Die Unternehmerfamilie soll sich auch in Zukunft vertragen – so wünscht es sich der Patriarch Wolfgang Grupp, hier mit seiner Frau Elisabeth, Tochter Bonita und Sohn Wolfgang. Foto: Gollnow

Jetzt hat Wolfgang Grupp verraten, wie er seine Nachfolgefrage regeln will. Der 80-jährige Burladinger Trigema-Chef hat dabei sogar Steuervorteile im Blick.

Burladingen - Seit Jahren wurde der erfolgreiche Textilunternehmer immer wieder auf die Firmenübergabe und die nächste Führungsgeneration im Burladinger Textilbetrieb angesprochen. Dem Wirtschaftsmagazin Forbes Austria verriet Wolfgang Grupp jetzt seinen Entschluss und den vorläufigen Zeitplan.

Für eine gute Ausbildung ihrer Kinder haben Elisabeth und Wolfgang Grupp schon mal gesorgt. "Beide sind dafür ausgebildet und beiden traue ich es zu", hat Wolfgang Grupp deshalb auch immer wieder beteuert, wenn Medien danach fragten, welches seiner Kinder einmal die Firma Trigema übernehmen soll.

Für ihn war wichtig, dass beide überhaupt die Firma weiterführen wollen. "Je elitärer Firmen werden, desto schwieriger die Übernahme, weil die Unternehmen zu groß, zu verzweigt und nicht mehr handhabbar geworden sind. Dann wollen die Kinder nicht", sagte er bereits im Juli 2019.

Wolfgang Grupp will Familienstreitigkeit vermeiden

Denn etwas hat der Firmenchef schon vor Jahren klar gestellt: Nur eines der beiden Kinder soll die Verantwortung als Firmenchef erben, das andere soll mit anderen Vermögenswerten bedacht werden. "Ich will, dass sie sich ein Leben lang vertragen und nicht ein Leben lang streiten", hat der welterfahrene Wolfgang Grupp diese Entscheidung begründet.

Seine 53 Jahre als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer des Burladinger Textilbetriebes mögen ihn gelehrt haben, wie wichtig es ist, schnell und unangefochten Entscheidungen zu fällen und sie durchsetzen zu können.

Zudem habe Grupp erlebt, was Besitzstreitigkeiten in Familien anrichten können, heißt es in dem Bericht des Wirtschaftsmagazins. Die Wahl welches seiner Kinder die Firmenleitung übernehmen soll, wird er aber nicht selber treffen.

Wie er unserer Redaktion bestätigte, will Grupp im kommenden Jahr alle seine Firmenanteile an seine Ehefrau Elisabeth (Die Königin von Burladingen) überschreiben, die dann aber innerhalb von sechs Monaten eine Entscheidung über die nächste Trigema-Generation fällen soll. Diese kurze Zeitspanne sei deshalb notwendig, damit die Erbschaftssteuer nicht zweimal anfalle.

Den Rückzug des Seniors bedeutet das nicht zwingend

Die Übergabe bedeutet aber nicht, dass sich Wolfgang Grupp aus dem Tagesgeschäft komplett zurückzieht. Er selbst möchte "weiterhin arbeiten und sich im Unternehmen einbringen".

Denn wie sagte Wolfgang Grupp bereits im Interview mit unserer Redaktion im Juni 2022: „Das schönste im Leben ist es, von anderen das Gefühl zu bekommen, noch gebraucht zu werden. Wenn man Sie nicht mehr gerne sieht und Sie das Gefühl haben, alle wären froh, dass Sie weg wären, dann ist es fatal. Wenn Sie anderen zur Last fallen, dann ist das Leben nicht mehr lebenswert. Aber ich habe noch das Gefühl, dass ich gebraucht werde. Daher sitze ich noch hier.“

Bonita und Wolfang studierten in London

Schon heute haben sowohl Elisabeth Grupp als auch die Tochter Bonita (33) und der Sohn Wolfgang (31) verantwortungsvolle Positionen im mittelständischen Familienbetrieb Trigema. Mit ihrer Hochzeit vor 34 Jahren stieg die geborene Baronesse von Holleuffer ins Unternehmen ein, ist seit vielen Jahren vor allem für die Testgeschäfte zuständig, die 40 Prozent des Umsatzes generieren.

Tochter Bonita und Sohn Wolfgang besuchten zuerst ein englischsprachiges Internat in der Schweiz, studierten dann an Elite-Unis in London. Bonita Grupp übernahm nach ihrem BWL-Studium den Bereich E-Commerce, aus dem weitere 40 Prozent des Umsatzes stammen und den Bereich Personal. Sohn Wolfgang, der in London BWL- und Politik studierte, ist für die Geschäftskunden zuständig, leitet die IT und die Automatisierung bei Trigema.