Der aktuelle Vorstand des Tierschutzvereins Triberg und Umgebung (von links): Tina Dufner (stellvertretende Vorsitzende), Hund Heidi, Margarethe Dittmann, Kerstin Scherzinger, Nicole Herth, Angela Nock (Vorsitzende), Sonja Schneider (Schriftführerin), Priya Herth, Hund Bobby, Susanne Stang, Hund Nicki, Kathrin Krake (Kassiererin) und Jacqueline Hettich.  Fotos: Baur Foto: Schwarzwälder Bote

Tag der offenen Tür: Triberger Verein besteht seit 60 Jahren, die Auffangstation seit 50 Jahren

Doppelten Grund zur Freude und zum Feiern hat heuer der Tierschutzverein Triberg und Umgebung: Er besteht seit 60 Jahren und das Tierheim beziehungsweise die Auffangstation seit 50 Jahren.

Raumschaft Triberg. Der engagierte Verein feiert diese beiden Jubiläen im Rahmen seines alljährlichen Tags der offenen Tür. Dieser findet am Sonntag, 4. August, beim Tierheim in der Retsche von 11 bis 17 Uhr statt. Alle Freunde, Gönner und Interessierte sind zum Mitfeiern in zwangloser Atmosphäre eingeladen.

Fest am Sonntag mit Musik

Zur Freude der Mitglieder hat sich das Duo "Two Voices" mit Ute Herchenbach und Richard "Ritchy" Schuster aus St. Georgen bereit erklärt, die musikalische Unterhaltung zu übernehmen.

Der gesamte Vorstand und einige Mitglieder des Tierschutzvereins stehen den Gästen zudem den ganzen Tag für Auskünfte und Gespräche zur Verfügung. Vorsitzende Angela Nock und ihre Mitstreiter freuen sich auf viele Besucher, mit denen sie gerne bei einem Umtrunk und Häppchen über die beiden Jubiläen plaudern. Nock und die weiteren Engagierten möchten sich bei dieser Gelegenheit bei allen Unterstützern und Sponsoren für die jahrelange Treue bedanken. Sie hoffen, dass sie auch in Zukunft auf deren finanzielle Unterstützung, Sachspenden und praktische Mithilfe setzen können. Spenden zugunsten der hilfreichen Einrichtung sind selbstredend jederzeit willkommen.

Rund 250 Mitglieder

Die seit 2014 als Vorsitzende agierende Angela Nock ist froh, mit einem "sehr stabilen und mittlerweile 250 Mitglieder zählenden Verein", agieren zu können. Dies sei nicht zuletzt auf die erfolgreiche Vorarbeit ihrer langjährigen Vorgängerin Susanne Stang zurückzuführen, mit der sie schon bald 25 Jahre ehrenamtlich im Vorstand des Tierschutzvereins zusammenarbeite. In dieser langen Zeit seien beispielsweise alleine rund 3000 Katzen kastriert worden, blickt Nock zurück.

Jubiläums-Kalender

Die rührige Vorsitzende freut sich nun auf den Tag der offen Tür, bei dem jedermann willkommen ist und, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung verrät, "auch einen Jubiläums-Kalender mit Aufnahmen von unseren eigenen Tieren erhältlich ist."

Von England ausgehend verbreitete sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auch auf dem Kontinent rasch der Tierschutzgedanke. War in England schon 1822 ein erstes Gesetz gegen die Misshandlung von Tieren erlassen worden, so gründete Pfarrer Albert Knapp in Stuttgart den ersten Tierschutzverein Deutschlands.

Nach Stuttgart (1837), Dresden (1839), Berlin (1841) und München (1841) bildete sich auch in Freiburg im Breisgau im Oktober 1846 ein "Verein gegen Thierquälerei". An dieser Gründungsfeier nahmen bereits 155 Mitglieder teil. Aus diesem Verein sollten sogenannte "Filial-Vereine" hervorgehen. Zwei Vereine, darunter Triberg, nahmen 1846 an der Gründungsfeier teil. Eine weitere Entwicklung ist nicht bekannt.

Erst 1890 formierte sich mit dem am 5. Juni gegründeten "Vogelschutz-Verein" erneut in Triberg eine Tierschützer-Initiative. Bis dahin zählte der Verein rund 40 Mitglieder.

Am 4. August 1890 fand in der "Lilie" die erste Hauptversammlung statt. Das Engagement der Triberger Tierfreunde galt anfangs primär dem Vogelschutz, wenig später aber auch dem Schutz und der Pflege aller nützlichen Tiere. Insgesamt ist zu beobachten, dass im 19. und 20. Jahrhundert die Sorge um die artgerechte Haltung von Nutztieren, nicht aber das Wohlergehen einzelner Haustiere, im Fokus des Tierschutzes stand.

Im Vereinslokal "Lilie" fanden Fachvorträge statt, unter anderem über die "Katzenfrage", den alljährlichen Vogelmord in Ober-/Italien sowie über die verwerfliche Damenmode, die jährlich rund 2,5 Millionen Vögeln das Leben kostete.

