Kistenweise füllen Trinkwassertouristen ihr Wasser an einem Trinkbrunnen im Würzbachtal ab. Jetzt hängt dort ein Schild: „Kein Trinkwasser“. Warum ist das so?
Im idyllischen Würzbachtal hinter Calmbach auf Würzbacher Gemarkung verbirgt sich offensichtlich ein echter Geheimtipp: Wie ein Leser unserer Redaktion berichtet, beobachtet er seit Längerem bei seinen Spaziergängen im Würzbachtal immer wieder Personen, die sich an der als Brunnen gefassten Quelle bedienen – und zwar mehr als im üblichen Rahmen.
„Teilweise 30 oder 40 Kisten mit Wasserflaschen werden aufgefüllt“, erzählt er im Gespräch. „Das fällt uns oft auf“, erzählt er weiter. Erstaunlich sei dabei, dass es viele Fahrzeuge mit Böblinger Kennzeichen wären, die die kleine Quelle anfahren und dort ihre Wasservorräte aufstocken. Er habe auch mit Leuten gesprochen und deren Aussage sei: „Wir ernähren unsere Familie damit.“ Auf die Frage unseres Leser, ob das erlaubt sei, habe er die Antwort bekommen, es stehe ja kein Schild dran, dass es verboten ist.
In jüngster Zeit hat er noch eine weitere Entdeckung gemacht. Mittlerweile prange ein großes Schild mit der Aufschrift „Kein Trinkwasser“ an dem Brunnen und unser Leser fragt sich, warum dieses Schild nun dort angebracht ist.
Diese Frage haben wir auch dem Oberreichenbacher Bürgermeister Johannes Schaible gestellt. „Die von Ihrem Leser geschilderte Situation ist uns bekannt“, antwortet er auf die Anfrage unserer Redaktion. Tatsächlich gebe es diesen „Anlauf“ zur Quelle im Würzbachtal mit dem kleinen Trinkbrunnen schon seit Jahrzehnten, erläutert Schaible weiter. Anhand der Nummernschilder lasse sich erkennen, dass Besucher durchaus auch längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Aber der Bürgermeister und die Verwaltung „sehen das gelassen: Der Brunnen ist ein Schmuckstück am idyllisch gelegenen Grillplatz, eine schöne Ergänzung zu einer Wanderung, und unsere Gemeinde ist ohnehin immer einen Besuch wert.“
Schild regelmäßig entwendet
Zum Thema Schild sagt Schaible: „Eine Kennzeichnung ‚Kein Trinkwasser‘ war dort schon immer vorhanden, bislang jedoch nur in kleiner Ausführung, die leider regelmäßig entwendet oder entfernt wurde.“ Daher habe man nun ein größeres Schild anbringen lassen, „das Ihrer Anfrage nach zu urteilen nun auch die gewünschte Aufmerksamkeit erfährt“. Hintergrund der Kennzeichnung sei „allein, dass es sich nicht um ein geprüftes oder überwachtes Wasser handelt“. Die Gemeinde könne daher keine Haftung für die Trinkwasserqualität übernehmen.
„Nach unserem Kenntnisstand ist es in der Vergangenheit nie zu Problemen gekommen, dennoch lässt sich dies nicht völlig ausschließen, so dass die Kennzeichnung aus Gründen des Haftungsausschlusses erforderlich ist“, schreibt Schaible weiter. Bei der kleinen Anlage handele es sich „um eine offene Quellfassung, deren Wasser von der gegenüberliegenden Bergseite unter der Straße hindurch zum Brunnen und schließlich in den Würzbach geleitet wird. Wir empfehlen, das Quellwasser vor dem Trinken abzukochen.“
Einst Versorgung der Mühle
Die Quelle liege oberhalb der alten Mühle, die 1906 zugunsten des Neubaus der Würzbachtalstraße abgerissen wurde, so Schaible und teilt weiter mit: „Wahrscheinlich diente sie einst der Trinkwasserversorgung der Mühle, ebenso wie die gegenüberliegende Höllbrunnenquelle. Beide Quellen weisen eine nahezu konstante Schüttung auf, was geologisch bemerkenswert ist.“
Übrigens: Ein Zusammenhang mit dem derzeit noch bis 15. Oktober geltenden Entnahmeverbot des Landratsamtes bestehe nicht. Dieses beziehe sich ausschließlich auf oberirdische Gewässer wie Bäche, Flüsse und Seen. Die Quelle im Würzbachtal falle daher nicht unter den Geltungsbereich der entsprechenden Rechtsverordnung des Landkreises Calw.
Und was sagt Schaible zu der Wasserentnahme? „Bisher sahen wir keine Veranlassung, an dieser Stelle im Würzbachtal ordnungsrechtlich tätig zu werden. Sollte sich jedoch ein Wassertourismus in größerem Stil entwickeln, behalten wir uns vor, geeignete Maßnahmen zu prüfen und gegebenenfalls zu ergreifen.“