Heinz Jäger, Eric Fricke und Wolfgang Dippel brachten die Besucher in der Asklepios-Klinik zum Swingen. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Artillerie Lourde begeistert kleines Publikum in Klinik

Von Hans-Jürgen Kommert

Triberg. Sie waren erstmals in der Klinik, doch die wenigen Besucher in der Cafeteria erlebten einen Traum eines "Gypsy-Jazz"-Konzerts. "Artillerie Lourde", das heißt "schwere Artillerie" – und die drei Musiker des gleichnamigen Trios fuhren tatsächlich schweres Geschütz auf.

In Waldkirch sind sie beheimatet, doch zumindest Bassist Wolfgang Dippel hat engen Bezug zur Nachbarschaft. Er besuchte in St. Georgen das Gymnasium und hat in Triberg Verwandtschaft. Der Name der Combo ist auf Django Reinhardt zurück zu führen, der 1944 nach der Rückeroberung der französischen Hauptstadt dem Teil der Eroberungstruppen, der für die Eroberung hauptverantwortlich war, dieses Lied widmete.

Django Reinhardt, dem Künstler und Jazz-Genie der 30-er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, widmen die drei Jazzer ihre Arbeit. Nahe an den originalen Instrumenten versuchen sie zu sein, doch eine der noch knapp 1000 Selmer-Gitarren aus der Zeit Djangos kostet angeblich so viel wie ein Einfamilienhaus. Doch es ist immerhin eine Replik der Selmer, die der Chef der Gruppe, Eric Fricke, gerne benutzt. Sein Mit-Gitarrist Heinz Jäger ist vielen Menschen in musikalischer Hinsicht auch anderweitig vertraut: Der Orgelbaumeister kann auch Kircheninstrumente. Und zwar nicht nur bauen, sondern auch spielen.

Bassist Wolfgang Dippel hat einst Sportwissenschaften studiert, doch ein zweites Studium in Sachen Philosophie und Geschichte führte ihn sogar zum Doktortitel. Alle drei Musiker haben eine Vorgeschichte, die sie teils sogar in die USA führte. Bereits 1970 spielte Dippel erstmals öffentlich, zahlreiche Auftritte in Unterhaltungsbands folgten, sogar bei der Bundeswehr blieb er der Musik verbunden. In allen namhaften Jazzbands der Freiburger Szene ist er bekannt.

Ihr Vorbild Django Reinhardt wurde in Belgien geboren und nur 43 Jahre alt. Beinahe sei die Karriere des "Manouche" (das sind französischsprachige Sinti) beendet, bevor sie begonnen hatte: 1928, er war gerade 18 Jahre alt, brannte sein Wohnwagen völlig aus und Django erlitt schwerste Brandverletzungen. Vor allem die Gitarren-Greifhand war verstümmelt. Doch er lernte, mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger sogar wieder rasante Soli zu spielen. Noten lesen konnte er nicht, dennoch stammen zahlreiche Kompositionen aus seinem Kopf.

Ein gutes Stück davon erlebten die leider nur wenigen Zuschauer, die gekommen waren. Natürlich war "Artillerie Lourde" bei den Stücken dabei, natürlich spielten die Musiker fast ausschließlich den berühmten "Gypsy Swing" ihres Vorbilds. Und ebenso natürlich spielten sie nicht nach, sondern sie interpretierten, wie das bei guten Jazzern üblich ist. Und diese Interpretationen, die hatten es in sich und sie waren einfach richtig gut, fein swingender Jazz, wie man es mag.