Das Gnadenbild der Maria von Guadalupe. Foto: Läufer Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtpfarrer Josef Läufer berichtet von Pilgerreise nach Guadalupe

Von Marie-Louise Roser

Triberg-Nußbach. Eine beeindruckende Diavorführung über seine bisher weiteste Pilgerreise, nach Guadalupe, einem Vorort von Mexiko-Stadt, zeigte Stadtpfarrer Josef Läufer vor vollbesetztem Pfarrsaal. Grund für das Interesse an dieser Reise war vor allem "das einzige, nicht von Menschen gemachte Marienbild zu sehen," erläuterte Läufer zu Beginn der Veranstaltung. Darüber hinaus gab dieses in Guadalupe aufbewahrte, wichtigste Heiligtum Mexikos seinerzeit den Startschuss für die Christianisierung ganz Lateinamerikas.

Der Legende nach erschien im Jahre 1531 in Guadalupe dem zum Christentum konvertierten Azteken Juan Diego die Gottesmutter Maria. Diese soll ihn angewiesen haben beim Bischof vorzusprechen, um eine Kirche am Erscheinungsort, dem Tepeyac-Hügel, zu ihren Ehren bauen zu lassen. Bischof Juan de Zumarraga forderte jedoch einen Beweis für die Marienerscheinungen, woraufhin Maria den Indio angewiesen haben soll, Rosen zu suchen. Nachdem er seinen damals üblichen Überhang der aztekischen Bevölkerung - der Tilma – mit den Blüten befüllt hatte, entleerte er diesen später vor den Augen Zumarragas und dessen Lakaien. Im selben Moment sei ein Abbild Mariens auf der Tilma sichtbar geworden, dessen Zustandekommen, so sagt man, heute noch Forschern aus aller Welt ein Rätsel bleibe.

Eine Art Bibel für die Azteken

Für das Volk der Azteken, die zwar über kein Schriftsystem, dennoch eine ausgezeichnete narrative Bildschrift verfügten, "war das Marienbild auf Juan Diegos Tilma eine Art Bilderbuch, oder Bibel für die Azteken," erklärte Josef Läufer. Eingekleidet in eine blaue Tunika, braune Haut und Gesichtszüge, deren Farbe und Mimik an aztekische Gesichtszüge erinnert, vereine diese Mariengestalt zahlreiche Symbole, welche die Azteken deuten konnten. So besitzt dieses Marienbildnis bei den Einheimischen auch heute noch den Kosenamen "la Morenita" – "die (kleine) Dunkelhäutige".

Mit vielen Bildern aus der Geschichte und Entwicklung der heute weltgrößten Stadt, zeigte Läufer chronologisch den Aufschwung des damaligen aztekischen Zentrums Tenochtitlan, heute Mexiko-Stadt. Der aztekische Glaube war tief verwurzelt und die gewaltsamen Versuche zur Konvertierung der einheimischen Bevölkerung gelang den Eroberern bis zur Marienerscheinung nur mit geringem Erfolg. Die Erscheinung und das symbolbehaftete Marienbild auf der Tilma führten jedoch zu einer großen, freiwilligen Welle der Christianisierung und legte den Grundstein für die heute starke Verbreitung des katholischen Glaubens in Lateinamerika.

Läufer nannte einige Beispiele, weshalb dieses Marienbild bis in die heutige Zeit immer noch zahlreiche Rätsel aufgibt. So sei beispielsweise die Tilma aus einem natürlichen Stoff hergestellt, der schon längst vermodert sein müsste. Des weiteren soll sich angeblich in den Augen der Mariengestalt die Szene widerspiegeln, als Juan Diego die Rosen aus seiner Tilma vor dem Bischof Zumarranga ausbreitet. Auch mit modernster Technik ließe sich nicht erklären, wie eine derart filigrane Zeichnung zur damaligen Zeit hätte erstellt werden können, meint Pfarrer Läufer. Heute sei die Pilgerstätte in Guadalupe mit 20 Millionen Besuchern pro Jahr die am meisten besuchte in Mittelamerika.