Der Hochbehälter Bühlhof hat jetzt eine Ultrafiltrationsanlage. Sie soll Eintrübungen beim Trinkwasser verhindern. Foto: Gemeinde Schömberg

Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel für die Bevölkerung. Die Gemeinde Schömberg will in Zukunft verhindern, dass es etwa durch Kolibakterien verunreinigt wird, wie es in der Vergangenheit immer wieder vorkam. Gerade Ärzte und Kliniken übten Druck aus, damit dies nicht mehr passiert. 

Schömberg - Die Gemeinde Schömberg lässt derzeit Ultrafiltrationsanlagen in den Hochbehältern Bühlhof und Bernhardsäcker einbauen. Sie sollen verhindern, dass das Trinkwasser in Zukunft verunreinigt wird. Der Hochbehälter Bühlhof mit einem Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern versorgt den Kernort Schömberg. Der Hochbehälter Bernhardsäcker hat ein Volumen von 500 Kubikmetern. Von dort bezieht der Ortsteil Langenbrand sein Trinkwasser. Jedes Jahr werden in Schömberg rund 235 000 Kubikmeter und in Langenbrand 85 000 Kubikmeter Trinkwasser verkauft, teilt das Bauamt der Gemeinde Schömberg mit.

Das Schömberger Rohwasser ist sauer und korrosiv, was typisch für den Schwarzwald ist. Deshalb lässt es die Gemeinde über Filter in den beiden Hochbehältern entsäuern.

Da das Rohwasser nah an der Oberfläche ist, kam es in der Vergangenheit bei starkem Regen immer wieder zu erhöhten Eintrübungen. Diese beeinträchtigten die nachgeschaltete Desinfektion. Das passierte auch im Juni 2018. Starke Regenfälle führten dazu, dass der zulässige Grenzwert für Kolibakterien im Trinkwasser überschritten wurde. Das Gesundheitsamt des Landratsamtes Calw ordnete an, dass das Trinkwasser in Schömberg und Langenbrand mindestens zehn Minuten lang abgekocht werden muss, bevor es getrunken werden kann. Alle besonders sensiblen Bereiche wie Kliniken, Kindergärten, Metzgereien und Bäckereien informierte die Gemeinde direkt, so Bauamtsleiter Martin Dittler seinerzeit im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Ärzte machen gehörig Druck

Im Dezember 2018 legte die Schömberger Verwaltung dem Gemeinderat eine Vorlage zur Anschaffung von Ultrafiltrationsanlagen vor. Doch wegen der in der Sitzung genannten hohen Folgekosten der Anlagen in Höhe von 40 000 Euro jährlich zierte sich die überwältigende Mehrheit des Gemeinderates noch. Sie sah die Situation relativ gelassen. Lediglich Martin Hackenberg, selbst Zahnmediziner, warnte seine Ratskollegen. Er gab zu bedenken, dass mit Trinkwasser Essen zubereitet werde. Wenn etwas gefunden werde, dann erlische sogar die Betriebsgenehmigung, wenn es um Medizinprodukte gehe.

In der Folgezeit machten Kliniken und Mediziner gehörig Druck. So fürchteten niedergelassene Ärzte, dass sie ihre Praxen schließen müssten, sollte das Trinkwasser durch bestimmte Bakterien verunreinigt werden und deshalb abgekocht werden müsse. Auch in der Bevölkerung kam die Verschiebung des Kaufs gar nicht gut an.

Im Juli 2019 dann die Notbremse: Die Verwaltung brachte das Thema erneut auf die Tagesordnung des Gemeinderates. Bauamtsleiter Dittler sprach in der Sitzung von mehr als 20 Eintrübungen zwischen Dezember 2018 und Juli 2019, die im schlimmsten Fall zu einem Abkochgebot hätten führen können. Das machte Eindruck. "Wir haben das Thema das letzte Mal unterschätzt", räumte Gemeinderätin Ulrike Mayrhofer ein. Das Gremium beschloss einstimmig, die Anlagen einzubauen, um künftig Eintrübungen zu verhindern.

Beide Anlagen kosten zusammen rund 480 000 Euro. Die Gemeinde bekomme einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent der Kosten, sagte der damalige Kämmerer der Gemeinde, Volker Burger, in der Gemeinderatssitzung im Juli 2019. Jetzt hat Schömberg seine beiden Anlagen. Eintrübungen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Die Inbetriebnahme ist für Mitte September geplant, teilt das Bauamt mit.