250 Jahre Stadt- und Kurkapelle, 90 Jahre Narrenmarsch – da ist die goldene Schallplatte als Ehrung ganz sicher verdient. Foto: Schwarzwälder Bote

Zunftball: Seitenhiebe am laufenden Band auf das Triberger Lokalkolorit / Verdienst-Orden und Ehrungen

Einen Zunftabend mit Seitenhieben an das Geschehen im "Schdädle" und der Raumschaft versprach Zunftmeister Volker Fleig gleich zu Beginn des Zunftballs dem Publikum, darunter die Narrengruppierungen Tribergs und ebenso Gäste aus Schonach und Hornberg.

Triberg. Schon traditionell waren keine Besucher aus Schönwald anwesend, jedoch neben den Mitgliedern des Gemeinderats auch Vertreter der örtlichen Geldinstitute sowie ein bestens gelaunter Bürgermeister Gallus Strobel.

Der Fanfarenzug unter Leitung von Lisa Datzmann eröffneten den Abend musikalisch, bevor der Narrenspruch von Michelle Buck folgten. Unter musikalischer Begleitung der Stadtmusik boten anschließend die Jungteufel einen schaurig-schönen Tanz vor der Kulisse des "Rathauses".

Durch das Programm führte "Hausmeister" Sven Ketterer, der nebenbei auch mit markigen Sprüchen die Pausen überbrückte. So stellte er etwa fest, dass Handwerker die Träger der Wirtschaft seien, Bundespolitiker Träger der Republik - einer träger als der nächste.

Einen neuen Verdienst-Orden verliehen Zunftmeister und Stellvertreter an Jürgen Schätzle, Stefan Hermann und Rolf Meier – der ihn selbst entworfen hatte. Für den 90. Jahrestag des Narrenmarsches wurde die Stadtmusik mit der goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Gnadenlos reimte der Zunftmeister über die bekannt gewordenen Ungereimtheiten – auch sein Stellvertreter bekam dabei den einen oder anderen Seitenhieb ab, schließlich ist der Bautechniker zugleich städtischer Bediensteter. Auch als Stellvertreter des Narrenchefs habe er sich einige "Spezialitäten" geleistet. Auch Susanne Muschal als Architektin in der Asklepios-Klinik erfuhr, dass sie durchaus unter Beobachtung steht. Und Frank Fenskis Grill-Leidenschaft mit Hindernissen machte ebenso die Runde. Die Gäste aus Hornberg hatten den Turnverein in Form einiger junger Tänzerinnen mitgebracht, die von Zwergen bis hin zu engagierten Tänzerinnen alles verkörperten. Sie hatten einen bejubelten Auftritt, der geradezu nach Zugabe schrie.

Drei einsame Damen (Ute Meier, Susanne Muschal und Beate Adam), unterstützt durch einige Musiker zeigten musikalisch auf, was den Gallus so ausmacht – mit allen Stärken und Schwächen. Der amüsierte sich köstlich, auch dann, als sie sich über sein antiquiertes "Drei-K-Frauenbild" (Kirche, Küche, Kinder) ausließen.

Die Jungteufel von Sabine Wagenseil hatten einen wackeren Auftritt mit so genannten "Boomwhakers", das sind Kunststoff-Röhren, die in unterschiedlichen Längen verschiedene Töne erzeugen, wenn man sie anschlägt. Als Falkner und Vogel glänzten Stefan Hermann und Rolf Meier – sie nahmen sich allerlei Triberger Bürger vor, machten aber auch vor dem Gremmelsbacher Ortsvorsteher oder den Schonachern (ein Lieblingsthema) nicht Halt.

Martin Mayer und einige junge Musiker erklärten, was die Musiker früher machten, als ihnen die Stadt Triberg die Instrumente verweigerte – sie nahmen sich Flaschen vor und tranken sie aus, damit man darauf musizieren konnte.

Eva Maria Kammerer, Beate Fenski und Francesca Hermann verlegten "s’Bänkle" diesmal auf die tolle Aussicht des Ehrenmals – und per Fernglas entdeckten sie so manche Ungereimtheit. Frank Fenski, Stefan Hermann, Michael Eschment, Rolf Meier, Sven Ketterer und Narrenchef Volker Fleig bewiesen als Männerballett echtes Taktgefühl.

Über viele Dinge, angefangen vom Wasserfall über die Parkgarage bis hin zur bevorstehenden Superwahl, sangen die "Straßenkehrer", bestehend aus sieben Gemeinderatsmitgliedern aller Fraktionen, musikalisch begleitet von Lisa Nagel am Flügel. Thematisiert wurden auch Wirtschaftssterben und der gräulich anzusehende Burggarten.

Die Tanzmädels der Zunft wirbelten abschließend kunterbunt über die Bühne so toll, dass man dringend eine Zugabe forderte, was so manche Tänzerin enorm forderte.