Barockensemble der Wiener Symphoniker und Vokalsolisten lösen wahre Begeisterungsstürme aus
Von Siegfried Kouba
Triberg. Ein denkwürdiges Wiedersehen und Wiederhören gab es am Samstagabend mit dem Barockensemble der Wiener Symphoniker in der Triberger Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne".
Geschlossenes Musizieren, intensiver Streicherklang und solistische Instrumental-Darbietungen ließen gesteigerte Qualität spüren, womit die Wiener zu einer sattelfesten, ästhetisch hochwertigen Gemeinschaft mit Weltklasse aufsteigen.
Moderator und Dirigent Christian Birnbaum hatte Tempi, dynamische sowie expressive Gestaltung fest im Griff, beantwortet durch die aufmerksam agierenden Musiker. Begeisterungsstürme brandeten in der Wallfahrtskirche auf.
Bewundernswerte Einzelleistungen
Bewundernswert waren die Einzelleistungen von Konzertmeister Willy Büchler, des Cellisten Andreas Pokorny (Bach!) und der Cembalistin Sonja Leipold und zum Gelingen des Abends der "Musica inflammata" trugen die Vokalsolisten bei, die in den Zugaben die Summe ihrer gesanglichen Talente und ausgebildeten Stimmen hören ließen.
Die zum Mezzo hin neigende Belinda Loukata glänzte mit der Arie "V’adoro pupille" aus "Giulio Cesare". Mit ihrer anmutigen, gerundeten, konzertanten Stimme und ihrer Ausdrucksstärke konnte sie die tiefen Empfindungen der Kleopatra transportieren.
Zu den barocken Sternen gehört das "Ombra mai fu" aus Händels "Xerxes". Hier war es der Countertenor Thomas Lichtenecker, der seinen bestens trainierten "Alto" einsetzte, eine Stimme die, durch Klarheit, tonliche Treffsicherheit und vollendete Artikulation bestechen musste.
Das Programm zeigt, wie im Barock gelebt, geliebt, gelitten und kokettiert wurde
Mit ihrem opernhaften, gleißend-hellen und durchdringenden Sopran gestaltete Julia Koci die Arie "Lascia chi’o pianga" aus der Oper "Rinaldo".
Das Programm zeigte, wie im Barock gelebt, geliebt, gelitten und kokettiert wurde. Schäferspiele bereicherten höfisches Leben und bürgerlich-christliche Lebensart standen gegenüber.
Georg Muffats "Splendidae nuptiae" und Bachs "Hochzeitskantate" bildeten den Rahmen. Das Instrumental-Werk des Savoyarden versprühte französische Lebensfreude. Es lebte von Temperament, feierlichem Charakter, rustikalen Momenten, elegantem Maestoso, pittoresker Ornamentik und duftigen Menuetten.
Johann Sebastian Bachs "Cantata a voce sola BWV 210" trug den seriösen Stempel eines Protestanten, der mitten im Leben stand.
Eine durchdachte Choreografie machte "O holder Tag, erwünschte Zeit" zur Lobeshymne mit feinfühligen Schwingungen weiblichen Zaubers und männlicher Freude. Nicht nur Julia Koci, sondern Peter Schreiber (Oboe d’amore), Alexandra Uhlig (Querflöte) und Willy Büchler (Violine) leisteten ihren niveauvollen Beitrag zur "Hochzeitskantate".
Schattierungen zwischenmenschlicher "erster Gefühle", "umschmeichelnder, süßer Leidenschaft" und "erstem Streit" fing Musik von Georg Friedrich Händel ein. Deutlich war der "Geschlechterkampf" im "Liebesduell" von Amarilli und Daliso, bestens interpretiert durch Belinda Loukota und Thomas Lichtenecker.