Überwiegend positiv fällt das Saisonfazit des scheidenden Triberger Trainers Bernd Reichenbach (links), des SV-Vorsitzenden Mike Pfaff (Zweiter von links) und auch von Frank Becker (Sport-Manager des SV Triberg, rechts ) aus. Der neue Coach Mike Schäuble (Zweiter von rechts) freut sich bereits auf seine neue Herausforderung. Foto: Bundesmann

Tribergs "Macher" ziehen Bilanz und blicken in die Zukunft. Stadt wird kritisiert. Talente weiter fördern.

Eine insgesamt erfolgreiche Bundesliga-Saison ist für die Triberger Ringer am Samstag in Mainz zu Ende gegangen. Vorsitzender Mike Pfaff, der scheidende Trainer Bernd Reichenbach, sein Nachfolger Mike Schäuble und Frank Becker, der Sportmanager des SV Triberg, zogen im Gespräch mit unserer Zeitung nicht nur Bilanz und blickten in die Zukunft, sondern übten auch nochmals Kritik an dem Verhalten der Stadt Triberg.

Herr Reichenbach, Sie verlassen den SV Triberg nach fünf erfolgreichen Jahren. Wie sehen Ihre Highlights aus? Gab es für Sie auch negative Dinge?

Zunächst möchte ich mich beim SV Triberg für die sehr schöne Zeit, die ich hier erleben durfte, bedanken. Wir haben jede Herausforderung in all den Jahren zusammen bewältigt. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, zusammen mit Mike Pfaff und den anderen Verantwortlichen hier etwas aufzubauen. Als ich hierher kam, war mir klar, wieviel Potenzial da ist. Dass wir den Sprung von der Oberliga bis hoch in die Bundesliga geschafft haben, spricht für sich.

Und was empfanden Sie als negativ?

Der Verein verdient mehr Anerkennung. Was beim SV Triberg ehrenamtlich an Arbeit geleistet wird, um dieses ganze Projekt zu stemmen, das lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Hier wird eine großartige Nachwuchsarbeit gemacht. Die Bundesliga-Ringer sind für die Kinder und Jugendlichen große Vorbilder. Einige Ringer sind sogar international erfolgreich.

Können Sie Ihre Kritik noch detaillieren?

Es besteht von Seiten der Stadt Triberg nicht das Interesse, dass der SV Triberg verdient hätte. Da wurden Zusagen über Zuschüsse gemacht, die ich selbst gehört habe und die nicht eingehalten wurden. Uns wurde nach dem Bundesliga-Aufstieg ein relativ hoher Betrag in Aussicht gestellt, der schließlich dann letztendlich auf 10 000 Euro heruntergekürzt wurde. Wenn der Gemeinderat die finanziellen Dinge nicht umsetzen kann, dann erwarte ich zumindest eine enge Kommunikation zwischen Stadt und Verein, wie vielleicht anderweitig geholfen werden kann. Aber da ist nichts gekommen, nicht einmal ein Anruf. Dabei ist der SV Triberg mit seinen Leistungen der Werbeträger der Stadt schlechthin. Natürlich müssen auch andere Vereine in Triberg unterstützt werden, aber der Verteilerschlüssel muss sich doch auch vor allem an den Leistungen orientieren.

Herr Reichenbach, warum kam für Sie nun der Wechsel zum Zweitliga-Aufsteiger Ispringen?

Irgendwann im Leben ist es eben an der Zeit, mal etwas Neues zu beginnen. Ich möchte dort den selben Erfolg haben wie in Triberg.

Herr Pfaff, was haben Sie an Bernd Reichenbach sehr geschätzt?

Er hat immer die Dinge erfolgreich umgesetzt, die er sich vorgenommen hat. Dieser Charakterzug war neben seiner großen Kompetenz und ausgezeichneten Teamführung am stärksten bei ihm ausgeprägt.

Herr Pfaff, werden Sie die angesprochenen Probleme zwischen dem SV Triberg und der Stadt noch versuchen auszuräumen?

Es ist zum Thema "Gekürzte Zuschüsse" in den vergangenen Tagen viel geschrieben und viel gesprochen worden. Nein, wir wollen versuchen, als Verein zukünftig möglichst wirtschaftlich unabhängig von eventuellen Zuschüssen der Stadt zu sein.

Sie sind sehr zufrieden mit der abgelaufenen Saison Ihrer Mannschaft?

Natürlich, es lief für uns insgesamt gut in dieser Saison. Ich bleibe aber dabei, hätten wir in den beiden Kämpfen gegen Mainz mit mehr finanziellem Spielraum personell planen können, wäre dieses Viertelfinale sicherlich noch viel enger gelaufen.

Wie sieht Ihre finanzielle Bilanz der Saison aus?

Der Zuschauerschnitt war mit 400 Besuchern pro Kampf höher als in der vorletzten Saison. Wir sind aber dennoch mit roten Zahlen aus dieser Saison herausgekommen. Diesen Verlust können und müssen wir nun ausgleichen. Positiv ist, dass uns unsere Sponsoren treu bleiben und wir in der kommenden Saison beim Etat etwa gleich wie bisher liegen.

Wie wir bereits berichteten, planen Sie zusammen mit Ihrem neuen Trainer Mike Schäuble die neue Saison. Welches sind Ihre Ziele mittelfristig mit dem SV Triberg, Herr Pfaff?

So lange wie möglich in der Bundesliga bleiben und mit einem immer höheren Leistungsniveau in der zweiten Mannschaft, die hoffentlich in die Oberliga aufsteigen kann, dafür zu sorgen, dass wir mit eigenen Ringern immer mehr die Abhängigkeit von externen Zugängen reduzieren können.

Herr Pfaff, was stört Sie am deutschen Ringersport?

Es ist natürlich ein Rückschlag, in der kommenden Bundesliga-Saison nur noch sechs Heimkämpfe in der Hauptrunde zu haben. Wir Vereine wollen nun wissen, warum wir solch hohe Gebühren an den Weltverband zu zahlen haben. Zu diesem Thema haben sich nun die Bundesliga-Vereine zusammengetan und einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der dies prüfen lässt.

Herr Schäuble, was hat Sie motiviert, das Amt von Bernd Reichenbach zu übernehmen?

In der Bundesliga zu arbeiten, ist eine attraktive Herausforderung. Ich wünsche mir, dass unsere Mannschaft in der neuen Saison an dem anknüpft, was sie bis jetzt geleistet hat. Es gibt einige große Talente, diese weiter zu fördern, ist für mich auch ein großes Ziel.

Sie haben bereits in der Trainerecke den Heimkampf gegen Mainz erlebt. Wie haben Sie die Atmosphäre in der Halle erlebt?

Wirklich sehr beeindruckend.

Herr Becker, Ihnen brennt als Sportmanger sicherlich auch die Antwort auf die Frage, in welcher Liga die zweite Mannschaft, die in der Verbandsliga Vizemeister wurde, in der nächsten Saison kämpft, unter den Nägeln?

Das stimmt. Wir brauchen dringend Klarheit, ob wir in die Oberliga nachrücken können oder nicht. An diesem Wochenende sitzen wir mit dem Kader zusammen und wollen exakt wissen, wer bleiben möchte und wer nicht.

Wie ist Ihr Gefühl?

Ich glaube, dass unsere zweite Mannschaft so zusammenbleibt. Aber die Jungs wollen natürlich auch schnell wissen, wohin sportlich in der neuen Saison die Reise geht.