BETRIFFT: Leserbrief "Stadt gibt viel Geld für einen sinnlosen zweiten Kunstrasenplatz aus" vom 19. September

Sehr geehrter Herr Hornung,

in Ihrem Leserbrief scheint viel Frust mitzuschwingen. Anstatt diesen beispielsweise an einem Boxsack abzulassen, haben Sie zum Stift beziehungsweise zur Tastatur gegriffen. Das ist völlig okay, wir leben ja, zum Glück, in einer Demokratie. Manchmal hilft es jedoch, rational an bestimmte Themen ranzugehen. Deshalb versuche ich, Ihre Argumente Stück für Stück unter die Lupe zu nehmen.

Zahlen und Informationen: Sie scheinen einen sehr guten Einblick in das Kostengefüge des Projekts zu haben. Sie kennen den genauen Stand der Spendenaktion. Und, was noch beeindruckender ist, Sie wissen darüber Bescheid, wie die "Großen da oben in Berlin" uns Kleine hier unten im Süden täuschen. Respekt dafür. Ich kenne die Zahlen nicht im Einzelnen und behaupte dies auch gar nicht. Da ich jedoch durch mein journalistisches Studium, meine freie Mitarbeit bei verschiedenen Zeitungen und mehrere Praktika Einblicke in die Medienlandschaft bekommen habe, kann ich Ihnen sagen, dass es dort nicht nur Halunken gibt. In den kleinen und großen Zeitungsredaktionen des Landes gibt es zu großen Teilen Menschen, die ihren Job ernst nehmen und nicht alles glauben, was man ihnen sagt. Stattdessen finden Sie dort Redakteure und Redakteurinnen, die nachforschen und versuchen, der Bevölkerung ein Abbild der Realität zu vermitteln.

Symbolcharakter: Laut Ihrer Argumentation hat der Sportplatz den Hauptzweck, ein "Denkmal" für unseren ersten Vorsitzenden Martin Kienzler zu sein. Auch hier gilt: Lernen Sie die Leute kennen, über die Sie urteilen. Martin Kienzler hat in seinen vielen Jahren als Vorstand bewiesen, dass er sich vor allem dem großen Ganzen unterordnen kann.

Viele seiner Taten stehen nicht in der Zeitung oder im Internet. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es normal ist, dass ein Vorstandsvorsitzender viele Urlaubstage opfert, um zu Beerdigungen von verstorbenen Mitgliedern zu gehen. Es sind auch die kleinen Dinge, die ihn ausmachen. Ein Anruf zum Geburtstag eines Mitgliedes. Ein Blumenstrauß für die Freundin, die so oft auf ihren fußballspielenden Partner verzichten muss.

Mangelnder Trainingsbesuch: Weniger Trainingsbesucher haben zur Folge, dass die fußballerische Qualität abnimmt oder zumindest nicht wächst und dass der sportliche Erfolg ausbleibt. Dieser Argumentation kann ich noch folgen.

Was der sportliche Erfolg jedoch mit dem Platz zu tun haben soll, das erschließt sich mir nicht. Sollen sich in Zukunft alle Kreisliga-Kicker auf Parkplätzen oder Kartoffelackern treffen, weil sie eines echten Platzes nicht würdig sind? Und um noch auf die "Generation Social Media" einzugehen, die Sie kurz erwähnen: Was könnte man denn unternehmen, um sie wieder öfters an die frische Luft zu locken? Ich hätte eine gewagte Idee: Neue, schöne Sportplätze zu bauen, zum Beispiel.

Marius Faller

Triberg