Jerg Hilt (rechts), Geschäftsführer der Forstkammer Baden-Württemberg, erläutert unter anderem die Forstreform und die Nachwirkungen des Kartellverfahrens gegen den Forst. Interessierte Zuhörer sind Bernhard Kienzler, Herbert Fehrenbach, Thomas Weißer sowie Joachim Prinzbach (von links) und deren Gäste. Foto: Schwarzwälder Bote

Forstbetriebsgemeinschaft: 19-Meter-Regel erschwert Transport / Konzentration der Betriebe nimmt zu

Zur Herbstversammlung der privaten und kommunalen Waldbesitzer hatten Herbert Fehrenbach aus Schonach, Vorsitzender bei der Forstbetriebsgemeinschaft Triberg-St. Georgen und die Forstliche Vereinigung Schwarzwald an eher ungewöhnlicher Stelle geladen – in den Löwen Schönenbach.

Raumschaft Triberg/Furtwangen-Schönenbach. Gekommen zur Herbstversammlung waren einige Forstmitarbeiter und Revierförster und relativ wenige Waldbesitzer. Dabei waren die angeschnittenen Themen durchaus wichtig und interessant, denn derzeit fallen die bereits im vergangenen Jahr angedrohten Käferbäume zuhauf an.

"Uns droht die absolut größte Kalamität in Sachen Trocken- und Käferholz in Europa, in einem nie dagewesenen Ausmaß", stellte Joachim Prinzbach fest, Vorstand der Forstlichen Vereinigung Schwarzwald. Mitglied der eingetragenen Genossenschaft ist auch die Forstbetriebsgemeinschaft Triberg-St. Georgen, neben rund 60 weiteren Mitgliedern. Insgesamt sind rund 3700 Waldbesitzer in der FVS vertreten, die zusammen etwa 75 000 Hektar Waldboden besitzen. Rund 300 000 Kubikmeter Holz werden pro Jahr über die FVS vermarktet.

1800 Sägereien

Prinzbach stellte die FVS kurz vor, die wesentlichen Dienstleistungen und die Möglichkeiten der Vermarktung  "vom Energieholz bis zum Wertholz". Er zeigte die Hauptabnehmer der FVS auf und welche Holzarten und welche Abmaße und Qualitäten diese bevorzugen. Dabei findet auch hier eine Konzentration statt: Waren es im Jahr 2000 noch 3100 Betriebe, die 14 Millionen Kubikmeter Holz, so sind es aktuell gerade mal 1800 Sägereien, die 27 Millionen Kubik verarbeiten.

Die Preisentwicklung sei derzeit in Baden-Württemberg völlig anders als beispielsweise in Bayern oder Österreich. Während es hier relativ konstante Preise mit leichtem Abwärtstrend gebe, sind in Österreich, dort wo die Marktpreise eigentlich immer besser waren, und in Bayern die Preise durch die enormen Mengen an Kalamitätsholz aktuell deutlich abgesackt, hier werden für gutes wertvolles Holz nur mehr rund 80 Euro bezahlt.

19 Meter Maximallänge

Natürlich bevorzugen fast alle Säger gutes, frisches Holz von zehn bis 19 Meter Länge, allen voran die Firmen Dold, Finkbeiner, Keller, Streit sowie diverse Gattersäger. Letztere nehmen aber auch Käfer- und Trockenholz, das allerdings nicht überständig, tief verblaut oder "rindennackt" sein sollte. Als Maximallänge gab Prinzbach das neue Verkehrsminister-Maß 19 (statt 21) Meter an. Nur wenige Ausnahmen soll es dazu geben, die aber eher kompliziert darstellbar seien.

"Seit dem 1. September empfehlen wir, nur noch 19 Meter zu liefern", so der Vorstandssprecher. Zusätzlich stellte er weitere Säger vor, die auch sehr starkes Holz nehmen, dazu Firmen die auch älteres Käfer- und Trockenholz annehmen, das nicht mehr die zumeist geforderte Qualität besitzt. "Gemeinsames Ziel muss sein, Frisches, weißes Trocken- und Käferholz zügig in die Sägewerke zu bringen, um möglichst hohen Wert zu erhalten", so seine Hoffnung. Nach wie vor begehrt sei Douglasie, die jedoch im Schwarzwald eher die Ausnahme darstellt.

Über Forstliche Dienstleistungen durch die FVS unterrichtete Thomas Weißer, Einsatzleiter der Vereinigung. Nicht jeder Waldbesitzer sei der Herausforderung gewachsen, seinen Wald selbst zu bewirtschaften, sei es aus zeitlichen oder anderen Gründen, daher könne man die FVS beauftragen, die dann einen Vertrag vorlegt – danach wickelt die FVS alles ab. Weißer erläuterte dazu die Vorteile, die durchaus vielfältig seien – am Ende bekomme der Waldbesitzer sein Geld abzüglich der Dienstleistungen.

Einen weiteren, wichtigen Vortrag gab es durch Jerg Hilt, den Geschäftsführer der Forstkammer Baden-Württemberg, der noch einmal die Einhaltung der 19 Meter Maximallänge reklamierte – da ließe Minister Winfried Hermann nicht mit sich reden.

Themenvielfalt erdrückend

Die Themenvielfalt sei wahrlich erdrückend, allen voran aber sei die angefangene Forstreform und Zerschlagung der bisherigen Strukturen zu nennen – der Staatsforst ist bereits ausgelagert. Katastrophale Lagen sieht Hilt vor allem in den Ostgebieten, jedoch beginnend bei Hessen aufwärts, wo die Trockenheit enorme Schäden angerichtet habe. Überall jedoch gebe es derzeit ein Hauptproblem – die Abfuhr. Man versuche durch Rückführung der 19-Meter-Regelung und die Erhöhung der Tonnage auf 44 Tonnen dieses Nadelöhr zu mildern, was jedoch speziell im Verkehrsministerium schwer durchsetzbar sei – trotz Giga-Linern auf den Straßen. Dramatisch sehe er die fehlenden Nasslager.

Man versuche derzeit, die Lage für die Waldbesitzer durch die Wiedererweckung des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes zu mildern, zugleich sollen die Einschläge von Frischholz auf 70 Prozent beschränkt werden, die Einfuhr – vor allem aus den Osten – drastisch einzuschränken, dazu sollen Steuervergünstigungen kommen. "Wir haben speziell in Baden-Württemberg einige Stellschrauben wie Wiederaufbau-Zuschüsse und Ähnliches", wusste Hilt.

Einige Sätze hatte er für das mit Erfolg beendete Kartellverfahren übrig. Es werde auf keinen Fall ein "Zurück auf null" geben, die Forstreform laufe weiter.

Sicher sei, dass Private und Kommunen die Dienstleistung der Förster weiter in Anspruch nehmen könnten, allerdings müsse der Holzverkauf separat laufen. Kostendeckung müsse gewährleistet sein, Kommunen allerdings sollen wegen der öffentlichen Aufgaben Zuschüsse erhalten. Beratungen seien weiterhin kostenlos.

Zusammenrücken angesagt

Für Kleinstunternehmen soll weiterhin gelten, dass keine Kostendeckung erforderlich ist. "Wir erleben derzeit hautnah, wie wichtig die professionelle überregionale Arbeit ist. Wir müssen wieder zusammenrücken, dazu braucht es auch eine starke Vermarkterstruktur", betonte Hilt. Alle Beteiligten stellten sich am Ende den Fragen der Waldbesitzer – dabei spielte die 19-Meter-Regel eine wichtige Rolle.