wir waren auch gespannt, wie die Flüchtlinge reagieren", sagt Brand. "Aber sie haben von Anfang an mitgemacht." Für viele Asylbewerber sei das Projekt eine willkommene Abwechslung im manchmal langweiligen Flüchtlingsalltag. "Bei uns lernen sie nicht nur die Sprache. Sie kommen raus aus der Unterkunft, können laut singen und auch mal mit viel Spaß auf ein Tamburin hauen."

Bei der Stadt Trossingen, die derzeit rund 175 Flüchtlinge in einem Übergangswohnheim beherbergt, ist man froh über das Engagement der Studenten. "Das ist ein hervorragendes Angebot", sagt ein Sprecher. "Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration, da können wir alle Initiativen gut gebrauchen. Und die Musikhochschule ist mit ihrem internationalen Charakter prädestiniert dafür."

Auch die Musikstudenten profitieren von der Arbeit mit den Flüchtlingen. "Vor allem pädagogisch", sagt Brand. "Außerdem fragen wir die Teilnehmer, ob sie uns Lieder aus ihrer Heimat beibringen. Dadurch lernen wir als Musiker wiederum neue Kulturen kennen."