Reflexion des gesellschaftlichen Lebens in Noten gekleidet serviert die Stifte-Band in der Asklepios-Klinik. Fotos: Ciubotaru Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Die Stifte-Band spielt in Triberg und begeistert

Triberg. Fünf Musiker auf engstem Raum der kleinen Bühne, in lässiger Kleidung, der Soundcheck läuft. Um sie herum liegen so viele Instrumente, dass man sich fragt, wo für den Rest des Orchesters noch Platz bleibt.

Der Flur im zweiten Stock der Asklepios-Klinik Triberg füllt sich langsam mit Zuhörern. Der Flur ist bestuhlt und mittlerweile nicht nur für die Patienten des Krankenhauses als "Konzertsaal" für die Musikszene bekannt.

Überregional bekannt sind auch Kretzschmars Stifte, inzwischen Stifte-Band genannt, welche in der Klinik gastiert.

Vor 25 Jahren wurde die Band von Wolfgang Rogge aus Freiburg und Torsten Pittermann, im sächsischen Freiberg gegründet. Zu ihnen gesellte sich dann Christian Moser (Stimme, Klavier, Akkordeon) und die etwas jüngeren Tobias Lamp (Gesang, Gitarre) und Tobias Schulz (Schlagzeug), die aus dem Schwarzwald stammen.

Drei Mitglieder der Band haben Musik studiert und sind auch als Musiklehrer tätig. Der Mitbegründer Torsten Pittermann (Bass, Gesang) schreibt zusammen mit Wolfgang Rogge (Gesang, Geige, Mandoline, Gitarre, Bouzouki) die Texte, viele sind im Dialekt. Ihre Musik wurde, bis auf ein paar Ausnahmen, ebenfalls von der Band komponiert.

Dann geht es los, ohne große Worte. Sie ziehen sofort die Zuhörer in ihren Bann, auf eine musikalische Reise zwischen den Extremen der Gefühlswelt und des Intellektes. Die Lieder erzählen einerseits von romantischer Liebe, Sehnsucht, Fröhlichkeit, Trauer, aber auch Freiheitsdrang – so wie es einem Troubadour gut steht.

Liebeserklärung an Region

Sehr schön sind die Liebeserklärungen an den winterlichen Schwarzwald und das Geigenlied, eine besondere Komposition über eine seltsame Geige aus dem Museum Schwarzes Tor in St. Georgen. Gesungen wird es im alemannischen Dialekt, gespielt in einem schwierigen Rhythmus, der aus der rumänischen Folklore entstammt, der Sound klingt uralt, wie aus fernen Zeiten. Obsessiv am Ende, wenn nur noch gerufen wird: "Tanz! Tanz!" und Wolfgang Rogge virtuos seine Fidel führt, schnell, immer schneller, fast ekstatisch.

Andererseits befinden sich im Mittelpunkt die Reflexion unserer Gesellschaft, durch fetzige Lieder, auch über skurrile Realitäten, und bissige Sozialkritik. Wie im Lied über den Hund Fifi, den "wir über alles lieben". Der arme Fifi, der im "Yin-Yang-Restaurant" an eigener Haut erfahren muss, dass "Liebe durch den Bauch geht".

Oder im bissigen Lied über den Hausmeister, das ein komplex instrumentiertes Heavy-Metal-Stück ist, in dem sich alle Musiker unglaublich steigern. Und dabei Rogge mit dem Schwingschleifer bis die Funken sprühen einen Mikrofonständer bearbeitet. Was auf der Klangebene entsteht, kann man nicht beschreiben. Es ist aber gut, sehr gut, so dass das Publikum begeistert ausrastet.

Die Darbietung überzeugt im ganzen Programm mit komplexen musikalischen Linien und Rhythmen, mit der ausgefeilten Instrumentierung, mit der Leidenschaft der fünf Musiker. Der vierstimmige Gesang webt zusammen mit den virtuos gespielten Instrumenten einen bunten Klangteppich.

Am Ende des Konzerts folgen tosender Applaus und noch ein paar Zugaben. Denn man würde lieber die ganze Nacht hindurch an einem Lagerfeuer zusammensitzen und die Stifte-Band spielen hören. "Das Leben macht die Lieder/Die Stifte schreib’n sie nieder/Wir sind die Stifte..."