In den sozialen Medien erklärt Geschäftsführer Wolfgang Grupp junior, warum Trigema Plastiktüten nutzt und weshalb das die nachhaltigste Wahl sei. Aber stimmt das auch? Wir haben nachgeforscht.
Die Frage, ob Tüten aus recyceltem Plastik oder Papiertüten die umweltfreundlichere Wahl sind, beschäftigt nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen. Wolfgang Grupp junior, Geschäftsführer von Trigema, hat in einem Social-Media-Video auf der Instagram-Seite des Unternehmens Position bezogen.
In einem kürzlich veröffentlichten Reel sagt er: „Wir haben uns bewusst für eine Tüte aus recycelter Altfolie entschieden, da das die nachhaltigste Option auf dem Markt aktuell ist.“ Er geht damit nicht nur auf Distanz zur bisherigen Linie seines Unternehmens, sondern stellt auch eine andere Sicht auf das Thema in den Raum.
Recyclingplastik versus Papier – Ein Blick auf die Ökobilanz
Bereits 2020 verkündete Trigema die Einführung von nachhaltigen Tüten, damals Papiertüten bestehend aus Gras- und Altpapier. „Die Suche nach den richtigen Verpackungen war nicht einfach, denn richtige Verpackungsmaterialien sind für Unternehmen mit nachhaltigem Image das A und O“, teilte Trigema 2020 mit.
Der Umstieg auf Papier wurde als Fortschritt gesehen. In dem aktuellen Video auf Instagram erklärt Grupp junior jetzt aber, dass Plastiktüten aus recyceltem Material nicht nur eine längere Lebensdauer haben, sondern auch eine bessere Ökobilanz aufweisen: „Eine Tüte aus recycelter Altfolie kann ich im Schnitt zirka zehnmal nutzen, um die gleiche Ökobilanz zu erhalten, mit einer Papiertüte müsste ich diese zirka 70-mal nutzen.“
Die Trigema-Plastiktüten tragen das Umweltsiegel „Blauer Engel“, das Produkte kennzeichnet, die zu mindestens 80 Prozent aus Post-Consumer-Recycling-Kunststoffen bestehen, also Materialien die aus bereits verwendeten Produkten von Endverbrauchern recycelt wurden – keine Industrieabfälle. Auch der Hersteller der Tüten, Papier-Mettler, hebt hervor, dass bei der Produktion von Recyclingplastik deutlich weniger fossile Rohstoffe verbraucht werden: „Der Verbrauch von fossilen Rohstoffen wird um über 80 Prozent reduziert, und die CO2-Emissionen sinken um bis zu 40 Prozent.“
Wiederverwendung als Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Die Frage nach der Nachhaltigkeit von Tragetaschen lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten, wie Christian Nink vom Deutschen Verpackungsinstitut erklärt: „Der Vergleich zwischen verschiedenen Arten von Tragetaschen ist extrem schwierig, da viele Faktoren von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen.“
Ein dickerer Beutel aus Plastik könne aufgrund seiner Robustheit mehrfach verwendet werden, während eine Papiertüte oft schon nach einmaligem Gebrauch entsorgt werde. „Ein entscheidender Aspekt bei der Ökobilanz ist die Wiederverwendungsrate. Ein Beutel, der an sich eine bessere Ökobilanz hat, aber nur einmal verwendet wird, verspielt seinen Vorteil gegenüber Beuteln, die eine schlechtere Bilanz haben, aber öfter verwendet werden“, klärt Nink weiter auf.
Eine Studie des schwedischen Umweltforschungsinstituts (IVL-Swedish Environmental Research Institute) untermauert diese Aussage. Eine Papiertüte kann beispielsweise dann klimafreundlich sein, wenn sie mehrfach genutzt und recycelt wird. Plastiktüten, insbesondere aus recyceltem Material, sind laut Tomas Ekvall, Ökobilanzexperte (Life-Cycle-Assistant) beim IVL, klimatisch jedoch oft überlegen: „Eine Einweg-Plastiktüte aus recyceltem Material hat dank ihres geringen Gewichts oft eine bessere Bilanz als andere Tüten.“
Die richtige Wahl hängt vom Kontext ab
In Ländern mit schlechter Abfallentsorgung können Plastiktüten zu einem gravierenden Umweltproblem werden, da sie häufig in der Natur landen und dort für Hunderte von Jahren verbleiben. Papiertüten hingegen können dort bei der richtigen Entsorgung jedoch eine gute Option sein. „Das größte Problem bei Plastiktüten ist vielleicht der Plastikmüll und das Mikroplastik, das durch Vermüllung entsteht“, so Ekvall.
Wie nachhaltig eine Tüte tatsächlich ist, hängt demzufolge von verschiedenen Faktoren ab: Rohstofftransport, Produktionsprozesse und regionale Unterschiede im Abfallmanagement. In Regionen mit funktionierendem Abfallsystem, wie in Deutschland, können recycelte Plastiktüten demnach eine gute Wahl sein, da sie mehrfach verwendet und recycelt werden können, so das Ergebnis der Schwedischen Forscher.
Letztlich zeigt sich, dass die Nachhaltigkeit einer Tragetasche weniger vom Material abhängt, sondern vielmehr davon, wie mit ihr umgegangen wird. „Die beste Entscheidung für die Umwelt ist in allen Fällen dieselbe: Verwenden Sie einen Beutel, den Sie bereits zu Hause haben, um die Herstellung eines neuen Beutels zu vermeiden“, rät Ekvall.
Ob Papier oder Plastik – die Anzahl der Verwendungen macht den Unterschied. Und wenn es die Plastiktüte ist, ist es wichtig diese wieder dem Recyclingkreislauf hinzuzufügen, etwa durch eine Entsorgung im Gelben Sack.