Lebendige Gospelsongs in barocken Mauern: Die Mitglieder des Laetitia-Chors aus Furtwangen singen begeistert. Foto: Nagel Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Laetitia-Chor sorgt für Begeisterung in barocker Kirche / Gospellieder berühren die Herzen

Gospel und Barock – Zwei Elemente, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Freude dürfte aber am ehesten noch als einendes Merkmal der beiden angesehen werden. Der Gospelchor Laetitia aus Furtwangen bewies das bei seinem Konzert im barocken Marienheiligtum.

Triberg. Von der Kanzel der Triberger Wallfahrtskirche blicken die Kirchenlehrer und Apostel kritisch auf das Geschehen, die Großeltern Jesu, Anna und Joachim, und der Heilige Josef begutachten den Einlauf der rund 25 Sänger vom Hochaltar aus. Die Reihen der Kirchenbänke sind fast zu einem Drittel mit interessierten Konzertbesuchern gefüllt.

Ohne Noten gesungen

Der Gospel "This is the day", der aus den Mündern der Sänger, die ihr gesamtes Repertoire auswendig ohne Noten singen und dabei begeistert mitschwingen, bildete den Auftakt der gut einstündigen Aufführung. Eine Transposition nach oben sowie Percussionsound, den Pascale Moser auf Cajón und Bongos erzeugte, verliehen dem flotten Song von Kaith Christopher noch mehr Kraft und hoben gleichsam die Grundintention des Psalms, das dankbare Bekenntnis Israels zur Hilfe Gottes, hervor.

"Vieles hat sich verändert"

Chormitglied Gerhard Dilger blickte in seiner Begrüßung auf den letzten Auftritt in der Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne" vor zehn Jahren zurück. "Vieles hat sich verändert in dieser Zeit, unser Repertoire ist komplett neu und unser Dirigentin auch", sagte Dilger. Dirigentin Sabine Pander leitet seit Oktober 2014 das Ensemble, das sich 1996 aus einem lockeren Singkreis bildete. Seit 1996 arbeitet die studierte Musikerin mit unterschiedlichsten Gruppen im Bereich von Klassik, Pop und Jazz, war zweite Chordirektorin und Korrepetitorin am Theater Bonn und als Assistentin und Stimmbildnerin beim Mädchenchor am Essener Dom tätig.

Mit sichtlich viel Begeisterung begleitete die professionelle Pianistin den Chor auch in der Wallfahrtskirche auf dem Piano und dirigierte nebenbei noch.

Im Text des zweiten Songs klang indirekt die Frage danach an, wo Gott im Leid sei. "Ich bin nicht fähig, Gottes Pläne zu verstehen, ich weiß nur, dass zu seiner Rechten einer steht, der mein Erlöser ist", lautete übersetzt ein Teil der Antwort, die Aaron Shust und Dora Greenwell geben.

Mit "Mary did you know?" stellten die Sänger sowohl einen Bezug zu Maria her, die die Patronin der Wallfahrtskirche ist, als auch zur bald beginnenden Karwoche.

Die Männerstimmen, die mit jeweils vier Sängern besetzt waren, kamen besonders beim alten Gospelsong "Lord I know, I been changed" zum Tragen, Hinweise auf das Wasser des Jordans und die Taufe waren dabei unüberhörbar. Weitere Gospels rundeten das Repertoire ab.

Pop-Genre auch vertreten

In die Gefilde des Pop drangen die Gospelsänger mit dem 2008 erschienenen Coldplay-Song "Viva la Vida" vor. Das anspruchsvolle Arrangement von Jens Johansen sangen sie dabei gekonnt a capella. Auch ABBAs "Thank you for the music" erklang als Vertreter dieser Stilrichtung.

Stehende Ovationen

Nach lang anhaltendem Beifall, stehenden Ovationen und dem Dank an die Pfarrgemeinde "Maria in der Tanne" und Mesnerin Kornelia Kammerer gab es als zweite Zugabe ein sephardisches Wiegenlied, das aus der Zeit vor der Vertreibung der Juden von der iberischen Halbinsel stammt und das einzige Lied war, das die Mitglieder des Chores nicht in englischer Sprache sangen. Dazu wurde es plötzlich stockfinster in den ab 1699 errichteten Gemäuern des Gotteshauses. Nur noch ein paar Opferkerzen spendeten Licht.

Viele strahlende Gesichter konnte man nach der Aufführung entdecken. Die "Laetitia", also die Freude, war auf viele Zuhörer sichtlich übergesprungen.

Der Gospel ist ursprünglich eine afroamerikanische Stilrichtung mit christlichen Texten, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Negro-Spiritual und Elementen des Jazz und Blues entwickelt hat. Etymologisch ist das Wort herleitbar aus dem englischen good spell, was wiederum die Übersetzung des griechischen to euangelion, gute Nachricht, ist.