Trigema-Chef Wolfgang Grupp im Interview anlässlich der bevorstehenden 1250-Jahrfeier seiner Heimatstadt Burladingen. (Archivfoto) Foto: Rapthel-Kieser

Wolfgang Grupp gibt im Interview mit Focus online düstere Ausblicke. Bis Ende des Jahres wird Trigema wohl zwölf Millionen Euro für Gas ausgeben haben. Eine Verzehnfachung innerhalb von nur zwei Jahren. 

"Die Hochrechnung für 2022 sieht so aus, dass wir bei 12 Millionen Euro landen werden", sagt der Burladinger Unternehmer mit Blick auf die Energiekosten im Interview mit Focus online. Lagen für ihn vor zwei Jahren die Gaskosten pro Monat noch bei rund 100.000 Euro - und somit rund 1,2 Millionen im Jahr -, zahlte er 2021 monatlich schon 200.000 Euro.

Im Juni 2022 stiegen die Kosten schließlich auf 600.000 Euro, was pro Jahr Gaskosten von sechs Millionen Euro bedeute, erläuterte Grupp in der Talkshow von Sandra Maischberger. "Das ist auf die Dauer nicht durchhaltbar", warnte er damals. Mittlerweile wird bei Trigema von Kosten in Höhe von 12 Millionen ausgegangen.

Ein Grund, weswegen er schon seit einiger Zeit nicht mehr böse wäre, wenn er am Ende seines Arbeitslebens stünde, gesteht er. Seit 53 Jahren, so Grupp, versuche er, seine Probleme selbst zu lösen und sich dem Wandel anzupassen. Bislang habe dies auch funktioniert. In der New-Economy-Krise oder auch in der Corona-Pandemie habe er stets einen Ausweg gefunden. 

Nun aber würden ihm "von der Politik Steine in den Weg gelegt, die ich nicht wegräumen kann", wird er von Focus zitiert. Trigema, meint der Firmenchef, habe derzeit praktisch keine Chance. Man nutze bereits Gas und Kraft-Wärme-Kopplung, habe alles getan, um vorwärtszukommen. Aber jetzt werde er mit exorbitanten Preisen konfrontiert und habe kurzfristig keine Alternative.

Als Einsparmaßnahme hatte das Unternehmen im Frühjahr die Nachtschicht für vier Wochen ausgesetzt und die Gasturbine, mit der das Unternehmen seinen Strom selbst produziert, über Nacht abgestellt. Aufgrund der seither weiter rasant ansteigenden Energiekosten sah Grupp gesamtgesellschaftlich eine große Entlassungswelle voraus.

Sonderzahlung statt Entlassungen

Da seine Firma jedoch 100 Prozent Eigenkapital besitzt, konnte dies im eigenen Unternehmen vermieden werden. "Bei Trigema sind keine Entlassungen geplant", versicherte er noch im August im Gespräch mit unserer Redaktion. Stattdessen würden die Löhne der Mitarbeiter automatisch an die geltenden Verhandlungsergebnisse angepasst. Darüber hinaus gab es auch Sonderzahlungen, verriet er in dem Interview. "Im April hat jeder Mitarbeiter 1000 Euro erhalten, als ich 80 Jahre alt geworden bin." Die Mehrkosten direkt an die Kunden weiterzugeben, sei für ihn keine Option. Die letzte Preiserhöhung für die bekannten Trigema-Polohemden lag zweimal bei drei Prozent, was in keiner Relation zu den explodierenden Gaskosten stehe.

Möglichen Energie-Alternativen steht Grupp kritisch gegenüber, sagt er im Focus-Interview. Die bisher genutzten Gasturbinen produzierten Wasserdampf, mit dem die Maschinen betrieben werden. Andere Energiequellen, wie etwa ein Ölkessel, seien für die aktuelle Produktion nicht hilfreich. Dieser sei nach Anregung der in Memmingen in Bayern ansässigen Firma Alois Müller zwar sofort bestellt worden. "Die Lieferzeit beträgt über ein Jahr", weist er auf die Problemlage hin. Auch ein Umstieg auf Wasserstoff sei keine Lösung. Da spreche man von mehr als drei Jahren, bis man diesen zur Energiegewinnung nutzen könne.

Alois Müller
Firma Alois Müller in Memmingen "Die Lieferzeit beträgt über 1 Jahr", weist er auf die Problemlage hin. Auch Wasserstoff sei für ihn keine Option, da hier die realistische Einsatzsbereitschaft sogar bei drei Jahren liege.