Bernd Kaltenbach vom Schreibwarengeschäft Moosmann in Schonach sieht noch lange keine Normalität – hier fehlen in nächster Zeit vor allem die Schüler (Bild links). Kundin Erika Probst (rechts) kauft keine Schuhe, die sie nicht vorher anprobieren konnte – was Inhaberin Gudrun Fehrenbach im Schuhhaus Hettich in Schönwald versteht (Bild oben). Im "kleinen Weihnachtsmarkt" von Peter Fischer in der Wallfahrtstraße wird wohl trotz Öffnung so bald keine Normalität einkehren. Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Kleinere Geschäfte in der Raumschaft öffnen Türen / Inhaber zeigen sich erleichtert / Nicht jeder profitiert

Nach rund sechs Wochen Shutdown, in denen das Gros der Einzelhändler in ganz Deutschland ihre Geschäfte schließen mussten, beschloss die Regierung nun erste Lockerungen. Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern dürfen wieder öffnen – auch in der Raumschaft, mit Sicherheitsmaßnahmen.

Raumschaft Triberg. Nicht jedes Geschäft hat geöffnet, der eine oder andere Inhaber ist noch nicht darauf vorbereitet. Doch der große Rest der Raumschaft zeigte sich erleichtert über die Möglichkeit zur Öffnung. Und das, obwohl längst nicht jeder Laden von der Öffnung profitiert.

So sieht beispielsweise Bernd Kaltenbach von "Moosmann" noch deutlich Luft nach oben. "Uns fehlen jetzt vor allem die Schüler, das wird sich hoffentlich bald ändern", stellte er fest. Die fehlende Verkaufszeit sieht er als nicht aufzuholen. Doch immerhin habe er keine Pacht zu zahlen und mehrere Standbeine. Allerdings fehlen dem Laden auch "Moosi’s Lesecafé", bei dem er sicher ist, dass dieses noch eine ganze Zeit lang zubleiben müsse.

Auch Susanne Dold, Inhaberin des "Sporthaus Hör", stellt fest, dass das Jahr 2020 ein eher schlechtes Ergebnis bringen wird. "Und das, obwohl wir einen Lieferservice angeboten hatten, der auch speziell für Kinder gut angenommen wurde", resümierte sie gegenüber unserer Zeitung. Der erste Tag sei von den Kunden ausgezeichnet angenommen worden, auch wenn es gewisse Einschränkungen bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen gegeben habe.

In Schönwald zeigte sich Gerd Kazmirski, Inhaber von Sattler’s Laden, hoch erfreut darüber, dass er wieder voll öffnen darf. "Wir hatten nie ganz zu, da wir Annahmestelle für einen Lieferdienst sind. Wir mussten den Leuten oft erklären, warum sie dennoch nichts bei uns einkaufen können. Allerdings haben auch wir auf Wunsch auch ausgeliefert", betonte er.

Auch das schräg gegenüber liegende Schuhhaus Hettich ist wieder geöffnet. "Kinderschuhe liefen auch so ganz gut, weil wir ausgeliefert haben", erklärte Gudrun Fehrenbach. "Erwachsene wollen halt einfach anprobieren", meinte sie – was die Zahl der Kunden am ersten Öffnungstag beweise.

Am 4. Mai geht es los

Auch bei Friseurmeisterin Katja Kern laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, obwohl ihr Friseurgeschäft "Cutja – Schnittstelle für Haar und Seele" erst ab dem 4. Mai wieder öffnen darf. "Wir machen Termine. Da wir aber nicht mehr die normalen Plätze anbieten können, werde ich wohl die nächsten Wochen viele lange Tage haben – aber das ist in Ordnung", sagt sie.

In Triberg macht sich für Peter Fischer vom "kleinen Weihnachtsmarkt" trotz Öffnung vor allem eines bemerkbar – die fehlenden Touristen.

Sein Souvenirgeschäft lebt zu fast 100 Prozent von den vielen Tagestouristen, die vor allem aus dem Ausland kommen. Bis bei ihm wieder Normalität einkehre, brauche er noch einen langen Atem – und obwohl er sich ohne Murren der Schließung ergeben hatte, ist er der Meinung, dass das alles dramatisiert worden sei. Er stehe der Sache eher kritisch gegenüber.

Ganz andere Töne schlagen Steffi und Markus Cariboni vom Schuh- und Sporthaus Rapp an. Zwar merken auch sie, dass Touristen fehlen, allerdings sehen sie die Schließung als gerechtfertigt an. Zudem konnte man auch bei ihnen Schuhe per Auftrag liefern lassen oder abholen. Dennoch sei es nicht dasselbe – wie schon Gudrun Fehrenbach stellten auch die Caribonis fest, dass vor allem Erwachsene Schuhe anprobieren wollen.

Gesundheit ist wichtiger

Natürlich sei er mit dem Shutdown nicht besonders glücklich gewesen, so der Inhaber. Dennoch sieht er in erster Linie die Gesundheit der Kunden und der Belegschaft im Vordergrund. "Man darf jetzt aber dennoch nicht leichtsinnig werden", mahnte er.

Einige Ärgernisse in Bezug auf die Schließungen fest aller Geschäfte sah er dennoch: "Warum dürfen Discounter nahezu alles verkaufen, was mit Lebensmitteln aber so gar nichts zu tun hat – und warum muss ein Spiel- oder Schreibwarengeschäft schließen und der Drogeriemarkt Spiel- und Schreibwaren verkaufen", echauffierte er sich. Immerhin wusste er eine Antwort darauf, warum großflächige Geschäfte noch eine Weile geschlossen bleiben sollten: "Wenn die aufmachen, sind die Innenstädte voll – und das gilt es einfach noch eine Weile zu vermeiden".