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Neuer Fall in Schönwald. Bislang fast 50 Reifen zerstochen. Heiße Spur auf Überwachungskamera?

Triberg/Schonach/Schönwald - In der Raumschaft treibt derzeit ein Serientäter sein Unwesen. Der bislang Unbekannte hat es insbesondere auf Autoreifen abgesehen. Sind die Bilder aus einer Überwachungskamera eine heiße Spur?

Es vergeht bald kein Tag, an dem nicht mindestens ein Autofahrer in der Raumschaft zu seinem Fahrzeug kommt und einen oder mehrere zerstochene Reifen entdeckt. Denn: Derzeit ist ein Serienreifenstecher in der Region unterwegs. Bislang fielen dem Täter fast 50 Reifen zum Opfer, an einigen Fahrzeugen wurde zudem der Lack verkratzt. Der Schaden dürfte in die Zehntausende gehen.

Die Taten

Begonnen hatte die Serie bereits an Heiligabend. Der Tatort: die Hauptstraße in Schonach. Mittels eines "spitzen Gegenstands" wurden hier an mehreren Fahrzeugen die Reifen beschädigt. Zu der Serie gehört wohl auch die mutwillige Beschädigung an einem Laster auf dem Geutsche-Parkplatz am 27. Dezember.

Besonders heftig gewütet hatte der Täter zwischen dem 29. Dezember und dem 2. Januar in Triberg: An der Gaststätte Hirzwald und in der Hauptstraße wurden insgesamt neun Fahrzeugen und einem Anhänger Reifen zerstochen und teilweise Lacke zerkratzt.

Silvester verschlug es den Täter nach Schönwald, dort zerstach er drei Reifen an einem Auto in der Schwarzwaldstraße. Am 6. Januar mussten weitere Reifen an einem Auto in der Klosterstraße dran glauben.

Die jüngste Sachbeschädigung wurde erst am Montag in Schönwald verübt: Laut Polizei betrat der Täter eine unverschlossene Tiefgarage, die zur Hauptstraße 8/A gehört und zerstach zwischen 13.30 Uhr und 16.30 Uhr mit einem unbekannten Gegenstand alle vier Reifen an einem dort abgestellten Opel. Der Sachschaden: 440 Euro.

Eine weitere Beschädigung an einem Auto in der Josef-Dorer-Straße in Furtwangen am 5. Januar wird dem gleichen Täter zugeschrieben. Nicht auszuschließen ist darüber hinaus, dass der Reifenstecher für eine Tat rund um Neujahr in St. Georgen verantwortlich ist.

Die Zusammenhänge

"Bislang mutmaßen wir, dass es zwischen den Taten einen Zusammenhang gibt", erklärt Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Dies sei die Regel, wenn solch ähnliche Taten in vermehrt in einem engen Bereich auftreten würden. Aber: "Das ist erst bestätigt, wenn es tatsächlich Beweise für einen Zusammenhang gibt." Laut Popp könnten diese Beweise anhand von Spuren erbracht werden, "beispielsweise wäre eine spezielles Werkzeug, das bei den Taten immer verwendet wird, ein Indiz für einen gleichen Täter."

Seit dem sich abzeichnet, dass hier ein Serientäter am Werk ist, hat die Polizei einen besonderen Augenmerk auf die betroffenen Bereiche. Popp: "Wir werden die Gegend verstärkt bestreifen." Derzeit deute sich aber auch an, dass der Täter in Richtung Furtwangen wandert. Ob dies aber tatsächlich so ist, bleibt allerdings abzuwarten.

Privater Fahndungsaufruf

Doch wer ist derjenige, der für diese Zerstörungswut verantwortlich ist? Das fragt sich nicht nur der Polizeiposten Triberg, der federführend die Ermittlungen übernommen hat und dringend um Zeugenhinweise bittet, sondern natürlich auch die mittlerweile verunsicherte Bevölkerung. In diese Zusammenhang geisterte am Samstag für mehrere Stunden ein privater Fahndungsaufruf durch Facebook, der pikanterweise mit Bildern aus einer Überwachungskamera bestückt ist.

"Das ist der Reifenstecher und Lackzerkratzer" wird dort geschrieben, der Beitrag solle weitergeleitet werden, um den Mann zu fassen "bevor ein schlimmer Unfall passiert". Gehört dieser Mann tatsächlich zum Kreis der Verdächtigen? "Uns sind diese Bilder bekannt", berichtet der Polizeisprecher. Er betont aber zugleich, dass es "völlig offen" sei, ob es sich bei dem Mann um den möglichen Täter handelt. Popp: "Das ist momentan noch Gegenstand der Ermittlungen."

Überhaupt zeigt sich die Polizei über solche privaten Fahndungsaufrufe gar nicht erfreut – man begebe sich damit "auf’s Glatteis". Denn die Verfasser würden laut dem erfahrenen Beamten nicht nur das Persönlichkeitsrecht verletzten, sondern sich ebenso aufgrund einer üblen Nachrede oder Verleumdung strafbar machen. Die Ermittlungen seien Aufgabe der Polizei und nicht von Privatpersonen. "Wenn jemand solche Bilder hat, dann kann er sie der Polizei übermitteln", erklärt Popp.