Das Foto zeigt die lautstarke Truppe der Radautrommler, dahinter eine kleine Schar der Triberger Teufel, auch Rotfuchs und Federeschnabel sind bei genauerem Hinschauen im Hintergrund noch zu erkennen.Foto: Carle Foto: Schwarzwälder Bote

Fastnacht: Foto aus dem Jahr 1958 zeigt närrisches Treiben in Triberg mit den Radautrommlern

’Eine lautstarke Truppe waren die Triberger Radautrommler schon zu früheren Zeiten. Auch am "Schmutzige Dunschtig" zogen sie stets musizierend durch die Wasserfallstadt, wie sich der gebürtige Triberger Wolfgang Dippel gerne erinnert.

Triberg. Das Traumauto der 1950er, ein VW Käfer mit um die üppigen 30 Pferdestärken, ziert ebenfalls das Bild (siehe Foto) mit den Radautrommlern anno 1958, welches vermutlich vom Stadtfotografen Carle am "Schmutzige Dunschtig" aufgenommen wurde. Der Ort des närrischen Treibens scheint die Ecke Schul-/Luisenstraße und Hälmenwinkel zu sein. Zur damaligen Zeit war nach dem Wohnblock der Schulstraße 20, entstanden 1948, die Bäckerei des Lebensmittelhandels Konsum, in welchem die in der Umgebung lebenden Hausfrauen bereits frühmorgens ihre Brötchen, Brote und Kuchen im großen Backofen fertigbacken konnten. Der Gemeinschaftssinn war in jenen kargen Zeiten wesentlich ausgeprägter als in der heutigen Zeit.

Die Kulinarik wurde in den Fasnachtstagen in der Mittelstadt beim Narresome im damals noch schneegefüllten Drei-Berge-Tal vornehmlich durch die Metzgerei Klausmann und dem "Geischte-Beck" gedeckt; diese Geschäfte der täglichen Grundversorgung wurden von den kleinen Narren regelmäßig mit entsprechenden fastnachtlichen Bettelsprüchen heimgesucht

Unser Foto zu diesem Bericht zeigt die Radautrommler von damals, die sowohl als eigene Musikkapelle, ebenso jedoch auch als Spielmannszug für die Stadtkapelle auftraten. Rechts vorne im Bild marschierte der kleine Wolfgang und zukünftige Militärmusiker des Luftwaffenmusikkorps 1 in München-Neubiberg voran und übte schon mal für den später zu spielenden "Großen Zapfenstreich".

In den zurückliegenden Jahren konnte der einstige kleine Radautrommler wiederholt in der Triberger Asklepios-Klinik als Jazz-Kontrabassist mit dem Gypsy-Trio "Artillerie Lourde" einen kulturellen Beitrag leisten.

Die Mitgliedschaft zu den Radautrommlern war in jenen Jahren an den Besuch der achten Klasse der Volksschule gebunden, außer man hatte Beziehungen zur närrischen Organisation in der Stadt.

Der Akteur unter der Maske des Federeschnabels war in den 50er Jahren August Dippel, Werkzeugmachermeister und ehemaliger Jagdflieger im Eismeergeschwader in Norwegen und Vater des kleinen Radautrommlers.

Die Kostüme von Federeschnabel, Rotfuchs und Spättlehansele sowie viele Teufelsanzüge wurden zur damaligen Zeit unter der strengen Hand von Emma Dippel, eine der ersten Damenschneidermeisterinnen in Baden nach dem Ersten Weltkrieg, hergestellt. Ort des historischen Geschehens war das Haus Hauptstraße 3, das 1963 abgerissen wurde und bis heute als Parkplatz dient. Auch waren ihre selbst gebackenen Fasnetkiechle, die Stribbele, und vor allem die Linzer Torte beim familiären Nachwuchs bei derart kräftezehrenden Einsätzen sehr beliebt. Dem Narrenzug voraus und nicht mehr im Foto zu sehen lief der amtliche Triberger Fasnachts-Ortsbüttel mit Pickelhaube, Säbel und großer Schelle ausgestattet, der Krötze Toni, ein Triberger Original, der die städtischen Zuschauer mit einem kräftigen "Narri Narro" begrüßte.

Der Autor Wolfgang Dippel wurde in Triberg geboren und lebt seit über vier Jahrzehnten in Freiburg. Als promovierter (Dr. phil.) Politikwissenschaftler und Historiker hat er sich intensiv mit der badischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert beschäftigt.