Pfarrer Andreas Treuer (Mitte), Diakon Klaus-Dieter Sembach und Gemeindereferentin Birgit Kurzbach im Altarraum der Schonacher Pfarrkirche, die in der aktuellen Krisensituation die größte Teilnahmemöglichkeit an der Eucharistie bietet.Fotos: Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder Bote

Die kirchliche Landschaft verändert sich. Auch der Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarrgemeinde

Die kirchliche Landschaft verändert sich. Auch der Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarrgemeinde Triberg Maria in der Tanne wurde im April letztmals in seiner bisherigen Form gewählt. "Wir gehen auf eine große Veränderung zu", betont Pfarrer Andreas Treuer.

Die Wahl des Pfarrgemeinderats der katholischen Pfarrgemeinde Triberg Maria in der Tanne fand am 5. April dieses Jahres statt. Corona-bedingt konnte die konstituierende Sitzung bislang nicht stattfinden. Zu dieser wird nun am heutigen Mittwoch, 8. Juli, eingeladen. Beginn ist um 19 Uhr im großen Pfarrsaal in Triberg. Zur öffentlichen Sitzung ist laut Pfarramt allerdings aufgrund der einzuhaltenden Abstandsregelung nur eine begrenzte Teilnehmerzahl an Besuchern zugelassen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Erläuterung der Satzung für die Pfarrgemeinderäte und der kirchlichen Vermögensverwaltungsordnung. Des Weiteren stehen an: die Wahl des Schriftführers, der auch Beisitzer des Vorstands ist sowie die Wahl des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und dessen Stellvertreters. Es stehen zudem auf der Agenda: der Beschluss über die Anzahl der weiteren Mitglieder des Stiftungsrats, die Wahl des Stiftungsrats und des stellvertretenden Vorsitzenden des Stiftungsrats, die Wahl der Delegierten für den Dekanatsrat (zwei Personen) und deren Stellvertreter, der Delegierten für die Vertreterversammlung des Caritasverbands (zwei Personen) und der Vertreter im Kuratorium der Kindergärten.

Raumschaft Triberg. Der Leiter der Seelsorgeeinheit nennt die Gründe: "Weil es weniger Gläubige, daher weniger Pfarrer gibt und auch die Zahl der Diakone sowie Gemeindereferenten zurückgeht."

"Im Jahr 2030 werden die wenigen Priester, die es noch gibt, zu über 70 Prozent über 60 Jahre alt sein", blickt Treuer in die Zukunft: "Das ist keine gute Aussicht." Letztendlich finde deshalb eine Umstrukturierung der Erzdiözese statt. Aktuell gebe es 234 Kirchengemeinden. Daraus sollen laut Erzbischof Stephan Burger sukzessive 40 werden, bis spätestens 2030. "Früher ist wahrscheinlicher", gibt Treuer im Beisein von Diakon Klaus-Dieter Sembach und Gemeindereferentin Birgit Kurzbach zu bedenken.

Der Schwarzwald-Baar-Kreis werde zweigeteilt. "Da, wo es notwendig wird, sollen Stellen nicht mehr besetzt werden, wird zusammengeführt. Es kann sein, dass es auch Pilotprojekte gibt. Wahrscheinlich dort, wo es die wenigsten Priester gibt", vermutet Treuer. "Die bestehenden Gemeinden werden alle aufgelöst. Es wird nur einen Pfarrer geben, der leitet." Die Pfarrgemeinde Maria in der Tanne werde künftig also in der neuen Pfarrei Villingen aufgehen. Dort werde das Zentrum sein.

Treuer: "Die Menschen werden sich auf den Weg machen müssen"

"Daher müssen wir unsere Gemeinden jetzt schon fit machen für die Situation der in wenigen Jahren anstehenden, großen Veränderung", so Treuer. "Das heißt: Eucharistie kann nicht mehr an jedem Sonntag in jedem Ort stattfinden, sondern konsequenterweise in einer großen Kirche. Wir müssen lernen, flexibel zu sein. Die Menschen werden sich auf den Weg machen müssen, da Gottesdienste flächendeckend vor Ort nicht mehr stattfinden werden."

Treuer weiter: "Wo sie es nicht hinbekommen, sich eigenständig zu Wort-Gottes-Feiern zu treffen, also Gemeindeteams, Gruppierungen, auch Laien aus der Gemeinde heraus, sich seitens der Erzdiözese schulen zu lassen, um Feiern ohne Kommunion oder beispielsweise Stundengebete anzubieten, wird es nichts geben." Auch Sembach betont: "Die Kirche muss sich wandeln, von der versorgten Gemeinde hin zur mitsorgenden." Dem stimmt auch Kurzbach zu: "Es muss ein Umdenken geben, dahingehend, dass Wort-Gottes-Feiern die Akzeptanz bekommen wie eine Eucharistiefeier."

Es sei nicht sinnvoll die Vorstellung zu haben, dass weiterhin alles so sein muss wie es vorher war, fährt Treuer fort. "Ich sehe in der Corona-Krise die Chance mit den erforderlichen Änderungen, die ohnehin auf uns zukommen, jetzt schon anzufangen", ergänzt der Geistliche und verweist auf die Instruktionen der Erzdiözese Freiburg zur Feier der Liturgie in Zeiten der Corona-Krise: "Im Blick auf die zu treffenden Vorkehrungen ist gut abzuwägen, welche und wie viele Gottesdienste in einer Kirchengemeinde gefeiert werden können. Ein sukzessiver Einstieg und die Konzentration auf bestimmte Gottesdienste legt sich für den Anfang nahe. Die Vielfalt der Gottesdienstformen (neben Messerfeier und Wort-GottesFeier auch das Stundengebet, die Eucharistische Anbetung, das Rosenkranzgebet und vieles mehr) ist anzustreben."

