In Triberg will man nicht mehr ganz so anecken. Foto: dpa

In Triberg im Schwarzwald hat man zuletzt mit einem Werbeplakat für jede Menge Aufsehen gesorgt. Jetzt wollen alle dafür sorgen, dass Triberg “artiger“ wird.

Triberg - Aus „Steilen Bergen, feuchten Tälern“ ist in Triberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) tatsächlich eine Landschaft geworden: Dort, wo sich noch am Sonntagabend die Silhouette einer Frau in lasziver Pose an der Wand vor zwei „Männerparkplätzen“ räkelte, haben nun Schwarzwaldberge die in die Luft gestreckten Brüste ersetzt. Ein blauer See ziert den ehemaligen Schambereich. „Artig“ will Triberg sein, das Wort hat Künstler Werner Oppelt im Slogan hervorgehoben, als er am frühen Montagmorgen eigenmächtig erneut zum Pinsel griff. Die Frau ist nur mit viel Fantasie zu erkennen - zufrieden sind die Gegner aber nicht.

„Jetzt kann man das Bild nicht mehr als wirklich sexistisch bezeichnen, aber jeder, der die Version vorher kannte, weiß noch, wo die Frau im Bild zu sehen ist“, sagt die Sprecherin der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg, Anette Klaas. Auch der Spruch sei immer noch unpassend. „Ich kann nicht verstehen, wie ein Bürgermeister mit christlichem Hintergrund so etwas malen lassen kann in Zeiten, in denen sexuelle Übergriffe zunehmen“, sagt Klaas. Dafür müsse sich der Bürgermeister nun vor dem Triberger Gemeinderat verantworten.

Sondersitzung am Mittwoch soll Entscheidung bringen

Und der könnte nicht unglücklicher über die „Werbekampagne“ seines Bürgermeisters sein. Bereits am Freitag hatte der Gemeinderat eine nicht-öffentliche Sondersitzung gefordert, am Sonntag nannten die Fraktionsvorsitzenden das Gemälde dann in einer Mitteilung eine Aktion, die „den Bogen deutlich überspannt hat“. Auch nachdem Oppelt das Bild entschärft hat, ist der Unmut weiter groß: „Zufrieden sind wir sicherlich nicht. Wenn der Bürgermeister diese unsägliche Aktion vorher mit dem Gemeinderat besprochen hätte, wäre das Bild nie dort an die Wand gekommen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Wangler. Ob das Bild in veränderter Form bleiben darf oder ganz entfernt wird, werde die Sondersitzung am Mittwoch zeigen, sofern sie nicht auf einen anderen Zeitpunkt verschoben werde.

Für Tribergs Bürgermeister Gallus Strobel (CDU) hat sich die Aktion „gelohnt“, wie er selbst sagt. Viele Besucher seien zum Parkhaus gekommen und hätten das Bild fotografieren wollen - „und mussten seit Montag enttäuscht wieder gehen“. Denn die nackte Frau war weg. „Wir haben da ein tolles Feuer entzündet. Triberg ist in aller Munde“, sagt Strobel. Mit Werbung müsse man die Herzen bewegen, das habe er so kalkuliert. Natürlich hätte er sich gewünscht, dass er vom Plan des Künstlers, das Bild zu übermalen, gewusst hätte. Dann hätte er ihn vielleicht dazu bewegen können, bis zur Sitzung des Gemeinderates zu warten. Aber er sei Werner Oppelt nicht böse, der Künstler habe schließlich auch unter öffentlichem Druck gestanden. Nun solle das veränderte Gemälde erst einmal so bleiben.

Künstler Oppelt verändert das Gemälde

„Ich habe am Montagmorgen einfach spontan zum Pinsel gegriffen und habe das Gemälde verändert - ohne jemandem Bescheid zu sagen“, sagt Künstler Oppelt zu seiner Aktion. Er habe die Zeichnung ohnehin nur mit „Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil“. Für ihn als Hobby-Künstler sei das eine Auftragsarbeit gewesen - mehr nicht. Geld habe er dafür nicht bekommen. „Ich habe das Bild verändert, damit auch die Gegner damit leben können“, sagt der 68-Jährige. Ausschlaggebend sei die Haltung des Gemeinderats gewesen.

Mittlerweile hat sich ein weiterer „Künstler“ des Bildes angenommen und es mit roter Farbe beschmiert. „Das ist mir egal, das zeigt nur, auf welch niedrigem Niveau sich die Gegner des Bildes bewegen“, sagt Oppelt. Für ihn ist die Sache damit erledigt. „Ich habe mich um wichtigere Dinge zu kümmern“, sagt er. „Und das sollten andere auch.“