Ein sehr emotionales Ende: Gaby und Manfred Kuner mit dem ältesten Enkel, der sicher hofft, dass der Opa nun öfters Zeit für ihn haben wird. Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Bänker der alten Schule geht in Ruhestand / Bundesweit in Genossenschaftsgremien aktiv

Offiziell wurde er bereits verabschiedet – nun nahm die gesamte Genossenschaftsfamilie mit Freunden, Wegbegleitern und Größen aus Sport, Wirtschaft sowie Politik Abschied von Manfred Kuner. Der bis zum 31. Dezember Vorstandsvorsitzende der Volksbank Mittlerer Schwarzwald wurde mit Standing ovations ins Pensionärsleben entlassen.

Triberg. Mit einem Song, den Manfred Kuner durchaus als sein Lebensmotto betrachten könnte, schickten ihn die Schonacher Wombats unplugged, gesanglich begleitet von Andy Hör, endgültig in den Ruhestand: "My Way" von Frank Sinatra. Für seinen Einsatz innerhalb der Bankengruppe wurde er mit goldenen Ehrennadel der baden-württembergischen Genossenschaftsbanken geehrt.

Begrüßt wurden die rund 250 geladene Gäste von Kuners Nachfolger Martin Heinzmann, der auch ganz besonders dessen Familie willkommen hieß, die oftmals auf ihn verzichten musste.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Otto Bonath ging intensiv auf die berufliche Laufbahn des Neu-Pensionärs ein: Begonnen habe diese damit, dass ihm sein damaliger Chef in der Volksbank am 1. September 1970 erklärte, wie er künftig erscheinen sollte: Krawatte und Jackett würden nur auf Anweisung abgelegt – die Haare dürften sofort kurz getragen werden.

Ab 1974 bis 1983 habe Kuner zahlreiche Fortbildungen absolviert, bereits 1986 erhielt er Prokura und wurde Vorstandsassistent. 1986 wurde er in den Vorstand berufen. Seit 1992 war er Vorstandsvorsitzender der Volksbank Triberg. Ab dem Jahr 2017 war er in derselben Funktion in der fusionierten Volksbank Mittlerer Schwarzwald tätig.

"Der Kapitän geht von Bord, eine Ära endet", erkannte Bonath. Ein Glücksfall für die Bank sei er gewesen, der stets auf der Basis des "ehrbaren Kaufmanns" gearbeitet habe. "Er hat eine ausgeprägte Kundennähe gelebt und stets Entscheidungen mit Weitblick getroffen", wusste er. Die bestmögliche Einstufung "seiner" Bank sei ihm stets wichtig gewesen. Verglichen mit einem Restaurant seien dies im Gault Millau 19,5 Punkte, im Michelin drei Sterne. Sicherlich etwas gelitten habe dabei die Zeit für seine Frau Gaby.

Auch ehrenamtlich tätig

Darüber hinaus habe er sich sowohl sozial als auch ehrenamtlich stark eingebracht und sich stets zu seiner Heimat bekannt, wusste Marija Kolak, Präsidentin im Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Stets bodenständig und anpackend sei er gewesen, dabei immer bereit, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur in seiner Heimat, sondern vor allem auch in der Banken-Gruppe habe er sich höchsten Respekt erarbeitet.

Yvonne Zimmermann Vorstandsvorsitzende der Akademie der Deutschen Genossenschaften, gab an, dass sie ein wichtiges Mitglied verliere – als Fachrat Banken habe Kuner viele Jahre auch hier seine Visitenkarte hinterlassen. "Sie waren Ihrer Zeit stets voraus, haben immer mit großer Souveränität unermüdlich agiert", bekannte sie.

Uwe Fröhlich von der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank (DZ-Bank) wusste, dass Kuner stets "mit Volksbank" unterwegs gewesen sei, sowohl im echten wie auch im übertragenen Sinn. Er sei ein "Bankkaufmann alter Schule" im besten Sinn gewesen, ein kritischer, konstruktiver "Vorbild-Genosse".

Roman Glaser, Präsident im baden-württembergischen Genossenschaftsverband erklärte, dass Manfred Kuner jeden Wandel mitgetragen habe – "es ist eine Gnade, dieser Persönlichkeit ein Stück weit Wegbegleiter gewesen zu sein", lobte er.

Eine "gnadenlose Abrechnung" wurde ihm von Schonachs Bürgermeister Jörg Frey sowie dem Präsidenten des WVIB Schwarzwald, Thomas Burger, verabreicht: Der "Edelschonacher" werde als Ehrenbürger vorgeschlagen, und zwar in Flensburg. Er sei generell schneller gewesen als die Polizei erlaube. Auch der "Felgendoktor" führe ihn als "VIP".

Sein geliebter Oldtimer, eine englische Cobra, habe ihn gerne mal im Stich gelassen – zum Wohle seiner Mitfahrer, die im Rechtslenker Blut und Wasser geschwitzt hätten. Frey wusste, dass Kuner auch schon mal außerhalb der Verkehrskontrollen polizeilich aufgefallen sei: Unrasiert und in seinen ausgebeulten "Wohlfühlhosen" habe er in seine Bank eindringen wollen.

Als Quadratur des Kreises betrachtete sein Vorstandskollege Rainer Engel den Versuch, den Abschied in zehn Minuten zu fassen. Beeindruckt habe ihn stets Kuners unglaubliche Affinität zu Zahlen und die direkte Nähe zu Mittelstand, Handwerk und Handel. "Ich bin stolz, mit Ihnen zusammen gearbeitet zu haben", erzählte er abschließend.

Das letzte Wort hatte Kuner selbst, bevor er das Buffet für eröffnet erklärte.