Anzumerken ist noch, dass während dem Bau der Schwarzwaldbahn zwischen 1863 und 1873 etwa 1750 italienische Arbeiter beschäftigt waren. Ein großes Problem stellte hier das Fangen von Wildvögeln zum Verzehr dar.

Immer wieder Anlass zur Klage gab die Behandlung von Zugtieren wie Pferden, Ochsen, aber auch von Hunden. Schwache und noch nicht ausgewachsene, kranke Hunde und säugende Hündinnen durften nicht zum Ziehen von Hundefuhrwerken eingesetzt werden.

Aber auch Hofhunde, die an der Kette lagen und vielfach unter dem Mangel ausreichender Nahrung und ausreichenden Schutzes gegen die Witterung leiden. Aufgabe der Polizei war es auch hier, die Besitzer der Hunde auf ihre Unterlassungen aufmerksam zu machen.

In den späten 1990er-Jahren sah sich der Triberger Tierschutzverein wiederholt mit "Pferdeschinderei" konfrontiert, die wegen Übertretung des Paragrafen 1 der Straßenpolizeiordnung zur Anzeige gebracht wurden. Problemfälle waren einerseits überladene Fuhrwerke, deren Zugpferde von den Knechten rücksichtslos mit der Peitsche angetrieben wurden, andererseits Hotelkutscher, die die Tiere mit dem besetzten Omnibus den Berg hinauf jagten und dabei ständig auf die Pferde einschlugen.

1894 zählte der Vogelschutzverein Triberg bereits 180 Mitglieder, die Vereinskasse enthielt ein Guthaben von 90 Mark. Um 1900 sah sich die Reichsregierung durch Steigerung des Imports von Geflügelerzeugnissen veranlasst, Maßnahmen zur Förderung der landwirtschaftlichen Nutzgeflügelzucht einzuleiten. In diesem Zusammenhang wurde in der Posthalle in Triberg 1905 eine Geflügel- und Kanarienausstellung in Verbindung mit einer Kaninchenausstellung als Leistungsschau gezeigt, die in nur drei Tagen 700 Besucher anzog.

Durch den strengen Winter wurde in diesem Jahr für 138,85 Mark Vogelfutter angeschafft. Die Gesamteinnahmen betrugen 568,33 Mark, Ausgaben 323,20 Mark, so dass ein Saldo von 245,13 Mark verblieb. Durch die Geflügelausstellung wurde ein Plus von 166, 87 Mark erzielt.

Beim 8. Verbandstreffen der Tierschutzvereine Badens in Hornberg kam man überein, strengere Maßnahmen zum Schutz der Zugtiere auf Bauplätzen zu fordern. Ferner wurde mitgeteilt, dass bei der italienischen Regierung Vorstellungen durch die Regierung und den deutschen Verband zum Schutz der Vögel erhoben wurden und eine entsprechende Berücksichtigung der begründeten Klagen und Wünsche zugesagt worden sei. Die Zahl der nützlichen und Singvögel, die jedes Jahr in Italien geschossen und gefangen beziehungsweise getötet werden, wird auf etwa 250 Millionen geschätzt.

Inwieweit der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die folgende Weltwirtschaftskrise noch eine erfolgreiche Vereinsarbeit zuließen, ist nicht bekannt. Auch für die 1930er- Jahre konnte bis dato die Existenz eines Tierschutzvereins in Triberg nicht nachgewiesen werden. Zweifelsohne stellte die Machtübernahme der Nazis 1933 eine Zäsur für die deutschen Tierschutzvereine dar. Als eine der ersten Gesetzgebungsmaßnahmen trat das neue "Deutsche Reichstierschutzgesetz" vom 24. November 1933 in Kraft. Erstmalig in Deutschland wurde das Leiden des Tieres und nicht mehr dessen öffentliche Wirkung in den Mittelpunkt gestellt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs existierte in Triberg nur eine Ortsvertretung des Tierschutzvereins Villingen und Umgebung. Am 18. Januar 1959 gründete sich ein selbstständiger Verein. Nach raschem Mitgliederzuwachs entschloss sich die bisherige Ortsvertretung des TV Villingen und Umgebung, die Selbstständigkeit des Tierschutzvereins Triberg anzustreben. Die zahlreich gekommenen Mitglieder bei dieser Gründungsversammlung wurden von der Leiterin dieses Stützpunkts über die bisherige Tätigkeit des TV Triberg und Umgebung unterrichtet.

Am 26. Juni erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister unter dem Namen Tierschutzverein Triberg und Umgebung. Regelmäßige Sammlungen dienten der Finanzierung des eigenen Tierheims.

Am 20. Juni 1969 konnte der neue Tierzwinger in der Retsche, der in Eigenregie erbaut wurde, eröffnet werden.

Zieht man die nun bekannten älteren Vereine in Betracht, so kann man in Triberg auf eine über 170-jährige Tradition der Tierschutzbewegung zurückblicken. Der Verein hat aktuell 250 Mitglieder, die Anzahl steigt stetig.