Sieben Jahre lang hat sie „Trinkhorn Brände“ in Pfeffingen geführt – jetzt zieht Patricia Rauch den Schlussstrich. Foto: Martin Kistner

Sieben Jahre hat Patricia Rauch in Pfeffingen Spirituosen und Likör aus eigener Fertigung verkauft. Jetzt wurde sie ein Opfer der Wirtschaftskrise. Am 31. Juli hört sie auf.

Patricia Rauch ist Quereinsteigerin: 2014 war der gebürtigen Rottweilerin und gelernten Friseurin aufgefallen, dass ihre hessische Wahlheimat, die Taunusgemeinde Waldems, in Sachen Obstbrände unterversorgt – um nicht zu sagen: Entwicklungsregion – war.

 

Kurzentschlossen gründete sie zusammen mit ihrem Mann Jochen eine Getränkehandlung für bestimmte Spirituosen, Liköre und Met und eignete sich mit der Zeit auch die Expertise im Brauen und Brennen an. Met und Liköre produzierte sie vollkommen eigenständig, für das materiell aufwendigere Destillieren von Hochprozentigem suchte und fand sie geeignete Brennereien.

2018 kehrte sie in ihre schwäbische Heimat zurück – „wo man mich ein bisschen besser versteht“ – und wurde in Pfeffingen ansässig. Ihr Mann ist Soldat und bei der Bundeswehr in Stetten a. k. M. stationiert; sie selbst eröffnete im einstigen Gasthaus Linde in der Theodor-Heuss-Straße ihren Spirituosenladen „Trinkhorn Brände“.

Auch Whisky und Gin gehörten zum Sortiment

Das Geschäft lief gut; Likör, Met und die eher milden als scharfen Brände, die Rauchs Partner nach ihrer Rezeptur herstellten und deren Spektrum vom herkömmlichen Kirschwasser bis zum Himbeergeist für gehobene Ansprüche reichte, fanden ihre Liebhaber und Abnehmer. Als schwäbischer Whisky und Gin auf den Markt und in Mode kamen, versuchte sie sich auch daran mit Erfolg – welche Region in Deutschland, befand sie, käme für Gin eher in Betracht als das Wacholderparadies Südwestalb?

Wäre es nach der Albstädter Stammkundschaft gegangen oder nach den Abnehmern, die Patricia Rauch über ihren Online-Shop-Versand erreichte, dann hätte sie auch weiterhin gut von ihrem Geschäft leben können. Was ihr letztlich das ökonomische Genick brach, war der Verlust der Großkunden – im Dezember 2024, ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit, strichen zwei Händler, die große Warenposten abgenommen hatten, die Segel.

Der Gast spart im öfter am Digestif

Vermutlich, weil auch ihr Absatz stagnierte. Die Gastronomie, die erst Corona und dann den konjunkturbedingten Kundenschwund verdauen musste, reduzierte ihre Aktivitäten und ihre Bestellungen – im übrigen, weiß Rauch, sparen selbst die Gäste, die noch im Restaurant essen, immer öfter am Accessoire, unter anderem am hochprozentigen Digestif.

Die Lieferanten zogen die Konsequenz, wenig später zeichnete sich ab, dass auch der Regierungswechsel in Berlin keine wirtschaftliche Wende für die Gastronomie einläuten würde. Und so beschloss Patricia Rauch, ihrerseits die Reißleine zu ziehen. Am 1. Juli beginnt der Abverkauf mit sukzessive sinkenden Preisen – wer weiß, was er will, sollte freilich nicht zu lange warten, es könne dann nämlich weg sein – und am 31. Juli ist Schluss.

Eine feste Größe des Dorflebens

Was kommt danach? Patricia Rauch ist noch nicht im Rentenalter; sie wird sich etwas Anderes suchen und es sicherlich auch finden: Sie ist, wie sie versichert, „nicht wählerisch“; nur den Friseursalon schließt sie prinzipiell aus. Pfeffingen, wo sie dem „Kealänder e.V.“ angehört und spätestens seit dem „Pfeffinger Tag“ im Februar 2024 eines feste Größe des Dorflebens war, wird sie schon deshalb erhalten bleiben, weil ihr Mann ja weiterhin beim Bund ist.

Nur der Gin wird fehlen. Wirklich? „Der Markt ist übersättigt“, sagt Patricia Rauch unsentimental. „Der Hype hatte bereits nachgelassen.“