Die wilde Gutach lässt dem Menschen hier nur wenig Raum: Auf dem Bild sieht man ein stillgelegtes Teilstück der alten Straße durch das enge Tal. Der Ausbau der modernen B33 in diesem Bereich zwischen Hornberg und Triberg führt heute durch drei Tunnels. Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit-Tipp: Wanderung "über Stock und Stein" von Triberg nach Hornberg

Einer der interessantesten Wanderwege im mittleren Schwarzwald ist sicherlich der Franz-Göttler-Weg. Der Gutachtal-Weg, wie er auch bezeichnet wird, verbindet auf einzigartige Weise ein tolles Wandererlebnis auf ursprünglichen Pfaden mit der spannenden Historie der Schwarzwaldbahn. Sie begleitet den Wanderer bis ins Ziel nach Hornberg.

Triberg. Die etwa zehn Kilometer lange Tour startet beim Bahnhof in Triberg und folgt weitgehend dem Lauf der Gutach. Orientierungsprobleme wird man wohl kaum bekommen, denn das Wanderhinweisschild mit der blauen Raute bleibt auf der gesamten Strecke erhalten. Aber Vorsicht – die im Jahr 1965 fertiggestellte Route hat es ganz schön in sich. Man benötigt auf jeden Fall festes Schuhwerk und sollte im Gelände einen einigermaßen sicheren Tritt haben, denn der Pfad verläuft größtenteils entlang des Hanges durch den Wald, also etwas oberhalb der Gutach.

Das erste Teilstück ist identisch mit dem Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad, der ebenfalls beim Triberger Bahnhof startet und in sehr beeindruckender Art und Weise über eine der schönsten Eisenbahn-Trassen Deutschlands und dessen Entstehungsgeschichte informiert.

Der Franz-Göttler-Weg fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Wanderers. Begleitet vom stetigen Rauschen der Gutach, genießt man diese wilde Ursprünglichkeit: Zerklüftete Felsen türmen sich auf und der Pfad windet sich über das Wurzelwerk alter Bäume. Immer wieder hält man inne und lässt den Blick fasziniert umherschweifen – tief dort unten konkurrieren der Gebirgsbach und die wichtige, viel befahrene B33 um den eigentlich viel zu schmalen Talgrund.

Kleine Bäche mit viel Schmelzwasser

Nach einiger Zeit kommt der Eble-Uhren-Park in Schonachbach in Sicht – zurzeit ist es da wegen der Corona-Pandemie und der fehlenden Touristen allerdings recht still. Auf und ab führt der Weg, unterbrochen von ins Tal herabstürzenden kleinen Bächen, wie etwa dem Alpirsbach, dem Losbach und dem Obergießbach, die alle noch ordentlich Schmelzwasser mit sich führen. Gelegentliche Hinweis- und Infotafeln klären über Wissenswertes zum Bau des Franz-Göttler-Weges auf.

In regelmäßigen Abständen laden Sitzbänke und Schutzhütten des Schwazwaldvereins zur kurzen Rast und zum Verzehr des mitgebrachten Rucksack-Proviants ein.

Bald gerät das Gremmelsbacher Untertal mit der Säge Finkbeiner in den Blick. Inzwischen hat sich der Weg immer mehr dem Talgrund der Gutach genähert. Es geht weiter bergab.

Ab der Obergieß-Brücke, die bereits zur Gemarkung des Hornberger Ortsteils Niederwasser und damit zum Ortenau-Kreis gehört, beginnt sich das Tal allmählich zu weiten und man erahnt ein leichtes Gefühl von Vorfrühling.

Das Gelände wird offener, die Topografie flacher, der Wald tritt zurück und die ersten Matten, also Wiesen, tauchen auf. Und noch etwas hat sich geändert: Die Trasse der Schwarzwaldbahn verläuft nun auf der gegenüberliegenden, der östlichen, Seite des Gutachtals. Von hier aus sind es noch rund fünf Kilometer bis zum Bahnhof in Hornberg. Auch der Weg wird inzwischen bequemer und flacher.

Postkarten-Idylle pur erleben

Auf dem Sandbühl oberhalb von Niederwasser genießt man den wunderbaren Blick auf den Ort und das Tal der Gutach. Der Weg führt den Wanderer weiter durch die malerische Ortsmitte. Am Gegenhang macht sich der stündlich verkehrende Zug gerade auf den Weg Richtung Triberg und weiter bis zum Bodensee nach Konstanz – Postkarten-Idylle pur.

Bald ist Hornberg erreicht. Vorbei am Freibad und an der Brauerei Ketterer, erreicht der Wanderer Innenstadt und Bahnhof mit dem berühmten Viadukt der Schwarzwaldbahn. Von dort aus kann man entspannt und zufrieden die Rückreise antreten.

Der Franz-Göttler-Weg erfordert ein durchschnittliches Maß an Kondition und gute Wanderausrüstung. Er macht auch den etwas größeren Kindern deswegen Freude, weil es auf ihm so viele Dinge zu entdecken und zu lernen gibt – und weil es da eben "über Stock und Stein" geht.