"Hier wurde ganz deutlich mit den Füßen abgestimmt"

Wie Treuer, Sembach und Kurzbach weiter ausführen, habe man mehrfach versucht Stundengebete unter der Woche in den Gemeinden zu installieren oder die Eucharistische Anbetung in der Wallfahrtskirche sowie Vorabendmessen anzubieten. "Hier wurde ganz deutlich mit den Füßen abgestimmt, indem man einfach wegblieb", resümiert Treuer. Er sehe einen Spalt, der sich zwischen den alten Vorstellungen und der Notwendigkeit, auch neue Wege zu gehen, auftut. "Wir brauchen Offenheit für andere Formen", appelliert er an die Gläubigen. Auch die Gottesdienste am Samstagabend müssen seiner Ansicht nach nicht mehr sein, denn auch schon vor der Corona-Krise hätten alle Kirchgänger an den Sonntagen, von der Anzahl her, in einem Gottesdienst zusammengefasst werden können.

Für St.Urban als Ort der sonntäglichen Eucharistie spricht in der Krise vieles

Für die Schonacher Kirche St. Urban als Ort der sonntäglichen Eucharistie spricht laut Treuer in der aktuellen Krisensituation: Sie ist die Kirche, die die größte Teilnahmemöglichkeit an der Eucharistie bietet, eine klare Trennung in der Eingangs- und Ausgangssituation aufweist, über einen weiten Kirchplatz verfügt, der die Möglichkeit zum Sicherheitsabstand garantiert. Ferner lebt die Mehrheit der Katholiken der Raumschaft in Schonach. Weitere Pluspunkte sind die beste Erreichbarkeit und die ausreichenden Parkmöglichkeiten.

Warum die Stadtkirche Triberg "nicht im Blick war und ist" beantwortet Treuer mit dem Hinweis auf die weniger möglichen Plätzen nach den Sicherheitsvorkehrungen. Auch sei sie aufgrund ihrer Lage deutlich schlechter erreichbar, zu Fuß und mit dem Auto. Der Eingangs- und Ausgangsbereich sei zudem am großen Portal komprimiert und der Kirchplatz sehr klein beim Zusammentreffen der Kirchgänger.

Bei Andrang soll eine zweite Eucharistiefeier angeboten werden

Darüber hinaus hätten sich schon vor der Corona-Krise die wenigsten Triberger Christen im sonntäglichen Hauptgottesdienst ab 10.30 Uhr in der Stadtkirche eingefunden. "Die Eucharistiefeier selbst ist derzeit in ihrem Vollzug aufgrund der Sicherheitsauflagen auch mit einem größeren Aufwand verbunden, zum Beispiel was die Ordnerdienste betrifft", wie Treuer mitteilt. Eine Anmeldung per Internet oder telefonisch sei zudem vorgegeben, wie auch in anderen öffentlichen Bereichen. "Das bewahrt auch die Ordner davon, jemanden abweisen zu müssen", merkt der Pfarrer an und ergänzt: "Bisher ergab sich immer auch die Möglichkeit, unangemeldet einen Platz zu bekommen." Man habe noch niemanden wegschicken müssen.

Bis dato habe der Platz in der einen Eucharistie, die als Mitte die "Communio, die Kommunion, die Gemeinschaft" habe, ausgereicht für alle, die mitfeiern wollten. "Sollte es aufgrund des Andrangs notwendig sein, wird in jedem Falle eine zweite Eucharistiefeier angeboten", verspricht der Geistliche. Aus bereits genannten Gründen sowie getätigter, umfangreicher Hygienemaßnahmen sollte man diese seiner Ansicht nach allerdings ebenso in St. Urban in Schonach anbieten und nicht in einer anderen Kirche der Raumschaftsgemeinden.

"Es kann ja in dieser Krisenzeit kaum darum gehen, bestimmte Kirchenräume zu füllen, einen Ritus ablaufen zu lassen. Sondern es geht um die Möglichkeit zur Eucharistiefeier selbst. Die Feier an sich ist das Wichtigste, nicht der Raum und der Ort", betont Treuer mit Blick auf den Antrag des katholischen Frauenbunds Triberg, künftig auch einen regelmäßigen Sonntagsgottesdienst in der Triberger Stadtkirche zu feiern, was Treuer aus den bereits genannten Gründen zum Bedauern des Frauenbunds ablehnte (wir berichteten).

Über die Bereitschaft der Frauenbundmitglieder, bei der Organisation von Gottesdiensten oder als Ordner mitzuhelfen, freut sich der Geistliche eigenen Angaben zufolge, allerdings gehöre die Mehrzahl der Frauen einer Risikogruppe an und dürfe laut Ordinariat daher nicht für solche Dienste eingesetzt werden.

Geistlicher sieht in schwieriger Zeit auch eine Chance für die Ökumene

Abschließend macht Treuer noch darauf aufmerksam, dass er in der aktuellen, schwierigen Zeit auch eine Chance für die Ökumene sieht: "Nur im gemeinsamen Zeugnis sind wir überzeugend." Wer an "seinem Ort" die Möglichkeit zur Mitfeiern eines Gottesdienstes einfordere, könne das auch bei den evangelischen Geschwistern der Raumschaft finden, so Treuer, der wie er betont, "seit 25 Jahren den Weg der Ökumene geht."